Nach Derby-Niederlage:

SCL Tigers am Ort der Bestimmung angekommen

Im zum "Keller-Derby" verkommenen Berner Derby übergibt der SC Bern den SCL Tigers die rote Laterne. Damit sind die Langnauer dort angekommen, wo es von Anbeginn der Saison an ihre Bestimmung war. Auf Seiten der Emmentaler glänzen Torhüter Gianluca Zaetta und Doppeltorschütze Loic In-Albon.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Zu Beginn der Partie sahen sich die Langnauer häufig in die Defensive gedrängt. Bild: Marcel Bieri.

 

Wer vor der Saison behauptet hätte, die SCL Tigers würden bis Mitte Februar nicht auf dem letzten Rang der Tabelle liegen, wäre wohl als realitätsfremd abgekanzelt worden. Noch einen draufgelegt hätte man bei jemandem, der prophezeiht hätte, es sei der SC Bern, der Meister der Saison 2018/19, der letzten, zu Ende gespielten Saison, der bis Mitte Februar die rote Laterne zu tragen habe. Doch genau so war es. Gestern trafen sich die beiden Berner Traditionsvereine zum Krisen-Gipfel, oder eben zum "Keller-Derby". Die Zeiten waren auch schon völlig anders.

Doch das Niveau der Partie zeigte gnadenlos auf, wo sich die beiden Mannschaften derzeit befinden. Eben im Keller der Tabelle. Dass dies nicht von ungefähr kommt, erstaunt bei den SCL Tigers nicht. Sie haben auf dem Papier das klar schwächste Kader der Liga mit nur zwei spielfähigen Ausländern. Zudem ein enormes Verletzungspech. Nach wie vor zieren gleich neun Stammspieler die Verletztenliste der Langnauer. Etwas überraschender ist die Situation beim SC Bern. Ein neutraler Szenenkenner, der vom bisherigen Verlauf der Saison nichts mitbekommen hätte, würde beim Betrachten der auf der Berner-Seite des Matchblattes aufgeführten Namen nie und nimmer darauf tippen, wo sich die Mannschaft gerade befindet. Der Zustand der Stadtberner kann trotz des Sieges im Emmental mit Fug und Recht als himmeltraurig bezeichnet werden. Interessant, was eine Krise selbst in den Köpfen von mehrfachen Meisterspielern auslösen kann. Captain Simon Moser und Tristan Scherwey, um nur zwei von ihnen zu nennen, sind derzeit ein Schatten ihrer selbst. Gut aufgelegt waren jedoch Torhüter Tomi Karhunen und Beat Gerber, der "alte Mann" in der Verteidigung. Der normalerweise vor allem als äusserst zuverlässiger Defensiv-Verteidiger agierende 38-Jährige stand mit seinen zwei Schüssen, die zum 1:1 - Ausgleich (17) und zur 1:2 Führung (26., noch abgelenkt durch Cory Conacher) führten, am Ursprung des Berner Sieges in der Ilfishalle. Nicht unterschlagen wollen wir, dass der Sieg der Berner nicht unverdient war. Sie erspielten sich mehrere gute Torchancen, betrieben vor allem zu Beginn der Partie einen grossen Aufwand, konnten aber selbst einen Fünfminuten-Ausschluss gegen Tim Grossniklaus und eine 45 Sekunden dauernde doppelte Überzahl nicht zu einem Torerfolg ausnützen.

Die SCL Tigers sind nun also dort angekommen, wo sie die Experten bereits vor der Saison hingeschrieben haben. Dass sie sich so lange auf dem vorletzten Rang halten konnten, ist auch der Anzahl Spiele geschuldet, die sie mehr absolviert haben als die Berner. Aber noch im Janunar waren die Tiger auch nach Punkten pro Spiel zwei Mal für kurze Zeit vor den Bernern klassiert. Und weil wir wissen, dass die Tiger nun am Ort ihrer Bestimmung angekommen sind, was in der aktuellen Situation niemand gross kümmert, konzentrieren wir uns für einmal darauf, was wir an Positivem gesehen haben. Trotz der vielen Niederlagen ist es Coach Rikard Franzén gelungen, sein Team bei Laune zu halten. Auch jetzt, nachdem bekannt geworden war, das Franzén zum Ende der Saison gehen muss, sind bei seiner Mannschaft keinerlei Zerfallserscheinungen sichtbar. Erfreulich, dass mit Gianluca Zaetta erneut einer der beiden jungen Backups des derzeit immer noch verletzten Stammtorhüters Ivars Punnenovs glänzen konnte. Zaetta zeigte eine sehr starke Leistung. Eine Leistung auch, die auf eine sehr positive Entwicklung schliessen lässt. Erfreulich auch, dass Loic In-Albon, der am vergangenen Sonntag im Heimspiel gegen den EV Zug seinen ersten Saisontreffer erzielt hatte, nun gleich mit einem Doppelpack nachdoppeln konnte. Beim Führungstreffer zum 1:0 in der 15. Minute nützte er einen Fehlpass von Mika Henauer gnadenlos aus. Beim Treffer zum 2:2 - Ausgleich traf er via Schoner von Torhüter Karhunen von hinter dem Tor. Loic In-Albons vertrag läuft Ende Saison aus. Bisher hat er von Sportchef Marc Eichmann noch nichts gehört. Er weiss deshalb nicht, ob er kommende Saison noch das Dress der Langnauer tragen wird. In den letzten beiden Partien hat er jedenfalls beste Werbung in eigener Sache gemacht. Erfreulich auch die Entwicklung der Langnauer im Boxplay, wobei nicht ganz klar ist, ob diese auch etwas der Schwäche des Gegners geschuldet ist. Auffällig jedoch, dass die Tiger in Unterzhal nicht mehr einfach nur abwarten wie das Kaninchen vor der Schlange, sonder aktiver agieren. Offenbar mit Erfolg: Bei der Fünfminuten-Strafe mit Restausschluss gegen Tim Grossniklaus (27.) wegen eines Checks gegen den Kopf, liessen die Emmentaler nicht nur nichts zu, sie kamen selbst zu einer grossen Tormöglichkeit, welche die beiden Namensverttern Julian und Flavio Schmutz allerdings vergaben. 

SCL Tigers - SC Bern 2:4 (1:1, 1:2, 0:1)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Hebeisen/Salonen, Obwegeser/Kehrli. Tore: 15. In-Albon 1:0. 17. B. Gerber (Heim, Scherwey) 1:1. 26. Conacher (B. Gerber, Zryd) 1:2. 33. In-Albon (Erni, Huguenin) 2:2. 36. Olofsson (Jeffrey, Conacher) 2:3. 60. (59.36) Jeffrey (Olofsson, Conacher, ins leere Tor) 2:4. Strafen: 2-mal zwei Minuten + 1-mal 5-Minuten (Grossniklaus, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten gegen den SC Bern.

SCL Tigers: Zaetta; Lardi, Leeger; Huguenin, Erni; Grossniklaus, Schilt; Bircher; Andersons, In-albon, Rüegsegger; Dostoinov, F. Schmutz, Weibel; Nilsson, Maxwell, J. Schmutz; Sturny, P. Berger, Petrini.

SC Bern: Karhunen; Henauer, Andersson; B. Gerber, Burren; C. Gerber, Thiry; Zryd; Olofsson, Jeffrey, Conacher; Moser, Heim, Scherwey; Sopa, Bader, Praplan; Sterchi, Neuenschwander, A. Berger; Fahrni.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Earl, Glauser, Blaser, Diem, Neukom, Kuonen, Melnslksnis, Salzgeber (alle verletzt), Guggenheim (Partnerteam). SC Bern ohne Sciaroni, Blum, Ruefenacht, Pestoni (alle veretzt), Untersander, J. Gerber (beide krank). 50. Lattenschuss Olofsson. SCL Tigers von 58.25 bis 59.36 ohne Torhüter.