Vor den Augen von Biels Hockeygott Kevin Schläpfer:
Kein Hockeygott für die Tiger zur Stelle
Wieder ein Heimspiel ohne Punkte. Langnau war nicht chancenlos, doch die Chancen waren nutzlos. Die Abschlüsse konnten nicht in Tore umgemünzt werden. Die Emmentaler Raubkatzen waren heute Abend zahme Stubentiger, erwachten zu spät und verloren zu Hause mit 2:5.
Das kleine Berner Derby findet heute Abend in der Ilfishalle statt. Der EHC Biel reist vom schönen Seeland ins noch schönere Emmental. Die Bieler (52) sind mit 22 mehr Punkten als die Emmentaler (30) auf dem 5. Platz.
Können die Tigers heute Abend die Seeländer bezwingen? Sicher. Wenn sie aktiver und dominanter spielen als der EHC Biel. Und jede noch erdenkliche Chance, welche die Tigers in die Krallen bekommen, muss ausgenutzt werden.
Das Spiel beginnt nicht optimal für die Langnauer. Bereits in der vierten Minute erzielt Biel durch Mike Künzle den Führungstreffer zum 1:0. Rund drei Minuten später erhalten die Tigers ihre erstes Überzahlspiel. Doch dieses kann leider nicht zu einem sauberen Abschluss umgewandelt werden.
So wie die Seeländer spielen, müssten sie zu schlagen sein. Die Bieler bringen nicht das Tempo in ihr Spiel, was wir sonst von ihnen gewohnt sind. Langnau aber leider auch nicht. Doch, sobald die Emmentaler aktiver werden, sind diese den Bielern überlegen und kommen zu guten Chancen vor Torhüter Joren van Pottelberghe.
Jetzt müssen diese erspielten Möglichkeiten in Drittel zwei und drei nur noch in Tore umgewandelt werden.
In der 24. Minute erhält Biel die erste Powerplay Chance. Doch auch die Gäste können im ersten Überzahlspiel die Abschlüsse nicht in Tore ummünzen. Langnaus letzter Mann, Robert Mayer, hat die Augen und Schoner auf den Puck fixiert, wie eine Raubkatze ihre Beute (Doch das wird das letzte Mal gewesen sein).
Vier Minuten später (28.), die Gelegenheit für Flavio Schmutz und Alexandre Grenier. Diese flitzen zusammen mit einem Bieler auf Joren van Pottelberghe zu. Doch leider sind die Hockeygötter nicht mit ihnen und sie verfehlen das Bieler Tor.
Genau in der Hälfe dieser Partie, erhalten die Katzen eine «gratis» Gelegenheit, einen Treffer in Überzahl zu erzielen. Durch einen Konzentrationsfehler (zu viele Spieler auf dem Eis) nimmt ein Bieler auf der Strafbank Platz.
Doch der Puck will nicht in das Tor der Gäste.
Und dann kommt Biels Toni Rajala:
Der Finne stürmt auf Robert Mayer zu. Sein Schuss prallt Links am Pfosten ab. Die Flugbahn ist so ideal, dass der Puck nach dem Aufprall den Weg ins Tor findet. 2:0 für die Gäste aus dem Seeland.
Aber für Biels Topskorer ist das noch nicht genug. 21 Sekunden vor Ende des Mitteldrittels versenkt er sein 13 Tor. 3:0 für den EHC Biel. Vorausgegangen war ein schwerer Abspielfehler von Langnaus Hüter, der sich danach in der Drittelspause prompt auswechseln lässt.
Aber wir spielen Eishockey. Das Spiel dauert noch zwanzig Minuten.
In Ambri und Davos hatten die Tigers ja bewiesen, dass sie in einem Drittel sogar fünf Tore können. Man konnte also auf die Hockeygötter hoffen.
Ein Hockeygott erscheint vor Beginn des letzten Drittels auf dem Würfel: Kevin Schläpfer. Sobald er auf dem grossen LED-Bildschirm über dem Eisfeld erscheint, rufe die Bieler-Fans: Kevin Schläpfer Hockeygott, Kevin Schläpfer Hockeygott.
Und von diesem Zeitpunkt an, findet der Puck immer wieder den Weg ins Langnauer Tor.
Ivars Punenovs erging es also nicht besser als Robert Mayer: In der 45. Minute bezwingt Viktor Lööv den 24-jährigen Letten (3:0). Drei Minuten später erziel Mike Künzle den vierten Treffer für die Seeländer.
Sollen die 5013 Zuschauer wirklich kein einziges Tor ihrer Raubkatzen sehen? Sind sie heute Abend zu zahmen Stubentiger geworden? Nicht ganz. In der 45 Minute bezwingt Jesper Olofsson mit Hilfe von Flavio Schmutz und Alexandre Grenier Biels Torhüter Joren van Pottelberghe erstmals in diesem Spiel. Dies ist das 23 Tor des 28-jährigen Schweden für seine SCL Tigers.
150 Sekunden nach dem 1:5 fällt das 2:5. Wieder hatte Jesper Olofsson seinen Stock im Spiel. Sein Zuspiel findet den Weg zu Anthony Huguenin, dieser zieht ab. Teamkollege Flavio Schmutz lenkt vor dem Bieler Kasten noch ab.
Der Stubentiger erwacht. Doch leider viel zu spät.
Er hätte auch weiter schlafen können.