Den Wiederaufstieg als Ziel

Ziel Wiederaufstieg - Die Mission läuft

Die Mission ist längst angelaufen. Mit Blick auf die NLA beschritten die SCL Tigers bereits im Sommer neue Wege. Nebst dem geregelten, auf die individuellen Gegebenheiten bei den einzelnen Spielern ausgerichteten Sommertraining trainierte die Mannschaft einmal wöchentlich auf dem Eis.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Christopher DiDoVerständlicherweise wird in Langnau die Wortkombiantion «Zielsetzung Wiederaufstieg» tunlichst gemieden. Man könnte ja daran gemessen werden. Doch längst ist klar, wo der Weg hinführen soll, ja muss! Denn spätestens nach dem Konkurs der EHC Basel Sharks dürfte jedem klar sein, dass die NLB für einen Klub wie die SCL Tigers mittel- und langfristig nicht die Heimat sein kann. Bereits ein Jahr zuvor traf es den traditionsreichen HC Sierre, und erneut wird im Wallis heftig spekuliert. Denn so richtig fest im finanziellen Sattel soll auch der HC Red Ice Martigny nicht mehr stecken. Reformen sind in den beiden obersten Ligen des Landes gefragt. Doch die naheliegendste Lösung, nämlich eine NLA und eine NLB mit je zehn Teams mit einem direkten Auf- und Absteiger, wird bei den Klubvertretern keine Chance haben. Zwölf NLA Klubs mit je drei Stimmen stehen an den Ligaversammlungen jeweils neun NLB Klubs mit je nur zwei Stimmen gegenüber. Eher realistisch ist da die Aufstockung der NLB um ein paar Spitzenvereine aus der 1. Liga. Die Gefahr weiterer Konkurse ist dabei unübersehbar.

 

Doch Zielsetzungen hin, deren Kommunikation oder nicht her, ist sowohl den Verantwortlichen wie auch den meisten Fans und Medien klar, dass auch andere Klubs Ziele haben. Für den EHC Olten ist wohl ebenfalls die NLA das Ziel, und auch der EHC Visp könnte die gegenwärtige Stärke und die Euphorie nach dem Titelgewinn zu einem weiteren Schritt nutzen wollen. Mit dem SC Langenthal und dem HC La Chaux-de-Fonds befinden sich zwei weitere Anwärter auf den NLB-Titel unter den neun Konkurrenten. Fünf Klubs also, die sich - ob kommuniziert oder nicht - den Titel zum Ziel setzen. Vier davon werden scheitern. Aber das ist Sport. Und Sport soll so sein. Ein Rennen um den Titel, den nur einer gewinnen wird. Trotz nur noch neun Mannschaften ist die gegenwärtige Konstellation, dass gleich fünf Teams die Meisterschaft gewinnen können, spannend und attraktiv wie selten.

 

Im Rennen um den Qualifikationssieg haben die SCL Tigers gute Karten. Denn anders als zur letzten Saison treten sie nicht mehr als Absteiger, sondern als Playoff-Finalist, und deshalb mit sehr viel mehr Selbstvertrauen in die neue Spielzeit. Anders als in der letzten Saison begannen sie das Sommertraining nicht mit fünf oder sechs, sondern mit über 20 Spielern, und sie beschritten zudem neue Wege. Einmal wöchentlich trainierten sie in Basel auf dem Eis, um die stocktechnischen Fertigkeiten besser zu erhalten. «Über den Sommer kann man einiges verlernen», erklärte Sommertrainer Nik Hess. Deneben wurden täglich zwei, manchmal sogar drei trainingseinheiten absolviert. Jeder trainierte nach seinem eigenen, auf seine Stärken und Schwächen abgestimmten Plan.

 

Wie stark ist das Kader?

Die SCL Tigers hatten einige gewichtige Abgänge zu verkraften. Mit Philipp Rytz verloren sie den produktivsten Verteidiger mit Schweizer Lizenz der NLB an den HC Lausanne. Ebenfalls in die NLA zog es Nicolas Steiner. Der Verteidiger wechselte zum EHC Biel. Und der hoffnungsvolle Nachwuchsstürmer Raphael Kuonen wurde gar vom HC Lugano verpflichtet. Doch mit Damiano Ciaccio verstärkten sich die Langnauer auf der Torhüterposition beträchtlich. Bisher galten Michael Tobler und Thomas Bäumle vom EHC Olten als das eindeutig stärkste Torhüter-Duo der Liga. Nun dürften die beiden durch Damiano Ciaccio und Lorenzo Croce eine starke Konkurrenz erhalten. Im Sturm werden Sven Lindemann und Thomas Nüssli für zusätzliche Feuerkraft sorgen, und den Abgang von Raphael Kuonen kompensieren. Zudem soll noch ein erfahrener Verteidiger mit Schweizer-Lizenz kommen. Doch diesbezüglich fühlt Sportchef Jörg Reber keinerlei Druck. «Wir holen nur einen, der uns tatsächlich weiter bringt. In die Breite des Kaders investieren wir nicht weiter. Wir starten so schon mit einem starken Kader in die Meisterschaft. Unsere Chance, einen zusätzlichen, starken Verteidiger zu verpflichten, wird noch kommen.»

 

Im Rennen um den Sieg in der Qualifikation dürfte den Emmentalern auch entgegen kommen, dass sie diesmal von Beginn weg über ein starkes Ausländer-Duo verfügen. Chris DiDomenico stellte seine grossen Skorerqualitäten bereits letzte Saison unter Beweis. In Langnau wird im physischen Bereich deutlich mehr und besser gearbeitet und trainiert als bei DiDomenicos letztem Arbeitgeber. Der Italo-Kanadier wird demnach in deutlich besserer körperlicher Verfassung sein als im Frühjahr, und die Fans dürfen sich auf seine Auftritte in der kommenden Saison freuen. Über welche Qualitäten Verteidigungs- und Angriffsauslösungsminister Kévin Hecquefeuille verfügt, wissen die Langnauer-Fans längst. Sie haben den französischen Nationalspieler tief in ihr Herz geschlossen, und verzeihen im sogar seine gelegentlichen Totalaussetzer. Bestens in Erinnerung ist sein magistraler, blind geschlagener Fehlpass vom 10. Dezember 2013, welcher zum einzigen und deshalb entscheidenden Treffer der Partie führte. Der HC Ajoie gewann die Partie mit 1:0, aber weil Hecquefeuille seinen Teamkollegen mindestens ein halbes Dutzend pfannenfertige Tormöglichkeiten auflegte, welche allesamt nicht verwertet wurden, wurde der Franzose völlig zurecht trotz seines Fehlpasses zum besten Spieler der Tiger gewählt. Hecquefeuille ist von seiner schweren Schulterverletzung, die er sich im dritten Spiels des Playoff-Finals gegen den EHC Visp zuzog, und die ihn auch die Teilnahme an den Weltmeisterschaften kostete, vollständig genesen.

 

Jörg Reber schätzt das Team deshalb trotz der namhaften Abgänge sogar noch stärker ein als letzte Saison. Headcoach Bengt-Ake Gustafsson und sein Assistent Peter Andersson verfügen über ein breites Kader, und dass sie diese Breite auch auszunützen verstehen, bewiesen sie letzte Saison. Wichtig ist auch, dass die beiden in dieser Spielzeit bereits in der Vorbereitung mit ihrem Team arbeiten können. Wie viel die beschrittenen, neuen Wege im Sommertraining zum Erfolg betragen können, wird sich weisen. Klar ist aber, dass bei den SCL Tigers derzeit alles für den Erfolg getan wird. Recht so!

 

Das Kader

 

Torhüter: Damiano Ciaccio, Lorenzo Crocce.

 

Verteidiger: Martin Stettler, Yves Müller, Massimo Ronchetti, Marc Rüegg, Fabien Currit, Kim Lee Lindemann, Deny Bärtschi, Kévin Hecquefeuille.

 

Stürmer: Lukas Haas, Simon Sterchi, Claudio Moggi, Tobias Bucher, Yannick-Lennard Albrecht, Sandro Moggi, Anton Gustafsson, Adrian Gerber, Sven Lindemann, Remo Schlapbach, Tom Gerber, Chris DiDomenico, Alban Rexha, Thomas Nüssli, Silvan Wyss, Patrick Bandiera, Fabian Haberstich.