Tigers schocken Lugano
Das nennt man einen optimalen Start
Wer hätte das gedacht? Die SCL Tigers gewinnen in Lugano überraschend deutlich mit 1:4. Dabei wackelten die Emmentaler nur zu Beginn der Partie. Danach gelang es weitgehend, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Ein absolut verdienter Erfolg.
Zugegeben: In der 12. Minute hatten die Langnauer sehr viel Glück. Denn da trafen innerhalb nur weniger Sekunden nacheinander zuerst Giovanni Morini den Aussenpfosten und danach Luca Fazzini die Latte. Gut möglich, dass die Partie einen völlig anderen Verlauf mit einem anderen Sieger genommen hätte, wenn einer dieser beiden Abschlüsse zu einem Tor geführt hätte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Tiger auch nicht allzuviel zu bestellen. Die Partie schien den erwarteten Verlauf zu nehmen. Doch sie nahm eben dann doch nicht den erwarteten Verlauf.
Die Langnauer besannen sich darauf, dass es für sie besser ist, den Puck möglichst weit von ihrem eigenen Tor fernzuhalten. Möglicherweise wurde dieses Vorhaben etwas begünstigt durch ein leichtes Nachlassen der Tessiner. Fortan waren es nämlich die Gäste, welche der Partie zunehmend den Stempel aufdrückten. Und sie kamen dabei auch zu Chancen. In der 16. Minute scheitert Flavio Schmutz in ausgezeichneter Position am blitzschnell verschiebenden Lugano-Hüter Niklas Schlegel. Es war ein letzter Weckruf vor dem Einschlag. Denn in der 17. Minute lag die Scheibe in Schlegels Kasten. Joel Salzgeber hatte einen Schuss von Tim Grossniklaus geschickt abgelenkt.
Dazu eine Bemerkung. Dass die Tiger ein Spiel mit einem abgelenkten Treffer in ihre Bahnen lenken, war bisher alles andere als selbstverständlich. Denn solche Tore von Langnauern waren bisher eine Seltenheit. Viel öfter wurden Partien zugunsten der Gegner durch Ablenker entschieden. Was nach Zufall aussieht, wird nämlich vielfach geübt. Die Art und Weise, wie Joel Salzgeber seinen Treffer erzielte, sah auch nach "geübt" aus. Gut gemacht!
Die Tiger brachten den Vorsprung nicht nur in die erste Pause, sondern sie doppelten gleich darauf nach. Nach einem defensiven Fehler der Luganesi bedient Alexandre Grenier seinen Teamkollegen Jesper Olofsson, der ganz genau zielt. Schlegel hat keine Abwehrchance.
Wenn man bei den SCL Tigers etwas kritisieren will, dann müsste dies ihr Verhalten bei eigener Überzahl sein. Nicht nur, dass Lugano bei seiner ersten eigenen Strafe (es war nach Spielmitte die erste Strafe der Partie) sogleich zu seiner besten Chance seit der 12. Minute kam, welche Ivars Punnnovs im Tiger-Tor allerdings souverän zunichte machte, sondern kurz darauf nahmen die Gäste kurz hintereinander gleich zwei Strafen. So dass sie nach Ablauf des gegnerischen Ausschlusses selbst während fast anderthalb Minuten in doppelter Unterzahl agieren mussten. Lugano brachte allerdings in dieser Phase nichts zustande. Daran erkennt man, dass in diesem neu von Chris McSorley gecoachten, hochkarätigen Ensemble noch vieles nicht stimmt. Im Schlussdrittel, als die Luganesi ihre zweite Strafe nehmen mussten, fingen die Tiger wiederum postwendend selbst eine Strafe ein. Diese war zwar nicht gerechtfertigt. Aber die Situation war eben trotzdem äusserst heikel, und wurde durch eine Nachlässigkeit herbeigeführt. Da müssen die Jungs des neuen Tiger-Coaches Jason O'Leary aufpassen. Solche Fehler werden sich irgendwann rächen. Also abstellen.
Erneut mussten also die Tiger in Unterzahl agieren. Und Lugano musste nun kommen. Aber es lief an diesem Abend eben nicht so, wie es allgemein erwartet wurde. Aus dem von den Einheimischen erhofften Anschlusstreffer wurde nichts. Denn Harri Pesonen realisierte einen Shorthander. Anssi Saarela scheiterte dabei vorerst an Schlegel, aber Pesonen erbte.
Lediglich zweienhalb Minuten später dann doch der erste Treffer der Tessiner. Der Langnauer Anhang machte sich auf eine heisse Schlussphase gefasst. Und tatsächlich versuchten die Platzherren, zunächst mächtig auf die Tube zu drücken. Aber es gelang den Gästen, die Kadenz ihres Gegners gleich wieder etwas zu brechen und dann selbst noch einmal zuzuschlagen. Jesper Oloffson gelang die Entscheiung in der 52. Minute und sorgte so für ein entspanntes Spielende.
So etwas nennt man einen optimalen Start. Das gibt Mumm für weitere Aufgaben. Und es zeigt, dass das Langnauer Eishockey unter dem neuen Coach erfolgreich sein kann. In die richtigen Bahnen gelenkt haben dieses Spiel zwei, die man noch nicht so auf der Rechnung hat. Performt haben aber auch die Ausländer. Wenn es in den Köpfen stimmt - und Erfolge sorgen dafür, dass es in den Köpfen stimmt - dann ist vieles möglich. Ein erfolgreicher Start ist nicht alles. Aber er erleichtert vieles.
HC Lugano - SCL Tigers 1:4 (0:1, 0:1, 1:2)
Cornèr Arena Lugano, 4'761 Zuschauer. SR: Hürlimann/Stolc, Cattaneo/Duarte. Tore: 17. Salzgeber (Grossniklaus, Schwery) 0:1. 22. Olofsson (Grenier, Blaser) 0:2. 46. Pesonen (Saarela, Schilt, Ausschluss Olofsson!) 0:3. 48. Traber (Müller, Loeffel) 1:3. 52. Olofsson (Schilt, Grenier) 1:4. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen Lugano, 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.
HC Lugano: Schlegel; Müller, Loeffel; Riva, Alatalo; Guerra, Chiesa; Wolf; Boedker, Arcobello, Fazzini; Josephs, Thürkauf, Bertaggia; Herburger, Morini, Walker; Stoffel, Tschumi, Traber.
SCL Tigers: Punnenovs; Huguenin, Leeger; Blaser, Erni; Grossniklaus, Schilt; Zryd; Pesonen, Saarela, Petrini; Olfosson, Grenier, Loosli; Sturny, Schmutz, Berger; Salzgeber, Diem, Schweri; Lapinskis.
Bemerkungen: Lugano ohne Carr, Haussener (beide verletzt), SCL Togers ohne Weibel (verletzt), Guggenheim, Elsener (beide überzählig), Melnalksnis, Stettler, Kurt, Aeschbach (alle Partnerteams). 12. Pfostenschuss Morini, 12. Lattenschuss Fazzini. 33.33: Timeout Lugano.