Kein Brot in Fribourg

SCL Tigers lediglich ein Sparringpartner für den Leader

Der HC Fribourg-Gottéron war für die SCL Tigers eine Nummer zu gross. Die tapfere Gegenwehr bei Leader nützte nichts. Zu mehr als einem Statistendasein in einer Sparringrunde beim Leader reichte es nicht.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Auf meine Erklärung von gestern wegen der Butter, die sich nicht so restlos vom Brot nehmen lässt, erhielt ich nach der Partie einen Anruf von einem Bekannten, der mich darauf aufmerksam machte, wie schnell die SCL Tigers gelernt hätten. Sie hätten sich nämlich diesmal nicht mehr im letzten Moment noch die Butter vom Brot nehmen lassen. Diesmal hätten sie dafür gesorgt, dass das Brot gar nicht erst bestrichen werde. Das ist natürlich mehr als boshaft und wird dem Geschehen in der BCF Arena nicht ganz gerecht.

Denn die Langnauer beginnen durchaus ansprechend und erarbeitenn sich Möglichkeiten. Doch ein Erfolg ist ihnen nicht beschieden. Und wenn offensiv nichts läuft, sind die Tiger sowieso verloren. Denn dass sie in der Defensive Probleme haben, weiss man nicht nur in Langnau, sondern auch bei den Gegnern. Stört man die Tiger bei der Angriffsauslösung, provoziert man immer wieder Fehler. Fehlzuspiele, ungeplante Icings etc. "passieren" aber auch, wenn genügend Zeit und Raum vorhanden wäre. Ein Fehler führte dann auch zum Fribourger Führungstreffer. Ein unnötiger Scheibenverlust, und schon war es passiert. Julien Sprunger hatte eingenetzt (19.).

Die Langnauer, so kurz vor Drittelsende also mit dem gegentreffer geschockt, wurden kurz nach der Pause ein weiteres Mal wachgerüttelt. Lediglich 76 Sekunden nach Wiederaufnahme der Partie stand es nach einem weiteren Treffer von kilian Mottet bereits 2:0. Von da weg war absehbar, dass es auch diesmal nichts werden würde mit Punkten bei Gottéron. Dies ist weiter nicht aussergewöhnlich. In Fribourg, beim derzeitigen unangefochtenen Leader, darf man verlieren. Gottéron gewann zehn seiner letzten elf Spiele und erfreut sich einer ausgezeichneten Form. Die Langnauer waren also nichts anderes als ein angenehmer Sparringpartner. Ein Gegner, bei dem man sich schon ein Bisschen Mühe geben musste, um zu gewinnen, bei dem man aber, wenn alles normal seinen Lauf nimmt und man selbst die Konzentration nicht verliert, nie Gefahr läuft, Punkte abgeben zu müssen. Zum Ende des Mitteldrittel stand es 3:0. In der 35. Minute traf Ryan Gunderson mit seinem Onetimer von der blauen Linie aus.

Fast in jeder Partie gibt es für den Verlierer den einen oder anderen "Was wäre wenn - Moment". In der Partie zwischen Gottéron und Langnau wagt man sich fast nicht, danach zu fragen. Denn bei der Leichtigkeit und Kaltblütigkeit, mit welcher die Fribourger agierten, mit ihren blitzschnellen, zum Teil wunderbar herausgespielten Konter ihre fünf, schön über die Spielzeit verteilten Tore, stellt man sich schon die Frage, wo und weshalb die Tiger dieser Partie eine andere Richtung hätten geben sollen. Vielleicht, wenn zu Beginn der Partie der Führungstreffer gelungen wäre? Kaum vorstellbar, dass sich die Gastgeber dadurch hätten aus der Ruhe bringen lassen.

Die 41. Minute hätte eventuell ein solcher Moment werden können. Geladen kamen die Tiger aus der Kabine und hatten in der gleichen Spielszene hintereinander gleich zwei ausgezeichnete Möglichkeiten, zumindest ein wenig in die Partie zurückzufinden. Doch hintereinander scheiterten Alexandre Grenier und Flavio Schmutz. Am Ende stand es 5:1 aus der Sicht der Heimmannschaft. Für die Langnauer hatte Sebastian Schilt getroffen. Ein Verteidiger.

Bereits im Derby gegen den SC Bern hatten mit Anthony Huguenin und Larry Leger (nur) zwei Verteidiger getroffen. Seit zwei Spielen hat kein Tiger-Stürmer mehr ein Tor erzielt. Die Ausländer trafen sogar seit drei Spielen nicht mehr ins Netz. Wenn neben den defiensiven Problemen auch noch offensive Impotenz hinzu kommt, wird es schwierig mit Punkten.

Zum Glück geht es zum letzten Meisterschaftsspiel des Jahres für die SCL Tigers nach Zürich. Die ZSC Lions sind ein besonders beliebter Punktelieferant geworden. Da sind drei Punkte und ein positiver Jahresabschluss quasi sicher. Und vielleicht auch eine Vertragsverlängerung für Coach Jason O'Leary um mehrere Jahre.

Der Coach ist in Langnau seit einiger Zeit ein Thema. Die SCL Tigers sind trotz viel besserer Ausländer und besserer Torhüter kaum weiter als vor einem Jahr (+ 4 Punkte nach 34 Partien). Das ist auch dann zu wenig, wenn wir berücksichtigen, dass gerade in Langnaus Defensive immer wieder wichtige Spieler verletzt waren. Zum Beispiel Miro Zryd, der zuvor in Zug und Bern bewiesen hat, was er leisten könnte, und der die Lücke nach dem Abgang von Andra Glauser nach Lausanne schliessen sollte, kam wegen seiner Verletzung zum dümmstmöglichen Zeitpunkt in dieser Saison noch nicht so richtig auf Touren. Und ein wenig rächt es sich halt schon, dass man vom ursprünglichen Plan, bei den Ausländern drei Stürmer und einen Verteidiger verpflichten zu wollen, abgerückt ist. Hinten fehlt es an allen Ecken und Enden. Und eine Entwicklung hin zum Guten ist beim besten Willen nicht erkennbar.

 

HC Fribourg-Gottéron - SCL Tigers 5:1 (1:0, 2:0, 2:1)

BCF Arena Fribourg, 7'943 Zuschauer. SR: Tscherrig/Iverson, Steenstra/Altmann. Tore: 19. Sprunger (Schmid) 1:0. 22. Mottet (Desharnais) 2:0. 36. Gunderson (Jecker, DiDomenico) 3:0. 46. Marchon (Rossi) 4:0. 49. (49.00) Schilt (Schmutz, Olofsson) 4:1. 59. Marchon (Bykov, Rossi) 5:1. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen Gottéron, 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

Gottéron: Berra; Jecker, Gunderson; Chavaillaz, Kamerzin; Furrer, Sutter; Mottet, Desharnais, Brodin; DiDomenico, Schmid, Sprunger; Bykov, Marchon, Rossi; Jobin, Haussener, Bougro.

SCL Tigers: Mayer; Schilt, Zryd; Blaser, Huguenin; Leeger, Grossniklaus; Elsener; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Diem, Weibel; Dukurs, Salzgaber, Berger; Loosli, Bieri, Langengger.

Bemerkungen: Gottéron ohne Diaz, Dufner, Walser, Jörg (alle verletzt). SCL Tigers ohne Saarela, Schweri, Sturny, Melnalksnis (alle verletzt), Guggenheim, Erni (beide krank).