Sieg gegen den Titelfavoriten:

Siege in Zürich werden zur schönen Tradition

Nach vier Niederlagen in Serie fanden die SCL Tigers ausgerechnet in Zürich zum Siegen zurück? Ausgerechnet? Nein! Gegen die ZSC Lions werden Siege - wenn auch nicht zur Gewohnheit - so doch zur schönen Tradition. Der Erfog der Emmentaler war keineswegs gestohlen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Es fing gut an in Zürich. Bereits in der 5. Minute enteilte Harri Pesonen den in Überzahl agierenden ZSC Lions und erzielte abgeklärt und sehenswert den frühen Führungstreffer für die Tiger. Übrigens: Die Partie endete auch gut. Bild: Susanne Bärtschi.

 

Und plötzlich waren sie im Stress. Gemeint sind damit nicht die SCL Tigers, sondern die ZSC Lions. Der Titelfavorit spielte lange Zeit mit der Gewissheit des sicheren Sieges. Dies, obwohl die Zürcher über einen Grossteil der Partie gegen die Emmentaler in Rückstand lagen. Aber gegen die gegenwärtige Nr. 13 der Liga wird man so ein knappes Rückständlein wohl noch drehen können. Aber die SCL Tigers überstenden nicht nur acht kleine und eine Fünfminuten-Strafe relativ unbeschadet, sie erzielten ihre Treffer zum 1:0 und zum 4:2 jeweils als Shorthander. Sie nutzten die relativ wenigen eigenen Torchancen resolut zu Toren, und gestanden ihrem Gegner bemerkenswert wenige grosse Möglichkeiten zu. Und was doch auf das Langnauer Tor kam, war grösstentiels eine Beute des stark aufspielenden Ivars Punnenovs. Er zeigte eindrücklich, dass a) mit ihm weiterhin zu rechnen ist, dass er b) ebenfalls ein heisser Torwart ist, und dass man c) mit ihm auch gewinnen kann, wenn die Mannschaft vor ihm gut spielt.

Wir sind weit davon entfernt, wegen eines einzigen Sieges alles schönreden und rühmen zu wollen. Aber heute zeigten die SCL Tigers eine äusserst respektable, ja, gute Leistung. Vieles war um Längen besser als noch am Tag zuvor gegen den HC Lausanne. Vielleicht ist dieser Sieg aber auch etwas dem Umstand geschuldet, dass es den Zürchern nie gelang, so richtig Tempo in die Partie zu bringen. Oder sollten wir besser sagen, dem Team von Jason O'Leary gelang es, den Rhytmus der ZSC Lions zu brechen?

Hilfreich war natürlich der gute Start in die Partie. Per Shorthander erzielt Harri Pesonen in der 5. Minute den Führungstreffer. Zwar kann Denis Malgin bereits in der 11. Minute bei einer Strafe gegen Miro Zryd wieder ausgleichen, aber mit diesem Spielstand geht es dann in die erste Pause.

Und erneut gelingt der Start ausgezeichnet. Die Rede ist vom Start ins zweite Drittel, in welchem Flavio Schmutz lediglich 23 Sekunden benötigt, um das Zuspiel von Jesper Olfosson im gegnerischen Kasten unterzubringen. Wahrscheinlich entscheidend war die Phase zwischen der 28. und 35. Minute. Zuerst konnte Zürichs Topskorer Dennis Hollenstein im Anschluss einer Strafe gegen Miro Zryd das Skore erneut ausgleichen. Unmittelbar nach diesem Gegentreffer traf es auch Yannick Blaser mit einer Strafe. Diese nutzten die Zürcher 10 Sekunden vor Spielmitte gnadenlos aus. Doch die Videoanalyse ergab ganz knapp eine Torhüterbehinderung, und so wurde der Treffer annuliert. Statt 2:3 für die Zürcher hiess es fünf Minuten später 3:2 für die Langnauer. Patrick Petrini brachte die Tiger mit einem sehenswerten Treffer erneut in Front.

Und eben: Von jetzt an liessen die Gäste nichts mehr zu. Je länger die Partie dauerte, desto mehr verloren die Zürcher ihre Coolness. Die zuvor ausgestrahlte Siegesgewissheit wich dem Stress. Die fünfminütigen Überzahl zerfloss ohne nennenswerte Gefahr. Später musste der Torhüter raus, und es traf mit Flavio Schmutz nochmals ein Langnauer für ein besüchlein auf der Strafbank. Da kamen auch die Emmentaler nochmals ins Zittern. Aber Aleski Saarela entwischte und erlöste seine Mannschaft. Jeder Serie endet einmal. Auch die Niederlagenserie der SCL Tigers.

Eine starke Reaktion.

 

ZSC Lions – SCL Tigers 2:4 (1:1, 1:2, 0:0)

HASTA Zürich, 7'469 Zuschauer. SR: Tscherrig/Fluri, Altmann/Duarte. Tore: 5. Pesonen (Ausschluss Blaser!) 0:1. 12. Malgin (Roe, Ausschluss Zryd). 21. (20.23) Schmutz (Olofsson, Grenier) 1:2. 29. Hollenstein 2:2. 35. Petrini (Loosli, Grossniklaus) 3:2. 60. (55.02) Saarela (Ausschluss Schmutz!) 2:4. Strafen: 6-mal zwei Minuten gegen die ZSC Lions, 8-mal zwei Minuten und 1-mal 5 Minuten (Huguenin, Bandencheck) gegen die SCL Tigers.

ZSC Lions: Waeber; Marti, Noreau; Geering, Trutmann; P. Baltisberger, Weber; Guebey; Andrighetto, Roe, C. Baltisbrger: Quenneville, Malgin, Azevedo; Hollenstein, Krüger, Sigrist; Pedretti, Schäppi, D. Diem; Aeschlimann.

SCL Tigers: Punnenovs; Erin, Blaser;Zryd, Huguenin; Grossniklaus, Elsener; Guggenheim; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Saarela, Weibel; Sturny, Salzgeber, Berger; Loosli, N. Diem, Petrini; Schwery.

Bemerkungen: ZSC Lions ohne Riedi, Bodenmann, Morant (alle verletzt). SCL Tigers ohne Schilt (gesperrt), Leeger, Langenegger, Zaetta (alle verletzt), Melnalksnis, Aeschbach (Partnerteams). 29.50: Tor ZSC Lions wegen Torhüterbehinderung annuliert. 39. Pfostenschuss Pedretti. 58.22: Timeout ZSC Lions. ZSC Lions von 58.22 bis 59.02 und von 59.33 bis 59.52 ohne Torhüter.