Am Schluss wurde es noch knapp:

SCL Tigers beziehen vierte Niederlage in Serie

Das Mitteldrittel war der Knackpunkt. Der HC Lausanne legte zwischen der 22. und der 37. Minute mit drei Toren die Grundlage zum Sieg gegen die SCL Tigers. Die Frage stellt sich: Genügen alle Tiger-Akteure den Anforderungen der National League?

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Martin Gernat, der Schütze zum 1:4 für den HC Lausanne, beschäftigt Torhüter Robert Mayer und Keijo Weibel von den SCL Tigers. 

 

Wenn man den Spielbericht nicht vor Ende der Partie schreiben kann, ist dies insofern ein gutes Zeichen, weil dies bedeutet, dass diese eben nicht vorher entschieden war. Tatsächlich waren die SCL Tigers plötzlich - ähnlich wie bei ihrem Sieg auswärts in Davos - wieder dran. Hätten sie beim Ausschluss gegen Lausannes Fabian Heldner fünf Minuten vor Schluss beim Stand von 3:4 die Nerven behalten, hätte es völlig unerwartet noch zum Punktgewinn reichen können. Doch es reichte dann eben doch nicht und die SCL Tigers, welche damit die vierte Niederlage in Serie einstecken mussten, warten immer noch auf den ersten Heimsieg der Saison.

Die nach der Niederlage in Pruntrut gegen die HC Ajoie auf den letzten Rang abgerutschten Emmentaler zeigten heute zumindest zeitweise, dass sie wohl derzeit zurecht dort klassiert sind. Daran ändern auch die beiden Tore von Jesper Olofsson zum 2:4 (52.) und von Joel Salzgeber nach genau 54. Minuten zum 3:4 nichts. Denn Hand aufs Herz: Drei gute Minuten reichen nicht zum Punktgewinn.

Gut - das war jetzt eventuell etwas unfair. Die Platzherren hatten nicht nur drei gute Minuten. Aber viel mehr waren es insgesamt nicht. Zumindest nicht so viele, wie sie Flavio Schmutz erlebt haben will. Ganze zwei gute Drittel will der Mittelstürmer der ersten Linie seiner Mannschaft zugestehen. "Wir konnten das Startdrittel ausgeglichen gestalten und im Schlussdrittel hatten wir sehr viel Power." Nun, der Berichterstatter mag vielleicht etwas gar schwarz gesehen haben. Sollte ich mich in meiner Wahrnehmung tatsächlich geirrt haben, können die SCL Tigers ja auf der gegen den LHC gezeigten Leistung aufbauen und morgen in Zürich überraschen.

Immerhin: Vielleicht hätte die Partie einen anderen Verlauf genommen, hätte Alexandre Grenier in der 22. Minute seine vorzügliche Tormöglichkeit verwerten können. Statt dessen hiess es nach dem schnellen Konter direkt im Gegenzug 0:1 für die Gegner aus dem Waadtland. Christoph Bertschy schickte Tim Bozon auf die Reise, dieser bediente Ronald Kenins, der keine Mühe mehr hatte, den komplett ausgespielten Robert Mayer im Tor der Langnauer zu bezwingen. Bis zur 37. Minute konnten die Gäste ihren Vorsprung durch Tore von Bertschy (30.) und Jason Fuchs (37.) auf 0:3 ausbauen. 31 Sekunden vor Ablauf des Mitteldrittels kehrte aber mit Aleksi Saarelas Treffer in Überzahl zum 1:3 wieder eine Prise Hoffnung ein. Vielleicht löste sich dadurch der Sand im Getriebe der Langnauer etwas.

38:1 standen die Wettquoten zu Beginn des Schlussdrittels bei einem Sieg der SCL Tigers. Und die Quoten dürften nach der 50. Minute beinahe ins Unermessliche gestiegen sein, als Martin Gernat - ebenfalls in Überzahl - das Skore mit einem haargenauen Schuss in den Winkel auf 1:4 stellte. Doch wie erwähnt, war damit die Partie noch nicht gelaufen, sondern wurde nochmals neu lanciert. Nach dem 3:4 Anschlusstreffer wollte aber den Einheimischen nichts mehr gelingen. Wer sich von den hohen Quoten zum Wetten animiert fühlte, wurde enttäuscht.

Auch wenn die Partie schlussendlich nur knapp verloren ging, so wurde doch offensichtlich, wo die Probleme der Emmentaler liegen. Sie verfügen über vier überdurchsnittliche Ausländer und nach dem Zuzug von Robert Mayer auch über zwei sehr gute Torhüter. Derzeit ist Mayer jedoch klar heisser als Ivars Punnenovs, weshalb er in den letzten fünf Partien bereits zu seinem vierten Einsatz kam. Erneut zeigte Mayer sackstarke Paraden. Aber wenn der Torhüter und die Ausländer gut performen, aber die Mannschaft trotzdem ständig verliert, muss man sich Gedanken machen. Diverse Akteure im Ensemble der Langnauer zeigen derzeit knapp Swiss League - Niveau. Derzeit beschäftigen die Tiger genau einen Akteur, der in der Lage ist, von hinten heraus einen schlauen Pass zu schlagen. Das ist Torhüter Robert Mayer. Und auch wenn es darum geht, die blaue Linie zu halten, ist man dazu viel zu oft nicht in der Lage. Jeder Mannschaft verspringen in jedem Spiel diverse Pucks. Dies ist ganz normal. Aber so oft, wie dies bei den Emmentalern der Fall ist, ist es eben nicht mehr normal. Auch läuferisch und gedanklich überzeugen die Defensiv-Akteure der Tiger nicht. Zudem macht es einen Unterschied, ob sich gute Ausländer vorwiegend auf sich selbst verlassen müssen, oder ob (und inwieweit) sie die andern Mitspieler in ihr Spiel einbeziehen können. Von den andern Akteuren müssen wir mehr erwarten dürfen. Sonst wird das nichts.

Nur nicht abreissen lassen! - Diesen Satz hörte man nach der Übernahme der roten Laterne am letzten Wochenende verschiedentlich. Aber genau dies droht den Tigern nun. Morgen geht es bereits zu den ZSC Lions nach Zürich. Sie entzauberten heute den EHC Biel auswärts gleich mit 1:5. Bleibt zu hoffen, dass nach diesem wohl überraschend deutlichen Erfolg die Langnauer etwas unterschätzt werden. Am Dienstag folgt dann das Heimspiel gegen die Seeländer. Ob da bei der derzeitigen Heimschwäche Punkte drinn liegen?

Nur nicht abreissen lassen. 

 

SCL Tigers - HC Lausanne 3:4 (0:0, 1:3, 2:1)

Ilfishalle, 4'562 Zuschauer. SR: Stricker/Borga, Fuchs/Kehrli. Tore: 22. Kenins (Bozon, Bertschy) 0:1. 30. Bertschy (Barberio) 0:2. 37. Fuchs (Jäger, Douay) 0:3. 40. (39.29) Saarela (Huguenin, Ausschluss Bertschy) 1:3. 50. Gernat (Sekac, Bozon, Ausschluss Sturny) 1:4. 52. Olofsson (Grenier, Grossniklaus) 2:4. 54. (54.00) Salzgeber 3:4. Strafen: je 2-mal zwei Minuten.

SCL Tigers: Mayer; Erni, Blaser; Zryd, Huguenin; Grossniklaus, Elsener; Guggenheim; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Saarela, Weibel; Sturny, Berger, Diem; Loosli, Salzgeber, Petrini; Schweri.

HC Lausanne: Stephan; Frick, Heldner; Barberio, Marti; Gernat, Glauser; Krueger; Kenins, Bertschy, Bozon; Sekac, Emmerton, Baumgartner; Douay, Fuchs, Jäger; Arnold, Maillard, Krakauskas.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Schilt (gesperrt), Leeger, Langenegger, Zaetta (beide verletzt), Melnalksnis, Aeschbach (Partnerteams). HC Lausanne ohne Riat (verletzt). 59.44: Timeout SCL Tigers.