Ausgeglichene Sieg/Niederlagenbilanz – positives Torverhältnis – Rang 7:
Die Halbzeitbilanz der SCL Tigers lässt sich sehen
Die SCL Tigers haben gegenüber der letzten Saison nochmals zugelegt. Rang 7 statt Rang 10, drei Punkte mehr und ein positives Torverhältnis. In erster Linie überzeugen die Langnauer durch defensive Stabilität, was viel mit Torhüter Stéphane Charlin zu tun hat.
Stéphane Charlin ist einer der Erfolgsfaktoren der SCL Tigers (Bild aus der letzten Saison)
Das macht doch Freude. Trotz deutlich (!!!) mehr Verletzungspech machen die SCL Tigers bis zur Halbzeit der Meisterschaft erneut einen Schritt vorwärts. Drei Punkte mehr mögen zwar als nicht viel erscheinen. Aber wenn wir mit einbeziehen, dass die Emmentaler lediglich in acht von 26 Partien mit sechs Ausländern antreten konnten, ist dieser Fortschritt aller Ehren wert und gar nicht mehr so klein. Im Gegenteil: das muss man erstmals hinkriegen. Acht Mal traten die Langnauer lediglich mit fünf, weitere acht Mal mit vier und zwei Mal mit nur drei Ausländern an. Ausländische Spieler sind aber für die Langnauer äusserst wichtig, auch wenn die Skorerwerte eine etwas andere Sichtweise suggerieren. Denn lediglich die Ausländer des EHC Biel haben noch weniger Skorerpunkte generiert (66) als die Imports von Langnau (72). Aber die Plus/Minus-Bilanz der Langnau-Ausländer ist positiv (+11) und vor allem ein Wert ist entscheidend: Wenn die SCL Tigers nicht mit sechs Ausländern antreten konnten, erspielten sie sich einen Punkteschnitt von 1,28. In den Partien, in welchen die Tiger auf ein vollständiges Ausländer-Sextett zählen konnten, steigerte sich der Punkteschnitt markant auf 1,88 Punkte pro Spiel. Langnaus Imports machen also das Team markant stärker, auch wenn sie nicht mit Skorerpunkten brillieren.
Wenn man die Werte etwas vergleicht, sieht man, dass zum Beispiel Servette, dessen Ausländer bereits 126 Skorerpunkte beigetragen haben, in der Tabelle trotzdem hinter den Emmentalern liegt, und dass andererseits der hochgehandelte HC Lugano, dessen Imports überhaupt nicht wunschgemäss skoren (76 Punkte), wohl auch deswegen irgendwie überhaupt nicht in die Gänge kommt. Und auch bei Fribourg und Ambri haben die Ausländer deutlich die besseren Skorerwerte, und trotzdem liegen diese Mannschaften hinter den Langnauern.
Auffällig ist vor allem auch die Steigerung der defensiven Stabilität der Langnauer. Lediglich 59 Gegentreffer mussten sie bisher entgegennehmen. Letzte Saison waren es zu diesem Zeitpunkt noch 84! Und auch wenn die Tiger mit ihren bisher 62 erzielten Toren hinter dem EHC Biel am zweitwenigsten getroffen haben, so haben sie ihre Torproduktion gegenüber dem Vorjahr um vier Tore gesteigert (Torverhältnis Vorjahr: 58:84. Torverhältnis diese Saison 62:59).
Der Charlin-Effekt
Sowohl statistisch wie auch gemessen an den Gegentoren pro Spiel ist Langnaus Hüter Stéphane Charlin derzeit die Nr. 1 der Liga. Oder anders ausgedrückt: er ist momentan der beste Torhüter, der in der Schweiz spielt. Das hilft. Ein guter Torhüter hilft jedem Team. Ohne überdurchschnittlichen Torhüter wird kein Team Meister. Jede Mannschaft tritt komplett anders auf, wenn sie einen überdurchschnittlichen Hüter hinter sich weiss, als wenn sie vor einem «Fiegenfänger» aufspielen muss. Das würde selbst den meisterlichen ZSC Lions nicht anders ergehen als beispielsweise den SCL Tigers. Spéphane Charlin hat für die Langnauer in dieser Saison bereits einige Siege «gestohlen».
Es gibt jedoch Experten (zum Teil sind es auch Statistiker), die behaupten, die Emmentaler hätten ihr gutes Dastehen einzig und allen Stéphane Charlin zu verdanken. Das ist natürlich blanker Unsinn und an Dummheit kaum zu überbieten. Den eben: weshalb fragen sich denn die gleichen Leute nicht, wo denn Mannschaften wie die ZSC Lions, der EV Zug, oder seinerzeit der SC Bern und der HC Davos, als diese noch meisterlich waren, ohne grossen Torhüter gewesen wären? Die Antwort lautet nämlich: Irgendwo im Mittelfeld. Wobei natürlich gleich anzufügen ist, dass es undenkbar ist, dass man bei all diesen Organisationen nicht reagiert hätte, wenn auf der Torhüterposition grössere Probleme aufgetaucht wären. Aber weshalb drehen gewisse Experten gleich durch, wenn mal eine Mannschaft, die normalerweise nicht weit vorne in der Tabelle auftaucht, einen guten Torhüter hat? Weshalb sehen sie dann nicht, dass es auch die Leistung der Vorderleute braucht, um zu performen.
Auffällig ist aber schon, dass die SCL Tigers mit Luca Boltshauser im Tor acht von neun Partien verloren haben (Torverhältnis 15:32!), während dann, wenn Stéphane Charlin den Kasten hütete, zwölf von 17 Partien gewonnen wurden (47:27). Das ist ein riesiger Unterschied und es ist den Langnauern zu wünschen, dass es ihrem Sportchef Pascal Müller gelingen möge, den auf die nächste Saison nach Genf zurückkehrenden Charlin wenigstens einigermassen zu ersetzen. Denn dass das mit der defensiven Stabilität, über welche die Emmentaler derzeit verfügen, wohl mit einem etwas weniger guten Torhüter ganz anders wäre, steht ausser Frage. Lediglich die ZSC Lions (52) und der EHC Biel (58), der aber trotzdem ein um ein Tor negatives Torverhältnis aufweist) haben noch weniger Tore erhalten als die Langnauer. Mit Harri Sääri (Biel, Savequote 94.15%) und Simon Hrubec (ZSC Lions, Savequote 92,92%) verfügen diese beiden Mannschaften über die Torhüter Nr.2 und Nr. 4 der Liga. Dazwischen liegt mit einer Savequote von 93.31 der Emmentaler Sandro Aeschlimann, der für den HC Davos spielt. Sein Vertrag in Davos läuft noch bis 2027. Er kommt deshalb für die Nachfolge von Charlin nicht in Frage.