Langnau mit dem letzten Aufgebot:

Die jungen Tiger rocken - aber sie siegen (noch) nicht

Die SCL Tigers beziehen im Heimspiel gegen den HC Lugano eine 1:2 -Niederlage. Dabei hätte die Leistung der Langnauer Punkte verdient gehabt. Mit ihrem "letzten Aufgebot" dominieren die Tiger ihren Gegner über weite Strecken.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Der erst 19-jährige Damian Stettler war der Rückhalt für die diszipliniert auftretenden SCL Tigers. Bild: Marcel Bieri.

 

Wenn der Stammtorhüter verletzungshalber fehlt, duellieren sich junge Nachwuchsleute um Einsätze. Nachdem der 21-jährige Gianluca Zaetta in Rapperwil eine sehr gute Leistung gezeigt hatte, war diesmal der erst 19-jährige Damian Stettler an der Reihe. Es war sein zweiter Einsatz als Starting-Goalie, nachdem er bereits am 23. Dezember in Zug das Tiger-Tor gehütet hatte. Und wie in Zug hielt auch gegen den HC Lugano seine Mannschaft bis zuletzt im Spiel. Denn Lugano ist aktuell in sehr guter Form. Den Sieg gegen die Langnauer mit eingerechnet, gewannen die Tessiner zuletzt sieben Mal hintereinander. Diesmal allerdings nur äusserst knapp. Dies hatte viel mit dem jungen Hüter im Tiger-Tor zu tun. Seine tolle Leistung war nötig. Völlig zurecht wurde er zum besten Spieler seiner Mannschaft gewählt. Notabene in einer Partie, in welcher auch seine Teamkollegen sehr viel besser auftraten als zuletzt.

Im letzten, mit 4:9 verlorenen Heimspiel der SCL Tigers, dem offiziellen Spiel zum 75-jährigen Jubiläum, brillierte mit Joel Bieri ein anderer Nachwuchsspieler mit seinem ersten Torerfolg in der National League. Wie Damian Stettler stammt auch er aus Signau. "Wir kennen uns quasi seit dem Sandkasten, haben alle Nachwuchsstufen zusammen durchlaufen", erkärt der 21-Jährige, der zuletzt beim EHC Winterthur in der Swiss League zu Einsätzen kam und diesen zu zwei Siegen hexte. Und jetzt also wieder National League und Langnau. Er habe am Vortag um die Mittagszeit von seinem Einsatz erfahren. Er sei nicht übermässig nervös gewesen und habe gut schlafen können, erklärt Stettler auf Nachfrage. "Ich habe mich genauso auf das Spiel vorbereitet, wie ich das immer tue. Ich weiss, was ich kann." Tatsächlich wirkte Stettler sehr ruhig, und er schien die Pucks richtiggehend anzuziehen. Es waren keinerlei Unsicherheiten zu erkennen. Seine Ausstrahlung war ebenfalls sehr gut. Er war seinen Vorderleuten ein sicherer Rückhalt. Sie konnten sich auf ihn verlassen. Das gab ihnen Sicherheit und war die Voraussetzung für eine insgesamt gute Leistung der ganzen Mannschaft.

Zwar leisteten sich die Vorderleute von Stettler zunächst die eine oder andere Unkonzentriertheit. Die erste führte bereits in der 5. Minute zum frühen Rückstand, nachdem der HC Lugano nach einem riskanten Wechsel der SCL Tigers einen Konter gleich zu viert gegen nur einen Verteidiger fahren konnte und Dario Bürgler prompt reussierte. Oder als Federico Lardi ein Zuspiel direkt auf den allein vor dem Tor stehenden Reto Suri spielte, der dann aber seinen Schuss in Stettlers Fanghand verschweinden sah. Im Laufe der Partie wurden die Langnauer aber immer stilsicherer und vor allem dominierten sie ihren prominent besetzten Gegner über weite Strecken der Partie.

Da stellt sich natürlich die Frage, weshalb denn dieses Spiel trotzdem nicht gewonnen wurde. Dies lag in erster Linie an der fehlenden Effizienz. Die Tiger hatten genügend Tormöglichkeiten, um diese Partie zu gewinnen. Aber mit Sandro Zurkirchen stand auch bei Lugano ein gut aufgelegter Hüter im Tor. So scheiterten Ben Maxwell, Julian Schmutz und immer wieder der nachwievor formstarke, aber diesmal ohne Punkte gebliebene Anthony Huguenin trotz guter Torchancen. Zudem trafen Alexei Dostoinov in der 32. und Pascal berger in der 35. Minute nur den Pfosten. Eine führung der Langnauer bereits zu diesem Zeitpunkt wäre mehr als verdient gewesen. Der Treffer von Flavio Schmutz, der von Alexei Dostoinov auf die Reise geschickt wurde und in der 26. Minute souverän reussierte, blieb jedoch die einzige Ausbeute der Langnauer in dieser Partie. Kurz vor Ende des Mittelabschnitts erzielte Mikkel Bodker die erneute Führung für die Gäste. Sie sollte trotz intensiver Bemühungen der Langnauer bis zum Schluss Bestand haben.

Aufgefallen war, dass sich die Emmentaler deutlich weniger Strafen leisteten als dies sonst meistens der Fall ist, und dass das Boxplay besser war als auch schon. Bei den lediglich zwei kleinen Strafen gegen sich agierten die Langnauer deutlich weniger passiv als bisher und störten ihre Gegner bereits in deren Drittel, was ihnen den Spielaufbau deutlich erschwerte. Dadurch wurde die Zeit, in welcher das Powerplay aufgezogen werden konnte, wesentlich verkürzt. Die beiden Strafen überstanden die Tiger jedenfalls ohne Probleme.

Allerdings liegt beim eigenen Überzahlspiel immer noch vieles im Argen. Pässe kommen nicht an, die Spieler verzetteln oder verdribbeln sich, es hapert bei der Puckannahme - irgendwo fehlt es fast immer, und so ist meistens das Powerplay vorbei, wenn es endlich gelingt, einigermassen in Position zu kommen. Wenn man einen Grund sucht für die Niederlage gegen den HC Lugano, dann findet man diesen darin, dass fünf gegnerische Strafen ungenutzt blieben.  

Aber insgesamt lieferten die SCL Tigers an diesem Abend eine ebenso engagierte wie disziplinierte Leistung ab, welcher lediglich der zählbare Erfolg fehlte. Zieht man in Betracht, dass neun (!) Stammkräfte derzeit fehlen, und diesmal auch die beiden Leihkräfte des SC Langenthal nicht dabei waren, sind Leistungen wie diese äusserst respektabel. Bei weiteren solchen Leistungen wird sich dieser jedoch einstellen.

 

SCL Tigers - HC Lugano 1:2 (0:1, 1:1, 0:0)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Piechaczek/Hürlimann, Progin/Duarte. Tore: 5. Bürgler (Haussener, Wolf) 0:1. 26. F. Schmutz (Dostoinov, Lardi) 1:1. 38. Bodker (Arcobello) 1:2. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 5-mal zwei Minuten gegen Lugano.

SCL Tigers: Stettler; Lardi, Leeger; Huguenin, Erni; Grossniklaus, Schilt; Bircher, Aeschbach; Nilsson, Maxwell, J. Schmutz; Sturny, Berger, Petrini; Dostoinov, F. Schmutz, Weibel; Andersons, In-Albon, Rüegsegger.

HC Lugano: Zurkirchen; Wellinger, Heed; Chiesa, Loeffel; Wolf, Nodari; Antonietti, Walker; Bertaggia, Arcobello, Bodker; Suri, Lajunen, Fazzini; Haussener, Herburger, Bürgler; Lammer, Sannitz, Zangger.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Earl, Blaser, Glauser, Neukom, Kuonen, Diem, Salzgeber, Melnalksnis (alle verletzt), Bieri, Guggenheim (Partnerteams). Lugano ohne Morini, Riva (beide verletzt), Traber (überzählig).