Langnau legt in der Serie wieder vor:

Von dem, der gar nicht mehr auf dem Eisfeld sein sollte...

Pascal Berger erzielt in der 19. Minute der Verlängerung das siegbringend 3:2 für die SCL Tigers. Es war der Schlusspunkt einer erstaunlichen Wende. Denn bis vier Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit hatten die Jurassier noch 0:2 geführt.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die Stöcke sind oben. Aber Ajoies Hüter Tim Wolf hat den Puck. Am Schluss hatte er aber nichts mehr zu lachen. Bild: ZVG

 

Sami Lepistö wurde nach dem Spiel zum besten Spieler der SCL Tigers ausgezeichnet. Er hatte zu Beginn der 58. Minute den Ausgleichstreffer erzielt und danach zum Siegtreffer von Pascal Berger assistiert. Ein hoher Funktionär der Langnauer, darauf angesprochen, ob man denn nicht den Siegtorschützen zum besten Spieler hätte wählen können, lapidar: "Ich glaubte, der sei zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr auf dem Eis."

Pascal Berger, bis letzte Saison noch Captain der Emmentaler, durchlebte in den letzten Jahren keine einfache Zeit. Vor allem die letzte Saison war eine zum vergessen. Doch in der aktuellen Spielzeit läuft es wieder besser. Darüber reden, woran denn diese Baisse gelegen haben könnte, mag er nicht. Er sagt nur: "Ihr von der Presse könnt nur schreiben, was ihr seht. Aber bei vielem seht ihr nicht dahinter." Auf die Nachfrage, ob er nicht doch etwas darüber sagen könne, lenkt er ab: "Er sage dies nicht speziell wegen sich, sondern das gelte eigentlich für alle Teamkollegen." Vermutlich hätte er auch sagen können, für alle Eishockeyspieler oder noch besser für alle SportlerInnen. Durchlebt jemand mal privat schwere Zeiten, ist nicht gut auf höchstem Level Spitzensport zu betreiben.

Der heutige Siegtreffer wird Päscu gut getan haben. Er redete jedoch die Bedeutung klein. "Hätte Lepistö nicht den Ausgleich geschossen, hätte ich diesen Treffer gar nicht erzielen können. Und meine gesamthafte Leistung war nicht besser, nur weil ich diesen Treffer erzielt habe." Hier widersprechen wir vehement. Denn eine Mannschaft, die gewinnt, wird generell besser bewertet als eine, die verliert. Und wenn dann ein Spieler noch den Entscheidungstreffer relisierte, dann hat er in der Beurteilung vieles richtig gemacht. So ist das Leben. So sind wir JournalistInnen. Gut, dass die Spieler das realistischer sehen.

Von Euphorie war jedenfalls beim ehemaligen Captain nicht viel zu spüren. "Es bleibt schwierig und das nächste ist das schwerste Spiel." Das ist zwar eine Floskel, aber der Wahrheitsgehalt ist nicht abzusprechen.

Euphorie und Freude kam aber beim Publikum sehr wohl auf. Gemeint sind vor allem jene der etwasw über 4'700, die nach Ajoies 0:2 durch Frédérik Gauthier in der 54. Minute noch in der Halle geblieben sind. Die Tiger waren zuvor erfolglos angerannt. Nicht zuletzt deshalb, weil Ajoie aufopferungsvoll kämpfte, jedem Puck und jeden Spieler hinterherjagte, ständig ihre Stöcke in den Langnauer Passlinien hatten und den Einheimischen am Puck keine Sekunde Zeit gönnten. Aber auch, weil die Tiger es lange Zeit verpassten, einen Spieler vor das gegnerische Tor zu stellen, der auch mal einen Abpraller hätte verwerten können oder der dem gegnerischen Torhüter mal die Sicht genommen hätte. Bei Sami Lepistös Ausgleich war Letzteres dann aber endlich mal der Fall. Dass die Tiger das Skore noch ausgleichen konnten, war auch den nachlässenden Kräften beim Gegner geschuldet. Die Ajoulots schafften es plötzlich nicht mehr, nahe bei ihren Gegnern zu sein. Diese erhielten plötzlich mehr Auslauf. Und schon war es geschehen um die Führung und den bereits sicher geglaubten Sieg der Jurassier.

Solche Wenden, zumal kurz vor Schluss und unerwartet, können den Verlierern schon etwas den Boden unter den Füssen wegziehen. Zumal die Langnauer jetzt wissen, dass es sich bei diesem Gegner lohnt, bis zu allerletzt dranzubleiben. Die Spielweise der Ajoulots ist kräftezehrend. Wer weiss, was in Spiel 3 und 4 gewesen wäre, hätten die Tiger nicht kurz vor Schluss ihre dummen Strafen genommen.

Das ist eine Frage der Disziplin und der Mentalität.