Richtig gehandelt:

Weshalb es unumgänglich war, den Sportchef zu wechseln

Marc Eichmann setzte das falsche Signal, als er ausgerechnet jetzt in die Ferien fuhr. Nach der desaströsen letzten Saison wirkte dies unprofessionell und deplatziert. Nun hat der Verwaltungsrat die richtigen Zeichen gesetzt.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Der EHC Kloten und die SCL Tigers buhlen um den gleichen Trainer. Die Zürcher Unterländer sind gerade aufgestiegen, der Verein ist im Flow, wie man so schön sagt. Es läuft. Zwar weiss man, dass man vor einer schwierigen Saison steht. Aber hey – man ist in der National League. Dort, wo man nach dem Abstieg 2018 wieder hin wollte.

Auf der anderen Seite die SCL Tigers, bereits seit 2015 wieder in der National League. Derzeit quasi ohne andere sportliche Perspektive als den Kampf um den Ligaerhalt. Gerade eine desaströse Saison hinter sich. Es ist gerade schwierig.

Und ausgerechnet jetzt, wo es bei der Personalrekrutierung um die wichtigsten Personalien (Trainer, Ausländer) geht, weilt der Sportchef in den Ferien. Man stelle sich die Wirkung auf den Wunschtrainer und dessen Agenten vor. Man will verhandeln. Eine Gegenseite (Kloten) macht Druck. Man möchte entscheiden. Aber der Verantwortliche bei den SCL Tigers macht blau.

Jeder Kandidat für das schwierige Traineramt in Langnau würde sich wohl überlegen, ob er sich das antun möchte. Denn die Zweifel, dass hier professionell gearbeitet wird (bzw. werden kann) sind so fast nicht mehr zu beseitigen. Der Eindruck, dass man hier nur verlieren kann (und zwar nicht nur Spiele) wäre erdrückend gewesen. Unter solchen Umständen kommt kein guter Trainer nach Langnau. Vor allem dann nicht, wenn er die Wahl hat. Und ein guter Trainer hat immer eine Wahl.

Diese Wahl besteht auch im Sponsoring. Wer Geld in einen Verein stecken will oder soll, will, dass damit professionell und seriös gearbeitet wird. Schliesslich sind auch Sponsoren lieber auf der Gewinner- als auf der Verliererseite. Auch Produkte verkaufen sich eher, wenn man diese mit Gewinnern assoziiert als mit Verlierern. Allein schon deswegen sind viele Siege und gute Ränge viel Geld wert.

Marc Eichmanns Ferien warfen also in jeder Hinsicht ein schlechtes Licht auf seinen Arbeitgeber. Sie werfen Fragen auf hinsichtlich der Professionalität und der Leidenschaft, mit welcher auf dieser Position gearbeitet wird. Solche Zweifel können sich die SCL Tigers nicht leisten. Das wäre fatal gewesen. Der Entscheid, den Sportchef zu wechseln, war deshalb richtig.

Mit Pascal Müller kommt einer, mit dem wohl einige im Umfeld der SCL Tigers schon früher gerechnet oder ihn zumindest gefordert hatten. Mit ihm kehrt etwas Hoffnung auf Besserung in der Ilfishalle ein. „Päscu“ wird aber Zeit benötigen. Von heute auf morgen sind keine Wunder zu erwarten.

Hoffen wir, dass bald einmal eine genaue Strategie mit klaren, realistischen, aber nicht zu knapp bemessenen Zielen formuliert werden. Am besten mit einem langfristigen Plan und einer Vision, wo man in fünf Jahren stehen will.

Vertritt und verfolgt man diese Strategie glaubwürdig und arbeitet mit der nötigen Professionalität und viel Leidenschaft, ist man etwas näher an den Sponsoren. Bzw. die Sponsoren etwas näher am Klub und etwas freigiebiger. Schwierig bleibt es wohl aber in Langnau immer.