Deutlicher, als das Resultat vermuten lässt:

Die SCL Tigers ziehen gegen die Lakers den Kürzeren

Die SCL Tigers gehen in der Partie gegen die Lakers trotz eines frühen Zweitore-Vorsprungs als verdienter Verlierer vom Feld. Aber Sekunden vor Schluss hätte Aleksi Saarela für seine Mannschaft sogar noch einen Punkt sichern können.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Trotz des Zuzugs von Robert Mayer hütet der zuletzt verletzte Ivars Punnenovs das Langnauer Tor. Hier macht er einen Angrif von Rappi-Topscorer Nando Eggenberger unschädlich. Bild: Marcel Bieri

 

18 Sekunden vor Schluss - Ivars Punnenovs hatte sein Tor längst zum dritten Mal verlassen - hatte Aleksi Saarela das leere Repperswiler Tor vor sich. Aber er reussierte nicht. Es wäre der Ausgleich für die SCL Tigers gewesen, nachdem sie bereits den Anschlusstreffer zum 4:5 durch Jesper Olofsson mit sechs Feldspielern und ohne Torhüter erzielt hatten. Beinahe hätte es also zum Punktgewinn gereicht. Zumal Alexandre Grenier in der 54. Minute das Skore schon einmal ausgeglichen hatte. Beim Ausschluss von Nico Dünner traf er zum 3:3. Doch bereits 67 Sekunden später lag Rappi durch den zuvor Ausgeschlossenen wieder in Front, und exakt zwei Minuten danach erzielte Nando Eggenberger das 3:5. Auch dieser Treffer einer in Überzahl. Anthony Huguenin sass eine Strafe ab.

Diese hektische, ereignisreiche Schlussphase gehörte zu einem ebensolchen Spiel, in welchem die SCL Tigers im Startdrittel durch Tore von Jules Sturny (7.) und Flavio Schmutz (11.) mit 2:0 in Führung gingen. In dieser Phase lief die Partie eindeutig für die SCL Tigers, obwohl auch die Gäste zu ihren Chancen kamen, diese aber nicht verwerteten. Das Überzahlspiel, das schliesslich 5 Sekunden vor dessen Ablauf zur 1:0 - Führung für die Langnauer führte, lief zuvor überhaupt nicht wunschgemäss. Aber als Tim Grossniklaus von der blauen Linie abzog, konnte Sturny erben. Und vier Minuten später lenkte Schmutz das Zuspiel von Alexandre Grenier ins gegnerische Tor.

So sehr das Spiel zuvor für die Langnauer gelaufen war, so leichtfertig gaben sie den Vorsprung allerdings wieder aus den Händen. Der Anschlusstreffer zeichnete sich zwar ab. Gegen Ende des Startdrittels schnürten die Rapperswiler die Einheimischen in deren Drittel regelrecht ein. Trotzdem: Wieder einmal fühlte sich für einen gegnerischen, puckführenden Spieler niemand zuständig. So konnte Yannick Brüschweiler, der die "liegengelassene" Scheibe von Igor Jelovac übernahm, mit aller Zeit der Welt ungehindert Richtung Langnauer Tor spazieren, Mass nehmen und treffen. Und in der 24. Minute kassierten die Tiger sogar einen Shorthander und machten dabei wohl alles falsch, was man falsch machen kann. Das Abwehrverhalten von Anthony Hugenin war zumindest unbeholfen, wenn wir es positiv ausdrücken wollen. Und weshalb Ivars Punnenovs nicht aus seinem Tor herauskam und die Scheibe wegspedierte, weiss wohl nur er selbst. Zeit hätte er zur Genüge gehabt.

Ein paar Worte zum Langnauer Hüter: Erstmals stand der neuverpflichtete Robert Mayer im Aufgebot. Punnenovs meldete sich aber von seiner Verletzung zurück und lieferte ausser seinem Patzer beim Ausgleich zum 2:2 eine starke Partie mit mehreren Big Saves. Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatte er genug. Denn im Mitteldrittel spielte bis auf die letzten beiden Minuten lediglich Rapperswil. Dabei hätten die Gäste längst in Führung liegen müssen. Mehrmals kamen sie im Slot zu ausgezeichneten Abschlussmöglichkeiten. Die Abwehr der Langnauer hinterliess dabei oft gar keinen guten Eindruck. Bis auf die Schusseffizienz waren die Gäste den Einheimischen in fast allen Belangen deutlich überlegen. Sie sind die besseren Läufer, haben die bessere Passqualität, sind stärker am Stock und in den Zweikämpfen an der Bande, und sie haben die besseren "Brainskills". Unter Brainskills sind die Erfassung der Spielsituationen und die Reaktionen darauf gemeint. Ich mache ein einfaches Beispiel: Als der Puck, abgelenkt nach einem versuchten Zuspiel von einem gegnerischen Stock bogenförmig durch die Luft segelte, rannten zwei Rappispieler bereits in die Richtung, in der er landen würde, als der Puck noch in der Luft war. Sämtliche Langnauer warteten mit einer Reaktion, bis der Puck gelandet war. Entsprechend handelten sie sich einen Rückstand ein, den sie bis zum nächsten Unterbruch fast nicht mehr einholten. Solche Szenen, in denen sich die Rapperswiler einen Vorsprung herausholten, gab es viele. Zusammen mit ihren überlegenen läuferischen Fähigkeiten führte dies dazu, dass die Tigers meistens hinterher hechelten und ständig im Stress schienen. Sie wähnten sich selbst dann unter Druck, wenn sie es mal für eine kurze Zeit nicht waren. Brainskills sind zum Teil eine Talentfrage. Aber man kann sie auch trainieren. 

Umstritten war dann der Führungstreffer zum 2:3. Er fiel erst im Schlussdrittel. Rappis Topskorer Nando Eggenberger zog bei einem Konter alleine auf das Langnauer Tor zu, traf aber nur den Pfosten. Ivars Punnenovs wusste nicht, wo sich den Scheibe befand. Fabian Maier stocherte sie unter ihm hindurch ins Tor. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene am Video an, nachdem sie zuerst auf Tor entscheiden hatten. Schliesslich gaben sie den Treffer. Obwohl glücklich und umstritten, war dieser zu diesem Zeitpunkt hochverdient.

Wie auch der Sieg der Lakers insgesamt sehr verdient war. Sie waren na diesem Abend das bessere Team.

 

SCL Tigers - Rapperswil-Jona Lakers 4:5 (2:2, 0:1, 2:3)

Ilfishalle, 4'437 Zuschauer. SR: Stolc/Dipietro, Altmann/Duarte. Tore: 7. Sturny (Grossniklaus, Ausschluss Jelovac) 1:0. 11. Schmutz (Grenier) 2:0. 19. Brüschweiler (Jelovac) 2:1. 24. Wick (Auschluss Rowe!) 2:2. 46. Maier 2:3. 54. Grenier (Huguenin, Auschluss Dünner) 3:3. 56. Dünner 3:4. 58. Eggenberger (Vouradoux, Ausschluss Huguenin) 3:5. 58. Olofsson (Pesonen) 4:5.

SCL Tigers: Punnenovs; Huguenin, Leeger; Erni, blaser; Grossniklaus, Schilt; Guggenheim, Zryd; Pesonen, Saarela, Schwery; Olofsson, Schmutz, Grenier; Sturny, Berger, Petrini; Loosli, Diem, Salzgeber. 

Lakers: Nyffeler; Djuse, Maier; Profico, Voudaroux; Sataric, Jelovac; Aebischer, Baragano; Neukom, Dünner, Wick; Cervenka, Rowe, Eggenberger; Brühschweiler, Albrecht, Zangger; Forrer, Mitchel, Wetter.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Zaetta, Stettler, Weibel, Elsener (alle verletzt), Melnalksnis, Aeschbach, Lapinskis (Partnerteams). Lakers ohne Moses, Lehmann, Lammer (alle verletzt), Marha (überzählig), Rutz, Bircher (Partnerteams). 25. Pfostenschuss Saarela. SCL Tigers ab 57.25 bis 57.58, von 58.08 bis 58.15 und ab 58.29 ohne Torhüter. 57.58: Timeout SCL Tigers.