SCL Tigers in Fribourg mit 7. Niederlage in Serie:
Schlafwagen-Hockey in Überzahl
Die SCL Tigers gehen in Fribourg als logischer Verlierer vom Eis. Dabei verschlafen sie jedoch die grosse Möglichkeit zum Ausgleich. Kehren die Langnauer gegen Ajoie zum Siegen zurück?
Üblicherweise müsste man sagen: Wie langweilig! Und wie schwierig, etwas darüber zu schreiben. Da gewinnt der grosse Favorit sein Heimspiel knapp, aber verdient gegen den Aussenseiter. Tagescgeschäft halt. Unspektakulär. Pflicht erfüllt beim Sieger. Gesicht gewahrt beim Verlierer. Alles andere ist Statistik. Und doch bietet gerade diese Partie ein paar Geschichten. Zuerst die Wichtigste:
Die SCL Tigers liegen im Schlussdrittel 2:4 zurück, nachdem Jesper Olofsson in der 41. Minute mit einem seiner gefürchteten Handgelenkschüsse den Anschlusstreffer gelungen ist und danach Matthias Rossi einen blitzschnellen Konter mit Mauro Jörg zur Widerherstellung des alten Abstandes abgeschlossen hat. Und nun muss Mauro Jörg für vier Minuten auf die Strafbank, wo für die nächsten 70 Sekunden Samuel Walser bereits sitzt. Vier Minuten Überzahl also, wovon 1,10" sogar doppelt. Den SCL Tigers gelingt in dieser Zeit prompt wieder der Anschlusstreffer. Das Tor erzielt Flavio Schmutz nach Zuspielen von Aleksi Saarela (zweiter Assist) und Alexandre Grenier, der an allen drei Toren der Langnauer beteiligt ist. Und trotzdem müssen uns diese Minuten, - wegen des Treffers sind es etwas weniger als vier, - zu denken geben.
Die 70 Sekunden der doppelten Überzahl wurden vollständig vertändelt. Keine einzige Torchance resultierte aus dieser doch recht komfortablen Situation. Der Treffer zum 3:4 fiel fünf Sekunden nach Ablauf der Strafe gegen Walser zu einem Zeitpunkt, wo man nicht damit rechnete. Damit aber hatte es sich mit Torchancen aus dieser Überzahl. Der Rest der Zeit wurde wiederum vertändelt. Und auch wenn wir zugeben, dass Gottéron sich geschickt verhalten hat und es den Gästen nicht leicht gemacht hat, so ist halt doch die Art und Weise, wie in deser Phase von den Tigern agiert wurde, äusserst ärgerlich. Wir ärgern uns, obwohl es eigentlich gemäss Statistik nichts zu meckern gäbe. Nachdem Alexandre Grenier bereits in der dritten Minute - ebenfalls in Überzahl - der Führungstreffer gelungen war, stellen wir zum Schluss der Partie fest, dass die Langnauer aus vier gegnerischen Strafen zwei Treffer erzielten. Eigentlich ein guter Wert. Aber da wäre mehr drinn gelegen.
Aber vor allem in den Minuten, in denen es hier geht, spielten die Tiger ein Schlafwagen-Überzahlspiel. Dabei gelang es ihnen, den Gegner einmal derart einzuschläfern, dass prompt ein Treffer dabei heruauskam. Leider war Gottéron danach aber auf der Hut.
Zweifellos ist aber der Sieg der Saanestädter verdient. Das unentschiedene Resultat nach dem Starddrittel schmeichelt den Gästen total, denn das Schussverhältnis, auf das wir hier sonst kaum Wert legen, sagt mit 6:15 zugunsten der Gastgeber halt schon aus, wie sehr sie in dieser Phase das Geschehen dominierten. Ivars Punnenovs hatte sich an diesem Abend über Arbeit nicht zu beklagen und hielt mehrere Male grandios. Die Differenz legten die Fribourger mit zwei Treffern im Mitteldrittel ausgerechnet in einer Phase, in welcher die Langnauer spielerisch Paroli boten.
Eine weitere Geschichte, die vor allem dem Anhang der Langnauer zu denken geben müsste: 8'895 Zuschauer fanden den Weg in die BCF Arena zu Fribourg, um das Spiel des Tabellenzweiten gegen den zuletzt sechs Mal sieglosen Vorletzten zu sehen. Es gibt sicher attraktivere Affichen als gerade diese Paarung, und trotzdem war die Arena fast ausverkauft. Dagegen sind in Langnau - mal vom ausverkauften Derby gegen den SC Bern abgesehen, 4'600 Zuschauer das höchste der Gefühle. Dabei sind die SCL Tigers längst nicht die Einzigen, die unter Zuschauerschwund zu leiden haben. Ausser Gottéron, Ambri und Ajoie sind wohl alle Organisationen der National League davon betroffen. Aber gerade im Fall der Tiger wäre ein grosser Aufmarsch von grösster Wichtigkeit. Aber die Pandemie, die zur Zeit die Schweiz spaltet, zeigt auch die Grenzen der Solidarität der treusten Fans der Liga schonungslos auf.
Den SCL Tigers bietet sich am Samstag die Chance, gegen den HC Ajoie endlich die Niederlagenserie zu beenden. Die letzte Begegnung im Emmental endete mit einem komfortablen 9:3 - Erfolg für die Emmentaler. Doch aufgepasst: Die Jurassier haben soeben den HC Davos von seiner Siegesserie "befreit". Tim Wolf in Hochform hat die Bündner ohne Punkte nach hause geschickt. Eifach wird das Unterfangen also nicht.
Und den Fans der SCL Tigers bietet sich bereits an diesem Samstag die Gelegenheit, etwas für den Zuschauerschnitt in Langnau zu tun.
HC Fribourg-Gottéron - SCL Tigers 4:3 (1:1, 2:0, 1:2)
BCF Arena Fribourg, 8'895 Zuschauer. SR: Tscherrig/Hungerbühler, Kehrli/Stalder. Tore: 3. Grenier (Pesonen, Ausschluss Walser) 0:1. 16. Rossi (Gunderson, DiDomenico, Ausschluss Erni) 1:1. 32. Mottet (Desharnais) 2:1. 37. Rossi (Gunderson, DiDomenico) 3:1. 41. Olofsson (Grenier) 3:2. 48. Rossi (Jörg) 4:2. 53. Schmutz (Grenier, Saarela, Ausschluss Jörg) 4:3. Strafen: je 4-mal zwei Minuten.
Gottéron: Berra; Chavaillaz, Gunderson; Furrer, Sutter; Jecker, Diaz; Kamerzin; Mottet, Desharnais, Marchon; DiDomenico, Schmid, Brodin; Jörg, Walser, Rossi; Jobin, Haussner, Gauch.
SCL Tigers: Punnenovs; Schilt, Huguenin; Zryd, Erni; Elsener, Grossniklaus; Blaser; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Saarela, Berger; Sturny, Salzgeber, Petrini; Loosli, Diem, Langenegger; Schweri.
Bemerkungen: Gottéron ohne Sprunger, Bykov, Dufner, Bougro (alle verletzt), SCL Tigers ohne Aeschbach, Weibel (beide verletzt), Guggenheim (krank), Melnalksnis (Partnerteam), Leeger (überzählig). 18. Lattenschuss Rossi. 58.58 Timeout SCL Tigers. SCL Tigers ab 58.30 ohne Torhüter.