Vieles, aber nicht alles ist gut

Viele Stärken und eine Sorge

Nach sechs gespielten Playoff-Partien und gleich vielen Siegen ist es Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, weshalb denn die SCL Tigers derzeit so erfolgreich sind, und sich zu fragen, ob es denn so weiter gehen kann. Die Gründe für den Lauf sind schnell gefunden.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Jubel 

Die SCL Tigers hatten in den bisherigen Playoffs viel Grund zum jubeln.

 

 

Der Torhüter

Lorenzo Croce macht derzeit einen ausgezeichneten Job. Seine bisher «schlechteste» Abwehrquote in diesen Playoffs lag bei 92,3 Prozent. In den letzten vier Partien liess er jeweils nur einen Gegentreffer zu, und seine beste Abwehrquote notierte bei 97%. Dies sind Spitzenwerte. Spielt Croce weiterhin auf diesem Niveau, ist er der weitaus bessere Rückhalt, als ihm dies die Experten zugetraut hätten. Einzig seine Ausflüge hinter das Tor sind oft nicht das Gelbe vom Ei. Da hätte bereits der eine oder andere ins Auge gehen können.

 

Geschlossene Mannschaftsleistung

Die SCL Tigers liessen ihren Gegnern bisher keinen Raum, sich zu entfalten. Sie stehen kompakt, machen die Räume bereits in der Mittelzone eng, und räumen vor dem Tor konsequent auf. Sämtliche Spieler agieren vor allem in defensiver Hinsicht äusserst diszipliniert und mit viel Selbstvertrauen. Jeder kennt seine Aufgabe und erledigt diese mit Bravour.

 

Die Differenzmacher

Die geschlossene, disziplinierte Mannschaftsleistung ist die Basis, auf der Erfolge aufgebaut werden. Für die Differenz sorgte häufig die Linie mit Tobias Bucher, Christopher DiDomenico und Raphael Kuonen. Die drei schossen insgesamt 14 der bisher 22 geschossenen Playoff-Tore, und liessen sich gleichzeitig 13 Assists gutschreiben. Eifriger Punktesammler ist auch Philipp Rytz, der bisher zu 6 Toren assistierte.

 

Der Coaching-Staff

Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson ist es gelungen, das Team nicht nur auf den zweiten Rang der Qualifikation zu führen, sondern auch rechtzeitig auf Kurs für erfolgreiche Playoffs zu bringen. Perfekter, als es jetzt zumindest den Anschein macht, kann man eine Formkurve nicht planen. Gustafsson beweist, dass ein Coach nicht den Hampelmann machen oder den Polteri markieren muss, um ein Team auf Kurs zu bringen.

 

Mit andern Worten: Der Transfer von «Wunderstürmer» Christopher DiDomenico kurz vor Playoff-Start war der Mosaikstein, den diese Mannschaft noch benötigte, um vollständig zu sein. Den Grundstein zum Erfolg legten die Langnauer jedoch mit der Verpflichtung von Bengt-Ake Gustafsson als Headcoach und Peter Andersson als Assistent.

 

Dieses Potential müssen die Tiger besser abrufen

Doch es gibt auch etwas, das die SCL Tigers dringend wieder verbessern müssen. Die derzeitige Abhängigkeit von der Atom-Sturmlinie ist zu gross. Rechnen wir zu den 14 Toren und 13 Assists der Linie Bucher/DiDomenico/Kuonen noch die Skorerpunkte der Verteidiger dazu (1 Tor, 15 Assists), so verbleiben für die restlichen drei Sturmlinien in 6 Spielen noch 7 Tore und 7 Assists. Wird die Atomlinie durch einen Gegner aus dem Spiel genommen, ist es jedoch wichtig, dass andere in die Bresche springen können. Dies ist derzeit zu wenig der Fall.

 

Doch unser Fokus muss auch auf dem Wörtchen «derzeit» liegen. Die SCL Tigers haben ohne Atomlinie den 2. Rang der Qualifikation erreicht. Das heisst, dass auch die andern Linien skoren können. Es hängt nur derzeit nicht an, was jedoch nicht weiter schlimm ist, weil das Team ja trotzdem gewinnt. Doch wie sagte Adrian Gerber nach dem 3:4 n.P. verlorenen Spiel vom 14. Januar in Olten. «Unser Handycap ist jedoch die Verwertung der Torchancen. Wir haben viele Spieler, die letzte Saison völlig andere Rollen inne hatten. Diese können den Hebel nicht einfach so umlegen. So einfach wird aus einem Arbeiter kein Skorer.» Wichtig ist nun, dass sich die einzelnen Spieler nicht wieder zu sehr in die alten Rollen begeben. Denn sonst könnte wiederum schwierig werden, den Hebel umzulegen, sollte dies wieder nötig werden. Ausserdem ist die Mannschaft schwieriger auszurechnen, wenn sich sämtliche Linien an der Torproduktion beteiligen. Es muss ja deswegen nicht jede Linie auf die Werte der Atom-Sturmlinie kommen. Und diese wiederum muss ja deswegen ihre Produktion nicht drosseln.

 

Der HC La Chaux-de-Fonds muss morgen siegen, will er in dieser Serie noch eine Rolle spielen. Gelingt dies nicht, so kann es für die Neuenburger nur noch um «Kosmetik» in Form von einem oder zwei Siegen gehen. Es ist deshalb damit zu rechnen, dass der HCC im 3. Spiel dieser Playoff Halbfinalserie nochmals alles auspacken wird, was er auspacken kann. Die Serie ist für die SCL Tigers noch nicht in trockenen Tüchern. Nicht auszurechnen, welche zusätzlichen Energien beim Team von Ex Tigers-Coach Alex Reinhard bei einem Break in Langnau nochmals frei gesetzt würden.