Pesonens haltbarer Treffer zum Ligaerhalt in der 94. Minute:

Das späte "Dankeschön" des Tim Wolf an Luca Boltshauser

Die SCL Tigers gewinnen die Playout-Serie gegen den HC Ajoie mit 4:2 Siegen. Sie gewinnen die 6. Partie mit 4:5 nach zweiter Verlängerung. Harri Pesonen gelingt der Siegtreffer in der 94. Minute. Auf Ajoie wartet in der Ligaquali der HC La Chaux-de-Fonds.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Wer behauptet eigentlich immer, Spiele um den Klassenerhalt seien langweilig? Weshalb hatten eigentlich die SCL Tigers in zwei ihrer drei Heimspielen der Playout-Serie nicht einmal 5'000 Zuschauer, obwohl jeweils der Gästesektor prall gefüllt war. Diese Playout-Serie war äusserst spannend und unterhaltsam, und sie bot zwar nicht immer hochstehendes Eishockey, aber tollen Sport auf des Messers Scheide. Es war auf beiden Seiten ein Abnützungskampf auf äusserst intensivem Niveau, der letztendlich durch einen haltbaren Treffer, erzielt durch Langnaus Captain Harri Pesonen in der 94. Minute, entschieden wurde. Pesonen erwischte Ajoie-Hüter Tim Wolf, der freie Sicht hatte, mit einem Schuss aus etwa sieben Metern Entfernung zwischen den Beinen hindurch. Bzw. Tim Wolf liess diesen Schuss zwischen den Beinen passieren. Es war ein Gegentreffer von der Sorte, von der man sagt, den hätte die Grossmutter gehalten.

Wir erinnern uns an Spiel 3: Da liess Luca Boltshauser in der 33. Minute auch so ein GrossmutterTor rein. Es war der erste Treffer der Ajoulots in der Serie nach über 150 torlosen Minuten. Und er verlieh den Jurassiern viel Energie, Hoffnung, Selbstvertrauen und Kraft, so dass sie fortan die Tiger arg in die Bredouille brachten. Sie gewannen Spiel 3 und 4 und führten in Spiel 5 bis vier Minuten vor Schluss mit zwei Toren Vorsprung, ehe die Langnauer in extremis noch ausgleichen konnten und dann in der Verlängerung den entscheidenden Treffer ezielten. Nun also, in Spiel 6, revanchierte sich Ajoies Hüter Tim Wolf gleich mit Zinsen, indem er das Tor, das die Serie entschied, ebenfalls auf für ihn bittere Weise passieren liess.

Dabei lieferten beide Torhüter, sowohl Luca Boltshauser wie auch Tim Wolf, grossartige Leistungen. Tim Wolf und Harri Pesonen lieferten sich vor allem in diesem sechsten Spiel ein tolles Duell, bei welchem der Finne immer wieder scheiterte. Auch in dieser 94. Minute rettete Tim Wolf vor dem Finnen zuerst wieder mirakulös, dieser jedoch behändigte sich der Scheibe gleich wieder und drückte nochmal ab. Und Tim Wolf wurde zum tragischen Helden. Aber ein Held ist er allemal!

Das Sekundenspiel

Es war die Partie mit den Sekundentreffern. Es fing sogleich damit an. Bereits nach 15 Sekunden feierten die Jurassier den Führungstreffer durch Jonathan Hazen. Der Kanadier sollte an diesem Abend seine Hochform noch ein paar Mal unter Beweis stellen. Die Langnauer drehten die Partie bis zur ersten Pause durch Treffer von Axel Holmström (10.) und Aleksi Saarela (15.). Dies, obwohl die Einheimischen das Geschehen mehrheitlich dominierten und zeitweise sehr viel Druck erzeugten.

Genau das umgekehrte Bild dann im Mittelabschnitt der regulären Spielzeit. Bis auf drei fatale Minuten dominierten die Tiger, waren fast ständig im Angriff, drückten die Ajoulots hinten rein. Doch dann, in der 29. Minute, erzielten die Einheimischen innerhalb von lediglich 13 Sekunden zwei Treffer. Wiederum Hazen und Guillaume Asselin waren die Schützen. Und weil zu allem Überdruss weniger als eine Minute später auch noch Sami Lepistö eine Strafe absitzen musste, konnten die ohnehin schon euphorisierten Jurassier auch noch Powerplay spielen. Welches sie durch Frédérik Gauthier auch prompt nützten. Weil die Tiger trotz Dauerdruck keinen eigenen Treffer erzielen konnten, lagen sie zur zweiten Pause mit 2:4 im Rückstand.

15 Sekunden vom Anspiel bis zum Tor beim ersten Treffer von Ajoie, nur noch 13 Sekunden dann beim dritten Treffer der Einheimischen. War das noch zu topen? Selbstverständlich. In der 44. Minute fasste sich Cody Eakin in einem Überzahlspiel der Tiger ein Herz und erzielte den Anschlusstreffer. Kaum wieder angespielt, schnappte sich Sami Lepistö die Scheibe, stürmte in Richtung gegnerisches Tor und schloss erfolgreich ab. Zeitbedarf vom Anspiel bis zum Tor: 8 Sekunden. 

Von da weg bis zum siegbringenden Treffer von Harri Pesonen dauerte es auf die Sekunde genau 50 Minuten. Lepistös Treffer zum 4:4 fiel nach genau 43.43 Minuten, Pesonens Siegtreffer nach 93.43 Minuten. Was für den HC Ajoie an diesem Abend so erfolgreich und erfreulich begonnen hatte, endete bitter. Sie müssen sich nun dem HC La Chaux-de-Fonds stellen, der mit zwei zusätzlichen Ausländern antreten darf, während Ajoie, welches sehr von seinen Ausländern abhängig ist, auf deren zwei von ihnen verzichten muss. Ausserdem können die Chaux-de-Fonniers auf die beiden Langnauer Huguenin und Petrini zählen. Die beiden hätten bei einer Ligaquali mit Tigers-Beteiligung zuschauen müssen. Das wird ein ganz spannendes Derby, bei welchem aber eines klar ist: Es wird auch in der kommenden Saison eine jurassische Mannschaft in der National League vertreten sein.

Die Langnauer aber dürfen nun erstmal Ferien geniessen. Sie lieferten uns eine über Erwarten gute Saison. Sie erspielten sich in der Qualifikation 25 Punkte mehr als in der Vorsaison und hätten sie nicht in der letzten Phase der Quali etwas die Nerven verloren, wären sogar die Pre Playoffs möglich gewesen. So aber mussten sie bei diesem ausgeglichenen Feld halt mit dem HC Ajoie in den Playout-Final. Und da lieferten sich die beiden Mannschaften sechs Spiele lang einen packenden und mitreissenden Fight.