Nach dem Rappi-Debakel:

Ab sofort geht es auch um den Ligaerhalt

Noch sind die Playoffs nicht abgeschrieben. Noch ist alles möglich. Aber auch nach der Partie gegen den Tabellenletzten sind die SCL Tigers lediglich zwei Punkte von Rang 11 entfernt. Die Playouts winken.

Blog • • von Bruno Wüthrich

In dieser Saison gibt es keine Gratis-Siege. Auch nicht bei der roten Laterne. Gestern tilgten die Rapperswiler ihre letzte Null der Saison aus der Statistik. Die SCL Tigers waren bis dahin die einzige Mannschaft, die gegen die Lakers nie verlor. Doch jetzt haben auch die Emmentaler aufs Dach bekommen. Aber sowas von!

In den letzten sechs Partien realisierten die Tiger gerade mal drei Punkte (beim 2:0 – Heimsieg gegen den EHC Biel, bei welchen sie eine überzeugende Leistung ablieferten). Die beiden Niederlagen gegen den EVZ (1:2) und den SC Bern (2:3) kamen etwas unglücklich zustande. Bei den weiteren drei Niederlagen (0:4 Heimniederlage gegen Lausanne, 2:4 in Ambri und 3:7 in Rapperswil) hinterliessen die Langnauer jedoch nicht den besten Eindruck. Wobei Lausanne ein wirklich starker Gegner war. Die Niederlagen gegen Ambri und gegen die Lakers kamen jedoch nach desaströsen Leistungen zustande, und die Frage ist berechtigt, welche der beiden Leistungen denn nun die schlechteste der Saison war.

Doch obwohl die Leistungen gegen Ambri und die Lakers von ähnlich miserabler Qualität waren, sind die beiden Begegnungen nicht in jeder Beziehung vergleichbar. In Ambri starteten die Langnauer gut, gingen folgerichtig in Führung und waren im Startdrittel das klar bessere Team. Durch einen Fehlentscheid der Schiedsrichter, die übersahen, dass der Puck vor Torhüter Conz frei lag und Pascal Berger sie deshalb spielen durfte, und die den Langnauer Kapitän zu Unrecht auf die Strafbank schickten, kamen die Leventiner zum Ausgleich. Ob dies der Grund war, dass die Emmentaler im Mittelabschnitt komplett den Faden verloren, werden wir wohl niemals erfahren. Es war jedoch nicht in erster Linie defensives Larifari, welches in der Valascia in die Niederlage führte, sondern eine wahre Fehlpass-Orgie, die irgendwann einfach Folgen haben musste.

In Rapperswil war dies anders. Da waren die Langnauer von allem Anfang an nicht bereit, und offenbarten defensive Mängel, die auf diesem Niveau schlicht und ergreifend nicht vorkommen dürfen. Zumindest nicht in dieser Häufigkeit. Anders als in Ambri wurden die Tiger ab dem Mittelabschnitt stärker. Aber es war zu spät. Zudem nahmen sie viele unnötige Strafen und bremsten sich damit gleich selber aus.

Ich erinnere nochmals daran: Gratis-Siege Gibt es keine. Niederlagen gegen Ambri und die Lakers sind auch bei einer normalen Leistung möglich. Denn von irgendwoher kommen ja die mittlerweile 55 Punkte von Ambri (wovon 8 gegen Langnau) und die 47 Punkte der Lakers (3). Da haben also andere auch schon verloren oder zumindest Punkte gelassen.

Wenn wir ganz grosszügig sind, dann finden wir auch Gründe, weshalb bei einer Mannschaft – wie im Spiel gegen Ambri – plötzlich der Faden reissen kann. Aber wir finden beim besten Willen keine Erklärung dafür, wie eine Mannschaft wie die SCL Tigers bei dieser knappen Tabellenlage in einer Partie gegen den Tabellenletzten die richtige Einstellung nicht findet, bzw. zu Beginn der Partie nicht bereit ist.

Um eine Chance auf die Playoffs zu haben, benötigt die Mannschaft von Heinz Ehlers aus den restlichen sieben Spielen vier Siege. Die Gegner: ZSC Lions (h), HC Genf Servette (a), HC Davos (a), HC Fribourg-Gottéron (h), HC Lausanne (a), EV Zug (a), EHC Biel (h). Allein nur schon alle drei noch verbleibenden Heimspiele zu gewinnen, wird schwierig. Dazu müssen sie mindestens ein -, oder je nachdem, wie sie zuhause abschneiden, mehrere Auswärtsspiele gewinnen. Mit Verlaub: Beim gegenwärtigen Formstand der Emmentaler wäre eine Playoff-Quali eine Sensation. Eher wahrscheinlich sind zwei weitere Derbys gegen den SC Bern in der Platzierungsrunde. Das wäre eine Gaudi.

Wäre da nur nicht der HC Ambri-Piotta, der aus den letzten sechs Spiele acht Punkte holte und sich damit den SCL Tigers bis auf zwei Punkte annäherte. Das Schlimme dabei: Die Leventiner, wie die SCL Tigers ein Vertreter der Kleinen der Liga und deshalb sympathisch, zeigt eine andere Formkurve als die Tiger. Es wäre deshalb nicht überraschend, wenn am Schluss der Qualifikation und der Platzierungsrunde der HC Ambri-Piotta vor den Langnauern liegen und den vorletzten Rang und damit die „Qualifikation“ für den Playout-Final an die SCL Tigers abgetreten hätte. Wie wertvoll wären doch jetzt zwei oder drei Punkte gegen die Lakers.

Wir erkennen also, welch desaströse Wirkung das gestrige „Nicht-bereit-sein“ der SCL Tigers hinsichtlich der Chancen auf ein positives Ende dieser Saison hat. Völlig unverzeihlich die Leistung in Rapperswil! Wie bereits im Rappi-Spielbericht gefordert, braucht es jetzt eine deutliche Reaktion, die sich nicht nur auf ein Spiel beschränkt. Sonst droht eine Spirale, an deren Ende wir besser gar nicht denken.