SCL Tigers - EHC Visp 3:6 (1:1, 1:4, 1:1)

Die richtige Einstellung erst zu spät gefunden

3:6! Die SCL Tigers haben aus der Playoff-Finalniederlage gegen den EHC Visp nichts gelernt und verloren den NLB-Spitzenkampf gegen diesen Gegner aus denselben Gründen, wie sie im letzten Frühjahr scheiterten. In Langnau steht noch viel Arbeit bevor.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Tom GerberWäre da nicht das verlorene siebte Spiel des Playoff-Finals im letzten Frühjahr, könnten wir dieses Spiel getrost unter lehrreiche Niederlage abtun. Doch die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam, erinnert halt doch sehr stark an diese fatale Belle, welche den SCL Tigers möglicherweise den sofortigen Wiederaufstieg vermasselte. Folgende Gründe machen wir für die erneute Pleite aus.

 

1.) Visp war den SCL Tigers vor allem in den ersten vierzig Minuten bezüglich Intensität, Aufsässigkeit und Körperlichkeit weit überlegen. Erst im Schlussdrittel fanden die Tiger wenigstens annähernd die richtige Einstellung. Damit wollen wir in keiner Weise andeuten, dass die Langnauer zuvor ihren Allerwertesten hätten hängen lassen. Aber wie im Frühjahr reichte eben auch diesmal eine eigentlich tadellose sportliche Einstellung bei weitem nicht, um diesem Gegner in dieser Beziehung Paroli zu bieten.

 

2.) Die Verwertung der Torchancen: Die SCL Tigers erspielten sich vorab im Start- und im Schlussdrittel erstklassige Torchancen zuhauf. Doch nicht zum ersten Mal in dieser Saison nutzten sie diese viel zu wenig. Allein im ersten Drittel scheiterten Sandro Moggi, Thomas Nüssli, Adrain Gerber und Claudio Moggi in ausgezeichneter Position am guten Visp-Hüter Martin Zerzuben. Auffällig auch, wie wenig die Spieler von Bengt-Ake Gustafsson aus Abprallern machen. Sogenannt dreckige Tore wollen viel zu wenig gelingen. Doch davon müssen viel mehr rein, wenn ein Gegner wie Visp bezwungen werden soll.

 

3.) Das fatale zweite Drittel: Vorab im ersten als auch im dritten Drittel waren die SCL Tigers ganz klar die dominierende Mannschaft, auch wenn der EHC Visp in jeder Phase gefährlich blieb. Doch das Glück war den Langnauern nicht hold. Im Mittledrittel kamen dann noch Fehler und Pech in der Defenive hinzu. In der 23. Minute erlief sich Niki Altorfer einen riskanten Querpass von Thomas Nüssli und liess danach allein vor Tiger-Hüter Damiano Ciaccio diesem keine Chance und buchte das 1:2. Kévin Hecquefeuille glich, hervorragend angespielt vom jungen Tom Gerber, für die Tiger in der 28. Minute wieder aus. Doch bloss zweieinhalb Minuten später leistete sich Massimo Ronchetti in der eigenen Zone den zweiten fatalen Fehlpass eines Tigers-Spielers an diesem Abend. Visps erste Linie, welche zuvor in drei Spielen 25 Skorerpunkte gebucht hatte, liess sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Roman Botta buchte auf Zuspiele von James Desmarais und William Rapuzzi. Zum Unvermögen kam nun auch noch Pech hinzu. Ein Scharfer Schuss eines Langnauers neben das Tor prallte von der Bande an Freund und Feind vorbei auf den Stock von Tomas Dolana, welcher alleine auf das gegnerische Tor losziehen konnte. doch wo waren da die Verteidiger? Bloss 52 Sekunden dauerte es nach dem Führungstreffer, bis die Visper ihren Vorsprung ausbauen konnten. Und in der 39. Minute war es erneut Dolana, welcher ein Zuspiel von Egor Mikhailov zum 2:5 verwertete. Bengt Ake Gustafsson meinte nach dem Spiel: «Nach dem guten ersten Drittel, in welchem wir lediglich die Torchancen nicht verwerteten, wollte im Mittelabschnitt jeder ein Tor schiessen. Wir fielen von unserer Linie ab, machten Fehler, und spielten so ein katastrophales Drittel.» Als Problem ortet der Coach, dass sich in seinem Team zu viele sehr talentierte Techniker befinden, aber zu wenige, die ein rustikales Spiel pflegen können. «Zu viele wollen bei uns alles auf spielerische Weise lösen, und suchen daher viel zu wenig den direkten Weg aufs Tor. Vor allem im zweiten Drittel machten wir diesen Fehler.»

 

Gustafsson appelierte in der zweiten Drittelspause an den Charakter der Spieler. Tatsächlich kam das Team wie verwandelt aus der Kabine. Endlich gelang es, der Intensität der Visper wenigstens einigermassen Paroli zu bieten. Beflügelt durch das frühe Tor durch Thomas Nüssli (42.) erspielten sich die Tiger wiederum Torchance um Torchance. Doch das Glück hatten sie weiterhin nicht auf ihrer Seite. William Rapuzzi traf in der 60. Minute zum Schlusstand von 3:6 ins leere Tor.

 

Wichtig ist, dass die Tiger künftig in Spielen gegen Visp deren Spielweise zu begegnen wissen. Eine normale, professionelle Eistellung genügt gegen diesen Gegner meistens nicht. Hier muss mehr kommen, und deshalb steht Bengt-Ake Gustafsson und seinem Team noch jede Menge Arbeit bevor. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass Siege gegen derart intensiv fightende Gegner wie der EHC Visp auch Kopfsache sind.

 

 

SCL Tigers - EHC Visp 3:6 (1:1, 1:4, 1:1)

 

Ilfishalle, 4'882 Zuschauer. SR: Fischer. Jetzer/Kehrli. Tore: Bucher (Müller, S. Moggi) 1:0. 3. Schmutz (altorfer, Heynen) 1:1. 23. Altorfer (Ausschluss Alihodzic!) 1:2. 28. Hecquefeuille (T. Gerber, Ronchetti) 2:2. 32. (31.08) Botta (Desmarais, Rapuzzi) 2:3. 32. (32.99) Dolana 2:4. 39. Dolana (Mikhailov, Brunold) 2:5. 42. Nüssli (Haas) 3:5. 60. Rapuzzi (ins leere Tor) 3:6. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 5-mal zwei Minuten gegen Visp.

 

SCL Tigers: Ciaccio; Ronchetti, Hecquefeuille; Müller, Stettler; Flückiger, K. Lindemann; Currit; Nüssli, C. Moggi, Haas; Bucher, DiDomenico, S. Moggi; S. Lindemann, A. Gerber, Sterchi; T. Gerber, Albrecht, Schlapbach; Haberstich.

 

EHC Visp: Zerzuben; Wiedmer, Geiger; Bucher, Wollgast; Heynen, Heldstab; Guyenet, Leu; Botta, Rapuzzi, Desmarais; Dolana, Brunold, Mikhailov; Altorfer, Alihodcic Furrer; Müller, Hischier, Schmutz.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Rexha, Bärtschi, Gustafsson, Rüegg, Wyss, Zryd (aller verletzt). Visp ohne Keller, Zeiter.