Gut unterwegs:
Die neuen Perspektiven der SCL Tigers
Die SCL Tigers sind überraschend gut unterwegs. Die Überraschung könnte gut bis Ende Saison dauern. Auch darüber hinaus sind die Perspektiven gut. Eine Auslegung.
SCL Tigers - Coach Thierry Paterlini hat seine Mannschaft auf Kurs gebracht.
Wer hätte das gedacht? Ich zugegebenermassen nicht. Noch weniger nach den sechs Pleiten in den ersten sieben Spielen dieser Saison. Da waren einige unterirdische Leistungen dabei und die Zweifel, ob dies irgendwie noch gut kommen könne in Langnau, schienen mir berechtigt. Aber die Zweifel sind verflogen. Bereits muss ich bei mir selber etwas auf die Euphoriebremse stehen und ich frage mich, ob es tatsächlich sein kann, dass die SCL Tigers über die ganze Saison hinweg um die Playoffs mitspielen können.
Tatsache ist, dass es Coach Thierry Paterlini gelungen ist, seine Mannschaft zu stabilisieren. Hilfreich dabei ist, dass die Ausländer performen. Sie tragen das Langnauer Kollektiv. Gemeinsam mit den Torhütern. Auf Luca Boltshauser im Tor ist Verlass und auch mit Stéphane Charlin haben die Tiger zuletzt zweimal gewonnen. Eine wichtige Erkenntnis, waren doch die Zweifel am Langnauer Torhüter-Duo vor der Saison erheblich. Aber offenbar völlig zu Unrecht. Nicht nur das: Am jungen Charlin, der über sich im Vorfeld nicht gerade viel Positives lesen konnte, schien diese negative Presse komplett abgeprallt zu sein. Wer bereits in so jungen Jahren über ein derart robustes mentales Gemüt verfügt, trotz negativer Presse beim Ausfall seiner Nummer 1 derart gut performt und zwei Siege für seine Mannschaft festhält, der ist wahrlich ein starker Rückhalt und hat eine gute Zukunft vor sich. Seinen Vorderleuten kann es egal sein, wer ihnen den Rückhalt gibt. Sie können sich – ob Boltshauser oder Charlin - auf ihren Torhüter verlassen. Die SCL Tigers müssen sich um ihr Torhüter-Duo also keine Sorgen machen.
Neue Ausländerregel als Segen
Für die SCL Tigers erweist sich die neue Regelung mit den sechs Ausländern immer mehr als Segen. Denn zum Saisonende laufen diverse Verträge aus. Damit ergeben sich Sportchef Pascal Müller diverse Optionen. Ambitionierte junge Spieler kommen in anderen Klubs nicht wie gewünscht zu Einsatzzeiten. Lange Zeit war es ja so, dass die SCL Tigers Schwierigkeiten bekundeten, die Besten der Nachwuchsspieler nach Langnau zu lotsen. Eine Mannschaft, die ums Überleben in der obersten Liga kämpfen muss, kann es sich nicht leisten, mit jungen Spielern Experimente einzugehen, ohne die Gefahr eines Komplettabsturzes einzugehen. Der Grat, der zu gehen ist, ist zu schmal und damit die Absturzgefahr zu gross. Jungen Spielern eine echte Chance zu geben, ist deshalb bei Mannschaften wie dem EVZ, den ZSC Lions, dem HC Davos oder dem HC Genf-Servette viel grösser. Zumindest bisher. Doch bei diesen Mannschaften werden durch die beiden zusätzlichen Ausländer die Plätze knapper. Wir sehen dies am EHC Biel, wo einer wie Luca Christen bisher keine und ein anderer wie Noah Delémont nur wenig Eiszeit erhält.
In Langnau könnte sich die Situation umgekehrt entwickeln. Durch die zwei zusätzlichen Ausländer sind die Tiger konkurrenzfähiger geworden. Denn nirgendwo wirken sich zwei zusätzliche so starke Spieler besser aus als bei einer Mannschaft, die mit solchen Akteuren nicht gerade gesegnet ist und sich die teuersten und besten Spieler mit Schweizer Lizenz nicht leisten kann. Sechs gute ausländische Feldspieler können eine Mannschaft bereits ziemlich weit tragen. Eine Organisation wie die SCL Tigers wird es sich dank dieser neuen Tragfähigkeit in Zukunft besser leisten können, talentierten jungen Spielern Einsatzzeiten zu gewähren. Ergo werden sie für solche Spieler rasch einmal zu einer gefragten Adresse. Die SCL Tigers können also gerade wegen der zusätzlichen ausländischen Kräfte wieder zu einem Ausbildungklub mutieren und mit der Zeit die besten Nachwuchskräfte des Landes für zwei bis drei Jahre nach Langnau locken. Zur Verstärkung des Langnauer Eishockeys und als Win-Win-Situation für alle. Falls es so kommt, dürfen wir uns freuen!
Die Arbeit neben dem Eis
Die SCL Tigers informierten kürzlich in einer Medienmitteilung über Events, welche kürzlich erfolgreich abgehalten wurden oder noch bevorstehen (Königstreffen vom 11. Februar 2023). Über 100 Events finden jährlich in den Räulichkeiten der Ilfishalle jährlich statt, viele davon mit den SCL Tigers als Organisator. Auch damit wird das Geld generiert, das nötig ist, um in der Publikumssportart Eishockey eine Mannschaft auf höchster Ebene zu finanzieren. Allein mit den Zuschauereinnahmen ist dies längst nicht mehr möglich. Um eine solche Organisation betreiben zu können, müssen Sponsoren umgarnt, Gäste auf allen Ebenen verwöhnt, Events organisiert, der Spielbetrieb vor Ort organisiert, Saisonabos und Einzeltickets verkauft, die Sicherheit garantiert und das Publikum unterhalten werden. Das braucht einen gewaltigen Apparat, könnte man meinen. Bei den SCL Tigers sind dies aber lediglich 13 fest angestellte MitarbeiterInnen auf der Geschäftsstellen, welche diesen grossen Aufwand bewältigen müssen.
Wenn sie nicht performen, spielt Langnau nicht mehr in der höchsten Liga. Denn dafür, wo eine Organisation angesiedelt ist, ist auch das Büro verantwortlich!