Ein 1:9 zum Abschluss:

Wir sind erlöst - Endlich !

Es hat zum Schluss nicht mehr richtig Spass gemacht. Die junge Langnauer Mannschaft erhielt zum Abschluss der Saison eine von Servette locker herausgespielte Lehrstunde. Freudig dürfte der Langnauer Anhang allerdings auf den Totomat geschaut haben. Denn für den SC Bern ist die Saison ebenfalls zu Ende.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Noch einmal waren die Langnauer mittendrin im dramatischen Geschehen zum Ende der National League. Ihr Gegner, der HC Genf-Servette war nämlich eine von vier Mannschaften im Kampf um die direkte Playoff-Qaulifikation. Da hätten die Tiger also zum Ende der Saison nochmals sowas wie das Zünglein an der Waage spielen können, hätten bei entsprechender Konstellation und einem Sieg sogar die Meisterschaft beeinflusst. Doch daraus wurde nichts. Nach einem passablen Start verkam die geschwächte Langnauer Mannschaft zu einer reinen Statistentruppe. Für die Genfer war der Auftritt in der Ilfishalle ein lockeres Einlaufen für kommende Aufgaben. Das Anstrengendste dürfte die Reise gewesen sein. Vorstellbar ist, dass sie wohl lieber den doppelten Widerstand vorgefunden, ihre Gegner aus den anderen Partien dafür verloren hätten. Trotz des hohen Sieges müssen die Genfer nämlich die Pre Playoffs bestreiten. Sie dürfen dies immerhin ausgeruht tun.

An der gegnerischen Bande stand auch Rikard Franzén. Der letztjährige Tiger-Coach ist seit einigen Monaten Assistent von Jan Cadieux in Genf. In Langnau musste er zum Ende der letzten Saison gehen, weil man "neue Impulse" setzen wollte. Trotz formidabler Aufrüstung bei den ausländischen Spielern ist dieses Unterfangen gründlich in die Hose gegangen. Die Verantwortlichen werden ganz genau analysieren müssen, was denn alles schief gelaufen ist. Und sie müssen sich fragen, ob denn im Emmental wirklich immer professionell genug gearbeitet worden ist. Eine derart desaströse, ja peinliche Saison darf sich ganz sicher nicht wiederholen. Ein paar wenige Korrekturen werden nicht genügen, um nächste Saison eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen. Man darf nicht der Illusion verfallen, nur weil man dannzumal (wohl) sechs ausländische Spieler einsetzen kann, man müsse bei den Schweizern nicht ebenfalls nachrüsten. Der Sportchef ist gefordert. Auch bei der Wahl des Trainers. Sonst droht der Abstieg.

Die Zuschauerränge in Langnau waren diesmal arg gelichtet. Viele Fans dürften ihre Mannschaft bereits am Samstag gegen den HC Davos verabschiedet haben. An einem Montag wollten sich wohl viele die erwartete Pleite nicht mehr antun. Sie bekamen recht. Mit Gianluca Zaetta, Larri Leeger, Janis Elsener, Michael Loosli, Patrick Petrini, Livio Langnengger und Rihard Melnalksnis wurden bereits vor dieser letzten Partie sieben Spieler zur Verstärkung an Partnerteams abgegeben. Dafür wird sicher etwas Geld fliessen. Aber man wird sich die Frage stellen müssen, was denn das für ein Reglement ist, das so etwas erlaubt (oder sogar fordert). Es kann doch nicht sein, dass ein ambitionsloser Klub zum Schluss der Meisterschaft nicht mehr alles für den Sieg tut und dadurch möglicherweise die Meisterschaft verfälscht. Dass die Langnauer gegen die Genfer wohl auch in Vollbesetzung nichts zu bestellen gehabt hätten, wollen wir nicht verschweigen. Aber dies tut nichts zur Sache. 

Gab es Erfreuliches an diesem Abend aus Langnauer Sicht? Ja, das Gab es. Das Erfreulichste fand wohl nicht in Langnau statt, sondern rund 35 Kilometer westlich. Da uterlag der SC Bern dem HC Lausanne mit 1:4. Weil gleichzeitig der HC Ambri-Piotta die Lakers bodigte, erreichten die Leventiner auf Kosten der Mutzen die Pre Playoffs. Für die einst so stolzen und erfogsverwöhnten Berner ist die Saison zu Ende. Und die Langnauer erhalten Anschauungsunterricht, wie man eine neue Halle gebührlich einweiht. Nämlich mit einem Erfolg. 

Weiter erfreulich ist der erste Treffer in der National League von Oskars Lapinskis. Der Lette im Tigerdress mit Schweizer Lizenz und Jahrgang 2002 erzielte diesen nach exakt neun Minuten im Startdrittel. Es bleib der einzige Torerfolg der Langnauer an diesem Abend. Weiter zeigten die beiden jungen Torhüter Tim Baumann und Louis Kurt, dass sie Big Saves können. Dass sie noch nicht ganz auf dem Niveau eines Ivars Punnenovs oder Robert Mayer sind, versteht sich von selbst. Aber auch mit Punnenovs im Tor hätten die Tiger diesmal nicht gewonnen.

Bleibt die Erkenntnis, die man als Fan eigentlich nie aussprechen sollte oder dürfte: Es ist vorbei! Wir sind erlöst! Endlich!

 

SCL Tigers - HC Genf-Servette 1:9 (1:3, 0:3, 0:3)

Ilfishalle, 4'385 Zuschauer. SR: Hürlimann/Ruprecht, Burgi/Gnemmi. Tore: 5. Pouliot 0:1. 9. (09.00) Lapinskis (Rohrbach, Blaser) 1:1. 12. Filppula (Winnik) 1:2. 14. Filppula (Winnik) 1:3. 27. Moy 1:4. 36. (35.27) Moy (Tömmernes) 1:5. 36. (35.53) Moy (Pouliot, Karrer) 1:6. 52. (51.49) Vatanen (Tömmernes, Winnik, Ausschluss Grossniklaus) 1:7. 53. (52.33) Berthon (Le Coultre, Smirnovs) 1:8. 53. (52.56) Völlmin (Richard) 1:9. Strafen: 3-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Pesonen, unsp. Verhalten) gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten gegen Servette.

SCL Tigers: Baumann (ab 35.53 Kurt); Schilt, Zryd; Grossniklaus, Diem; Guggenheim, Blaser; Aeschbach; Pesonen, Saarela, Rohrbach; Olofsson, Schmutz, Grenier; Sturny, Berger, Weibel; Wenger, Lapinskis, Liechti.

Servette: Descloux; Tömmernes, Karrer; Maurer, Vatanen; Le Coultre, Jacquemet; Völlmin; Winnik, Filppula, Vermin; Rod, Richard, Jooris; Smirnovs, Pouliot, Moy; Riat, Berthon, Antonietti; Vouillamoz.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Mayer, Stettler, Huguenin, Erni, Salzgeber (alle verletzt), Zaetta, Leeger, Elsener, Loosli, Petrini, Langenegger, Melnalksnis (alle Partnerteams). Servette ohne Charlin, Tanner, Patry, Miranda (alle verletzt)