Aus wirtschaftlicher Vernunft

Sollen die SCL Tigers freiwillig in die 1. Liga absteigen?

Keine Panik. FANTIGER liegen keinerlei Indizien für dieses Szenario vor. Doch da bei den SCL Tigers die wirtschaftliche Vernunft weit über den sportlichen Zielen steht, müssten sie diese Variante eigentlich in Betracht ziehen. Ein Rechenbeispiel.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

brandisEHC-Wiki_Logo-KontaktDie NLB sei langfristig keine Option, sagte Tigers-Präsident Peter Jakob im FANTIGER 133. Vielleicht ist die 1. Liga eine. Als die Huttwil Falcons im Frühjahr 2011 den sportlichen Aufstieg in die NLB einwandfrei realisierten, taten sie dies mit einem Budget von ca. 600'000 Franken. Ganz so billig würde es in Langnau nicht möglich sein, ein Spitzenteam in der obersten Amateurklasse zu finanzieren. Doch die Langnauer würden in der 1. Liga vor der deutlich grösseren Zuschauerkulisse spielen, als dies bei den Falken der Fall war. Wir wagen mal eine nicht ganz ernst gemeinte Rechnung.

 

Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, als der SC Langnau in die 1. Liga tauchte. Die Spiele gegen Wiki Münsingen, Langenthal, Burgdorf etc. waren trotzdem Kult und wurden im Schnitt von mehr als 4'000 Zuschauern besucht. So war es möglich, den zuvor finanziell ernsthaft angeschlagenen SC Langnau wieder auf Kurs zu bringen. Voraussetzung waren jedoch die sportlichen Ziele. Man sprach bereits damals von der Rückkehr in die NLA.

 

Dies wäre natürlich bei einem freiwilligen Abstieg aus finanzieller Vernunft nicht möglich. Aber bei geschickter Kommunikation, bei welcher ein allfälliger Wiederaufstieg in die NL nicht völlig ausgeschlossen wird, und bei einem regelmässigen Vorstoss bis mindestens in den Playoff-Final könnten diesbezügliche Hoffnungen über Jahre am Leben erhalten werden, und so wäre ein Schnitt von ca. 3'000 Zuschauern pro Spiel gar nicht so realitätsfremd. Wir rechnen mit (inkl Final) ca. 45 Spielen, vorsichtig budgetierten 2'500 Zuschauern pro Spiel und durchschnittlichen Eintrittspreisen von 15 Franken (20 Franken für Sitzplätze, 10 Franken für Stehplätze), und kommen so auf Einnahmen von ca. 1,7 Millionen Franken. Hinzu kämen Sponsoringeinnahmen von 100'000 Franken und der Verkauf von Fan-Artikeln brächte auch noch ca. 20'000 Franken ein. Den Gastrobereich (Wurst und Bier) rechnen wir nicht, weil dieser ja defizitär ist. Wir kommen auf ein Einnahmentotal von 1'820'000 Franken.

 

Damit wären zu bezahlen: Die Eismiete (geschätzte 500'000 Franken), die Löhne für Spieler und Staff (wir rechnen fürstliche 700'000 Franken, womit wir sämtliche andern Organisationen der 1. Liga weit hinter uns lassen würden), die Entschädigungen für einen abgespeckten und teilweise ehrenamtlich arbeitenden Büroapparat (300'000 Franken, auch dies Liga-Spitze), die Unterstützung für die Young Tigers (100'000 Franken), und kommen somit auf Ausgaben von geschätzten 1'600'000 Franken. Es bleiben also 220'000 Franken, um das Defizit aus der Gastronomie zu decken, in der Hoffnung, dieses würde sich mit den Jahrzehnten schliesslich in Richtung «selbsttragend» entwickeln. Je mehr dies der Fall wäre, desto mehr würde sich das Unternehmen SCL Tigers gewinnbringend betreiben lassen.

 

Und nochmals: Bei geschickter Rhetorik und ausreichend Siegen liessen sich in Langnau auch in der 1. Liga über Jahre hinwg im Minimum durchschnittlich 2'500 Zuschauer in die Ilfishalle locken. In den 700'000 Franken Lohnkosten wäre auch ein Betrag für ein allfälliges Nachrüsten während der Saison enthalten, damit sich die Führung nicht mehr den gleichen Vorwürfen wie in der NLB aussetzen würde. Alles wäre in Butter. Oder etwa doch nicht?