Reife Leistung zum Abschluss:
Tiger mit Quali-Rang 8 als verdienter Lohn
Die SCL Tigers bodigen de HC Ajoie mit 5:1 und schaffen somit die Qualifikation für das Play In aus eigener Kraft. Die Ausmarchung um die beiden letzten Play Off – Ränge beginnt am kommenden Dienstag (20.00 Uhr). Die Langnauer dürfen gegen den EHC Kloten ran und beginnen zuhause.
Hier netzt Flavio Schmutz im Startdrittel zum vermeintlichen 1:0 ein. Doch der Treffer zählt wegen Torhüterbehinderung nicht. Das Ajoie-Tor hüteten gleich zwei Langnauer Playoff-Helden. Bis zu seiner Auswechlung nach dem 4:0 war dies Benjamin Conz, der Held aus der Saison 2010/11. Danach war es Damiano Ciaccio, unser Held von 2019. Bild: Susanne Bärtschi.
Vielleicht werden einige schnöden, dass der Auftritt vor heimischem Publikum gegen den Tabellenletzten ja «nur» eine Pflichtaufgabe gewesen sei. Dem ist entgegen zu halten, dass die Ajoulots sehr wohl hätten die Spielverderber spielen können, denn wenn der Eine muss und der andere nicht, dann ist klar, wie der Druck verteilt ist. Vor der Partie konnte niemand wissen, dass für die Qualifikation für das Play In keine weiteren Punkte nötig gewesen wäre. Die Konkurrenz (der EHC Biel (2:4 in Lugano) und Servette (1:5 in Bern) haben die Niederlagen eingefahren, welche den SCL Tigers das Weiterkommen auch bei einer punktelosen Pleite ermöglicht hätte. Weil die Emmentaler aber gewannen und auch Ambri seine Partie in Fribourg verlor, beenden die Tiger die Qualifikation auf dem 8. Rang, was ihnen zwei Chancen für das Weiterkommen ins Play Off beschert.
Der Spielverlauf
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Im ersten Drittel war es die erwartete zähe Angelegenheit, wobei die Gäste bei einem Lattenknaller der Gastgeber Glück hatten. Letzteren wurde auch ein Treffer aberkannt. Im Mitteldrittel änderten die Langnauer ihre Spielweise und spielten viel direkter in die Spitze. Damit überrumpelten sie Ajoie Mal für Mal und zogen mit 4:0 in Front. Der Rest war eine Sache der Verwaltung. Als Torschützen zeichneten Dario Rohrbach (1 Tor, 1 Assist), Dario Allenspach (2 Tore), Aleksi Saarela und Harri Pesonen (1 Tor, 1 Assist) verantwortlich. Juuso Riikola und Saku Mäenalanen brillierten zudem mit je zwei Assists. Reif war die Leistung deshalb, weil sie unter hohem Druck zustande kam und weil die Tiger im zweiten Abschnitt erfolgreich ihre Spielweise änderten. Ajoie konnte sich darauf nicht schnell genug einstellen und wurde förmlich überrannt.
Die Würdigung der Qualifikation
Seit Thierry Paterlini und sein Assistent Steve Hirschi als Coaches in Langnau die Verantwortung haben, hat sich die Mannschaft der SCL Tigers stetig entwickelt. In der ersten Saison steigerten sich die Emmentaler von 39 auf 60 Punkte, in der zweiten Saison erfolgte eine weitere Steigerung um 11 Zähler auf 71 Punkte. Und nun wurden sogar 75 Punkte erspielt und erkämpft, also nochmals eine Steigerung um vier Zähler. Dies führte nun zur letztlich souveränen Qualifikation für das Play In und zur Erreichung des Minimalzieles.
Der Erfolg der Emmentaler fusst vor allem auf einer ausgezeichneten Defensive. Nur gerade die ZSC Lions (121) haben noch weniger Gegentore erhalten als die Tiger (126). Im Boxplay und bei den erhaltenen Gegentreffern in Unterzahl sind die Emmentaler sogar einsame Liga-Spitze.
Kein Langnauer weit vorne in der nationalen Skorerliste
Das System, welches Paterlini/Hirschi ihrer Mannschaft auferlegen, verfängt also ausgezeichnet. Da spielt es auch nur eine untergeordnete Rolle, dass sich der beste Punktesammler der Mannschaft (Dario Rohrbach) auf der nationalen Skorerliste lediglich auf Rang 45 befindet. Keine andere Mannschaft hat seinen besten Skorer so weit hinten klassiert. Und es ist kein Ausländer! Es ist also eine Leistung des Kollektivs, dass dieser erste Teilerfolg realisiert werden konnte.
Als Beispiel: Der HC Lugano, der ins Playout muss, hat seine besten drei Skorer auf den Rängen 19, 27 und 29 klassiert. Genf, welches seine Saison beenden musste, findet seine besten Skorer auf den Rängen 3, 6 und 7 (!!!). Und es nützte nichts! Schmählich verpasst der Meister der Saison 2022/23 trotz drei Spielern in den Top 10 der nationalen Skorerliste zum zweiten Mal hintereinander die Playoffs. Ein gefundenes Fressen für die beiden Tiger (Stéphane Charlin, Vili Saarijärvi) die auf die nächste Saison hin nach Genf wechseln. Für den Fall natürlich nur, dass sich die Grenats dann verbessern, können sie sich einen schönen Teil des Erfolges von vornherein gleich selbst zuschreiben. Das Vorher ohne sie (trauriger geht nicht), das Nachher mit ihnen – wir werden sehen.
Wichtig war eben, dass das Teamgefüge stimmt. In Langnau ist die Mannschaft der Star. Und die Tiger verfügen trotz der Sprache, welche die Skorerliste spricht, über starke Ausländer, aber eben auch über Spieler mit Schweizer Lizenz, die sich nicht hinter ausländischem Personal verstecken und tragende Rollen einnehmen (Phil Baltisberger, Dario Rohrbach, Julian und Flavio Schmutz, Dario Allenspach etc.). Und dann natürlich die Torhüter. Stéphane Charlin war überragend. Aber auch Luca Boltshauser, der zwischenzeitlich ob des Vorbeiziehens seines internen Konkurrenten ein mentales Problem gehabt haben dürfte, zeigte nach dessen Ausfall, dass man im Emmental auf ihn zählen kann.
Wenn ein Teamgefüge derart stimmt, dass eine Mannschaft mit einem Budget wie das der SCL Tigers derart performen kann, so ist dies auch ein Verdienst des Sportchefs. In Langnau stimmt derzeit vieles. Anders wäre eine solche Saison nicht möglich. Denn auch die Spielweise der Langnauer ist durchaus attraktiv. Es wird nicht einfach nur gemauert. Wir dürfen gespannt sein, wohin uns diese Saison noch bringt. Denn eines ist klar: Wer gleich zwei Chancen hat, in die Playoffs einzuziehen, muss eine davon nutzen können. Man darf sich bei einer solchen Saison nicht mit dem Erreichten zufrieden geben. Zumindest nicht, solange die Saison für die Mannschaft noch läuft.