Die neue Einsamkeit für Fust und Zesiger

Die Verpflichtung von Sportchef Jakob Kölliker führt bei den Tigers endlich zu einer Leistungskultur. Betroffen sind vor allem Trainer John Fust und Manager Ruedi Zesiger.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg

Köbi Kölliker (r.) amtete bereits in der Saison 1999/2000 als Sportchef bei den SCL Tigers. Zuletzt war der Seeländer Nationaltrainer Deutschlands. Hier bei seinem Amtsantritt am 1. Juni 2011. Die WM 2012 wurde mit Rang 12 dann aber zum Desaster. Kölliker war eigentlich als nächster DEB-Sportdirektor vorgesehen, doch daraus wurde nichts.

 

 

 

Aber nun steht der neue Tempel. Jetzt sind die Voraussetzungen für John Fust und Ruedi Zesiger anders. Nun gibt es keine Ausreden mehr und nach dem Sturz ans Tabellenende hat Präsident Peter Jakob spät, aber gerade noch rechtzeitig gehandelt. Er hat Jakob Kölliker als Sportchef geholt und damit die Leistungskultur neu errichtet.

 

Fust verliert an Autorität

John Fust ist nun sehr einsam. Er war bisher die einzige sportliche Autorität bei den SCL Tigers. Keiner konnte ihm intern widersprechen oder ihn gar kritisieren. Weil es im ganzen Unternehmen niemanden gab, der mit dem kanadisch-schweizerischen Doppelbürger auf Augenhöhe über Eishockey hätte diskutieren können. Doch nun kommt mit Jakob Kölliker einer, der über Eishockey schon mehr vergessen hat, als die meisten in der Liga überhaupt je gewusst haben. Nun wird sich zeigen, ob Kaiser Fust Kleider trägt. Die unselige Verbrüderung des Trainers mit seinen kanadischen Versagern Pascal Pelletier und Curtis McLean ist nun beendet. Jakob Kölliker kann nicht nur das Leistungsvermögen von Spielern einschätzen. Er weiss auch, wie eine Mannschaft in Extremsituationen zu coachen ist. Er hat die Langnauer 1998 in die NLA geführt und dann 1999 im 7. und letzten Spiel in der Liga-Qualifikation gegen Chur in der höchsten Spielklasse gehalten. Ein Klassiker, von dem die Fans noch heute schwärmen.

 

Um es auf den Punkt zu bringen: John Fust steht ab sofort unter maximalem Erfolgsdruck. Larifari-Spiele wie in den letzten zwei Wochen kann er sich trotz eines Vertrages bis 2015 nicht mehr leisten.

 

Mehr Druck für Zesiger

Jakob Köllikers Ankunft bringt aber auch Ruedi Zesiger unter erfreulichen Leistungsdruck. Gegen seinen Willen ist Kölliker geholt worden, gegen seinen Willen darf er nicht mehr Sportchef sein und muss sich auf die Vermarktung der SCL Tigers und des neuen Hockey-Tempels beschränken. Es ist faktisch seine Entmachtung als «Mister Langnau». Der Verwaltungsrat hat ihm zwei Wochen Zeit gegeben, um ein Konzept für die zu treffenden Massnahmen im Bereich Marketing zu erarbeiten. Ausreden hat er keine mehr – der neue Tempel steht und um den Trainer und die Mannschaft muss er sich ab sofort nicht mehr kümmern.

 

Jakob Kölliker ist auf seine Weise ein bauernschlauer Rock’n’Roller. Sein joviales Wesen und Wirken täuscht darüber hinweg, dass er sehr genau weiss, was er will und sich nicht scheut, wenn es an der Zeit ist, die Dinge beim Namen zu nennen. Er hat nach seiner erfolgreichen Zeit als Trainer mit den SCL Tigers und durch seine lange Freundschaft mit Michael Horisberger, dem mächtigsten aller Dorfkönige, starken Rückhalt im Umfeld. Kein Polemiker, wer behauptet, dass die Langnauer im Frühjahr einen neuen Trainer bekommen, wenn John Fust mit seiner Mannschaft nach 50 Runden immer noch auf dem letzten Platz steht.