Schlechter Stil:

Als «Dank» für Fünf-Millionen-Auftrag alle Sponsorenverträge bei Langnau gekündigt

Empörung und Aufruhr im Hockey-Universum der SCL Tiger: Der Baukonzern Frutiger hat als «Dank» für ein Generalplanungsmandat und Baumeisterarbeiten in der Höhe von rund 5 Millionen Franken sämtliche Sponsorenverträge aufgelöst. Präsident Peter Jakob spricht von «schlechtem Stil.»

News • • von Klaus Zaugg

Der in Thun domizilierte Baukonzern Frutiger (mit rund 2400 Mitarbeitenden) hat in Langnau vor gut zehn Jahren die Sanierung des Stadions durchgeführt und ist jetzt mit dem Bau des zweiten Eisfeldes beschäftigt. Der Bau des zweiten Eisfeldes schenkt für die Frutiger AG mit rund 5 Millionen Franken ein.

Am 21. Dezember 2022 - in der weit fortgeschrittenen Verhandlungsphase für dieses Geschäft - hat die Frutiger AG die Sponsoringverträge fristgerecht per Ende Jahr gekündigt. Sie wären sonst weitergelaufen. Was eigentlich eine Formsache schien – solche Kündigungen erfolgen meistens, um neue Bedingungen auszuhandeln – hat sich nun als bitterer Ernst erwiesen. Die Sponsoringverträge im Gesamtvolumen von rund 70 000 Franken sind nicht erneuert worden. Die Frutiger AG, die etwas mehr als 800 Millionen im Jahr umsetzt, bestätigt auf Anfrage durch ihre Kommunikationsverantwortliche Evelyne Bieri:

Die SCL Tigers und uns verbindet eine langjährige Partnerschaft. Im Dezember 2022 haben wir uns entschieden, die Verträge (welche per 30. April 2023 ausgelaufen sind) nicht zu verlängern. Wir haben unser Budget für Kommunikationsmassnahmen angepasst und werden langfristig nebst sportlichen auch anderen Engagements eingehen. Es ist korrekt, dass wir beim Neubau des Eisfelds das Generalplanungsmandat haben und die Baumeisterarbeiten ausführen.

Peter Jakob lobt die Zusammenarbeit mit der Frutiger AG. Die Qualität sei erstklassig, die Zusammenarbeit vorbildlich und die Preisgestaltung fair. «Wir könnten uns keinen besseren Partner wünschen.» Gerade deshalb sorgt die Kündigung der Sponsoringverträge – die Frutiger AG ist auch aus dem Business-Club (Club 76) ausgetreten – für Wellen der Empörung im weitverzweigten Universum der SCL Tigers. Im oberen Emmental sind Geben und Nehmen, Zusammenhalten und gegenseitige Unterstützung halt nach wie vor sehr wichtig. Nur so ist es möglich, dass die zusammen mit der Leventina strukturschwächste Wirtschaftsregion der Schweiz ein Hockeyteam in der höchsten Liga finanzieren kann. Unter anderem haben die SCL Tigers bei der Sanierung des Stadions seinerzeit darauf geachtet, dass private Investoren mehr als 50 Prozent der Kosten von 30 Millionen tragen. Damit die SCL Tigers die Entscheidungshoheit über die Vergabe der Aufträge behalten und Unternehmen berücksichtigen konnten, die den Klub unterstützten.

Peter Jakob kommentiert die ganze Angelegenheit in der ihm eigenen klugen, zurückhaltenden Art diplomatisch so. «Es ist schlechter Stil.» Mehr mag er zu dieser Sache nicht sagen und nimmt die ganze Angelegenheit letztlich mit jener Gelassenheit hin, mit der die Bauern im oberen Emmental seit Jahrhunderten Hagelwetter in Gottes Namen halt in Kauf nehmen.

Warum die Kündigung? Die Erklärung ist ganz undramatisch. Die Familie Frutiger hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Der neue Chef (CEO) Rudolf Lagger – er stammt aus dem Wallis - hat entschieden, aus dem Sponsoring auszusteigen. Neuer Chef, neue Strategie. Punkt.