Der erste Dreier – ausgerechnet in Pruntrut:
War das jetzt schon die erste kleine Reifeprüfung?
Die SCL Tigers gewinnen auswärts gegen den HC Ajoie mit 3:0. Der doppelte Saarela und Torhüter Boltshauser krallen sich den Sieg. Bastian Guggenheim jubelt in seinem 85. Spiel in der National League über sein erstes Tor.
Vergangenes Wochenende hatten die Langnauer verblüfft. Drei Punkte resultierten in den beiden Spielen auswärts gegen Biel und zuhause gegen Gottéron. Für drei Punkte aus diesen beiden Partien hätte man zuvor unterschrieben. Aber Hand aufs Herz: Die Tiger waren ganz nahe auch an sechs Punkten. Sie waren mit diesen beiden Leistungen innerhalb von gut 24 Stunden in der Meisterschaft angekommen. Und nun also der Dreier gegen den Tabellenletzten.
Eine Pflichtaufgabe, werden die Einen sagen. Denn wer diese Spiele nicht gewinnt, kommt nicht weg vom Tabellenende. Und doch war der Sieg in Pruntrut alles andere als eine Selbstverständlichkeit. In der National League kann jeder jeden schlagen. Das haben unter anderem auch Rekordmeister HC Davos und der letztjährige Playoff-Finalist EHC Biel gemerkt. Und tatsächlich ist der Sieg den Tigern nicht in den Schoss gefallen. Mehrmals musste Torhüter Luca Boltshauser mit einem Big Save retten. Auf der Gegenseite war Ex Tiger Damiano Ciaccio zumindest beim wegweisenden ersten Langnauer Treffer nicht ganz unschuldig. Er griff beim Abschluss von Aleksi Saarela mit seiner Fanghand ins Leere (9.). Der Treffer fiel bei Überzahl Langnau. Überhaupt Saarela: Der Finne im Tigerdress erfreut sich aktuell einer ausgezeichneten Form. Sechs Tore in den letzten vier Partien sind eine ausgezeichnete Referenz. Den schönsten Treffer des Abends erzeilte jedoch Bastian Guggenheim. Eine Kombination über mehrere Stationen, alles direkt gespielt, schloss er ebenfalls direkt zum 2:0 ab (47.). Doch trotz erfolglosem Anrennen der Pruntruter: Zwei Schüsse ans Gestänge gegen Ende der Partie zeigen, dass auch der HC Ajoie gefährliche Aktionen hatte. Es waren nicht die beiden einzigen guten Aktionen.
Und trotzdem: der Sieg der Emmentaler im Elsgau (deutscher Name für Ajoie) war verdient. Bei einem fast ausgeglichenen Schuss- und einem ausgeglichenen Chancenverhältnis waren die Tiger einfach das effizientere Team. Man muss die Möglichkeiten dann halt auch verwerten können. Das sah letzte Saison während der Qualifikation noch ganz anders aus. Drei von vier Partien verloren die Tiger damals beim Dauer-Tabellenletzten. Dass nun, nach zwei ausgezeichneten Partien gegen Gegner, die es sich gewohnt sind, das Spiel zu machen, gegen welche die Langnauer auch niemals als Favorit antreten werden und deshalb immer nur positiv überraschen können, auch ein Gegner bezwungen wird, gegen den ein Sieg erwartet wird, ist schon so etwas wie eine kleine Reifeprüfung.
Die SCL Tigers sind zwar immer noch auf dem zweitletzten Rang anzutreffen. Aber sie sind punktgleich mit dem HC Lugano und dem EHC Kloten, weisen aber gegenüber diesen beiden Tabellennachbarn die deutlich bessere Tendenz auf. Ganz klar: Coach Thierry Paterlini gelang es, die Mannschaft nach fünf Niederlagen in Serie zum Auftakt – nach dem Startsieg – zu stabilisieren und auf Kurs zu bringen. Am Wochenende warten mit dem EV Zug (Freitag, heim) und dem EHC Kloten (auswärts, Samstag) zwei weitere schwere Gegner. Nicht ganz abwegig, auch hier für drei Punkte aus beiden Partien unterschreiben zu wollen. Aber wer weiss.