Die Gewinner und Verlierer der Saison

Es ist ungerecht, Spieler nur nach ihren Statistiken zu beurteilen. Denn Eishockey ist ja keine Einzelsportart, und so ist jede Statistik immer auch ein Produkt von Gemeinschaftsarbeit. Will heissen, wo die Zusammenarbeit nicht klappt, gibt es auch weniger gute Einzelleistungen. Oder ohne Assists keine Tore. Oder ohne Angriffsauslösung keine Angriffe. Es ist ein Zusammenspiel. Wie eine Komposition. Nur dass dabei ein anderes Orchester seine Melodie ebenfalls durchzudrücken versucht.

Aber was will man machen. Wir sind Zuschauer. Wir sehen, was gespielt wird, und wir lesen die Statistiken. Aber wir haben keine Ahnung von den Vorgaben des Trainers an seine Mannschaft und auch nicht von den Rollen, die er seinen Spielern zuweist. Und wir wissen auch nicht, unter welchen Voraussetzungen ein Spieler überhaupt antritt. Ist er ganz gesund? Belastet ihn etwas? Ist er bei 100 Prozent?

Letztendlich bleiben uns nur die Statistiken. Und sie erzählen uns halt doch ihre Geschichte. Und wir erkennen Trends, sehen, ob es mit einem Spieler aufwärts oder abwärts geht. Denn natürlich ist das Leben ein Auf und Ab. Aber vieles gleicht sich immer wieder aus. Deshalb schauen wir jetzt einmal auf die Statistiken uns versuchen zu erklären, weshalb die SCL Tigers nicht besser sind, als sie sind.

Die Ausländer

Die SCL Tigers hatten in ihrer Geschichte noch nie vier Ausländer, die derart rockten, wie dies Jesper Olofsson, Alexandre Grenier, Harri Pesonen und Aleksi Saarela tun. Insgesamt haben die vier in der bisherigen Saison 59 Tore, 83 Assists und somit 142 Punkte produziert. Da müsste doch unser grosser Kantonsrivale neidisch ins Emmental gucken und sich verwundert die Augen reiben. Denn die Ausländer des SC Bern haben mit ihren bisherigen 35 Toren, 53 Assists und 88 Punkten deutlich bescheidener performt, was vor allem den Eishockeyjournalisten und mehrfachen Sportjournalisten des Jahres, Klaus Zaugg, zu Polemiken herausforderte. Doch schaut man beim SC Bern wirklich so neidisch ins Emmental?

Folgender Wert relativiert unsere Euphorie ein wenig. Von den sechs bisher eingesetzten SCB-Ausländern weist jeder eine positive Plus/Minus-Statistik auf. Diese Statistik zeigt auf, bei wie vielen Treffern der eigenen Mannschaft und des jeweiligen Gegners ein Spieler auf dem Eis gestanden hat. Zusammengezählt kommen die ausländischen Spieler des SC Bern auf eine Bilanz von +35. Die vier Tigers-Imports weisen jedoch in dieser Bilanz eine -9 (Minus neun) aus !!! Das heisst, bei all den Toren, die sie produziert haben – wenn sie auf dem Eis waren, erzielten die Gegner noch mehr.

Statistiken sind eben nicht ganz fair. Möglich, dass bei den Bernern bessere Spieler mit Schweizer Lizenz gemeinsam mit den Ausländern auf den Eis waren. Möglich ist aber auch, dass die Ausländer der SCL Tigers ihre defensive Arbeit weniger konsequent verrichten. Die grosse Differenz in dieser Statistik ist jedenfalls erwähnenswert.

Die Gewinner

Es gibt sie, die Gewinner bei den Spielern der SCL Tigers. Wir nennen sie so, weil sie – immer gemäss Statistik - besser performen als letztes Jahr, also einen Schritt vorwärts machten. Und da stossen wir auf die Namen Anthony Huguenin, Tim Grossniklaus, Sebastian Schilt, Flavio Schmutz, Kay Schweri und Keijo Weibel.

Den grössten Sprung hat Anthony Huguenin gemacht, dem es in dieser Saison läuft wie geschmiert. Nicht nur, dass er seine Punkteproduktion mehr als verdoppelt hat. Er hat auch seine Plus/Minus-Bilanz drastisch heruntergeschraubt. Er ist also sowohl offensiv produktiver als auch defensiv stabiler geworden. Das Gleiche, nicht ganz im gleichen, aber doch ebenfalls in sehr bemerkenswertem Ausmass gelingt Tim Grossniklaus. Ebenfalls ganz überraschend: Sebastian Schilt. Er musste lange Zeit um seinen Vertrag bangen. Er galt eigentlich als aussortiert. Aber Schilt hat bereits 9 Skorerpunkte realisiert (3 Tore, 6 Assists) und er ist zudem einer von lediglich fünf Tigern mit einer positiven Plus/Minus-Bilanz. Ganz stark!

Auf den ersten Blick wenig überraschend ist, dass auch Flavio Schmutz bei den Gewinnern ist. Schliesslich läuft er fast ausschliesslich zwischen Jesper Olofsson und Alexandre Gernier auf, den beiden Über-Ausländern. Und tatsächlich gehen seine 20 Punkte (7 Tore, 13 Assists) im Vergleich mit den Werten seiner beiden Sturmpartner fast ein wenig verloren. Aber dafür ist seine Plus/Minis-Bilanz im Gegensatz zum Duo Grenier/Olofsson überragend. Mit einer sagenhaften +16 – Bilanz ist Schmutz der Beste seiner Mannschaft. Das muss ihm bei einem Team wie den SCL Tigers erst einmal einer nachmachen.

Aber auch Kay Schwery und der junge Keijo Weibel haben vorwärts gemacht. Beide haben sich bei den Skorerpunkten gesteigert und weisen beide ebenfalls eine positive Plus/Minus-Bilanz auf. Beide kommen aber ingesamt zu wenig Eiszeit. Zudem hat Weibel leider verletzungsbedingt erst elf Partien absolvieren können. Er hat noch viel Luft nach oben.

Die Zuverlässigen

Die Zuverlässigen nennen wir so, weil sie ungefähr so performen, wie wir dies von ihnen erwarten durften. Sie machten vielleicht keine grossen Schritte mehr vorwärts, aber sie bleiben eben beständig und damit wichtig.

Dazu gehört ganz sicher Yannick Blaser. Er ist einer der wichtigsten Spielern in dieser Mannschaft. Seine Blockerqualitäten sind überragend. Er ist defenisv stabil und kann auch mal offensiv etwas bewirken. Seine Skorerproduktion ist zwar etwas zurückgegangen, aber dafür ist seine Plus/Minus-Statisik noch etwas besser geworden. Insgesamt ist er aus dieser Mannschaft nicht wegzudenken.

In die Kategorie «zuverlässig» gehören auch Samuel Erni und Nolan Diem. Beide sind ungefähr auf den Werten des Vorjahres und ungefähr da, wo wir sie erwarten durften.

Die Absteiger

Sie so zu nennen, ist eigentlich unfair. Teilweise wissen wir nämlich, weshalb ihre Saison noch nicht so gelaufen ist wie erwartet. Teilweise wissen wir es nicht, aber es könnte trotzdem gute Gründe haben. Wir schauen aber einfach auf die Statistiken, und dort, wo wir eine Erklärung haben, erklären wir.

Da ist Miro Zryd. Er kam zurück vom SC Bern, wo er von dem Augenblick an, an dem klar wurde, dass er in der darauffolgenden Saison keine Rolle mehr spielen würde, so richtig gut performt hat. Ausserdem kennen wir seine Qualitäten von seiner ersten Zeit bei den SCL Tigers. Aber er verletzte sich im dümmsten Moment vor der Saison, verpasste den Start, und hat seit seinem Comeback noch nicht richtig zu alter Stärke gefunden. Dahin wird er aber wieder zurückfinden.

Eine klare Enttäuschung ist Captain Pascal Berger. Bei ihm bestätigen die Statistiken den Eindruck, den man gewinnt, wenn man ihm beim Spielen zusieht. Sein Einsatz ist ausgezeichnet. Daran liegt es bestimmt nicht. Aber er ist einfach nicht mehr der Pascal Berger, der er war, als er vom SC Bern nach Langnau wechselte. Seine Punkteproduktion ist nicht einmal mehr halb so gross wie im letzten Jahr, dafür liegt er in der Plus/Minus-Statistik bereits deutlich unter seinem letztjährigen Wert. Er ist der Captain und damit ein Leader. Da muss einfach mehr kommen.

Ganz klar absteigende Tendenz zeigen in diesem Jahr Jules Sturny und Patrick Petrini. Sturni hat seine Punkteproduktion halbiert (von 0,31 auf 0,15), dafür ging seine Minus-Bilanz von -1 im letzten Jahr auf – 15 geradezu durch die Decke. Auch Petrinis Skorerwerte sind um deutlich mehr als die Hälfte eingebrochen.

Die Statistiken

Torhüter