Schicksalsgemeinschaft O’Leary – Grenier:

Diese Konstellation ist sehr unwahrscheinlich

Gemäss einem Artikel von Klaus Zaugg auf Watson hängt der Verbleib von Alexandre Grenier in Langnau vom Schicksal Jason O’Learys als Coach der SCL Tigers ab. Wir fragen uns, ob das sein kann. Eine Auslegeordnung.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Bild: www.scltigers.ch / Peter Eggimann

 

Die SCL Tigers liegen auf dem 12. und vorletzten Rang. Es ist die gleiche Klassierung wie bereits in der letzten Saison, nur das der 12. damals zugleich der letzte Rang der Tabelle war. Inzwischen steht der HC Ajoie ganz im Süden der Tabelle, was allerdings den Langnauern in dieser Saison herzlich wenig nützt. Ein letztes Mal ist der Abstieg ausgesetzt. Sportlich kann also nichts passieren.

Trotzdem steht Tigers-Coach Jason O’Leary inzwischen mächtig unter Druck, und mit ihm auch Sportchef Marc Eichmann. Denn misst der Gesamtverantwortliche in Sachen Sport «seinen» Coach mit den gleichen Ellen wie dessen Vorgänger, wird er nicht darum herum kommen, den Vertrag mit dem Übungsleiter spätestens zum Ende dieser Saison aufzulösen. Es sei denn, die Mannschaft findet spät, aber gerade noch rechtzeitig, doch noch den Rank. Die Erfahrungen mit Mannschaften, die zum Jahreswechsel bereits deutlich hinter den Playoff-Rängen (bzw. Pre Playoff-Rängen) liegen, sprechen allerdings eine völlig andere Sprache. Offenbar, so wird berichtet, soll nun aber Alexandre Grenier seinen Verbleib im Emmental auch davon abhängig machen, ob auch Jason O’Leary bleiben kann. Solche Bedingungen sind – vor allem unter diesen Vorzeichen – mehr als unüblich. Wir fragen uns deshalb: Kann das sein?

Denkbar, aber unwahrscheinlich

Alexandre Grenier ist derzeit der drittbeste Skorer der Liga und der beste Assistgeber obendrein. Gemeinsam mit Liga-Topscorer Jesper Olofsson hat Grenier die Liga gerockt, wenn man dies allein aufgrund der gemeinsamen Skorerpunkte sagen kann. Weil all diese Skorerpunkte nur wenig Punkte für die Tabelle einbrachten, handelte es sich jedoch um eine mehr oder weniger brotlose Kunst. Dabei profitierte Olofsson mehr von Assistgeber Grenier als umgekehrt. Mit den Pässen von Grenier kann fast jeder Spieler etwas anfangen. Olofsson braucht aber für seine Tore oftmals den genialen Assistenten. Doch der Schwede muss sich keine allzugrossen Sorgen machen. Einen guten Assistenten wird er auch in Biel finden. Olofsson hat bekanntlich für die beiden nächsten Saisons im Seeland unterschrieben.

Geht nun auch Grenier? Zumindest hat er Anfragen. Und sollte, wie Klaus Zaugg berichtet, tatsächlich Gottéron Interesse haben, und sollte sich dieses Interesse konkretisieren, wird es für Marc Eichmann schwierig, dagegen zu halten. Aber muss er dafür tatsächlich seinen Coach weiter beschäftigen?

Die Wege von Grenier und O’Leary werden sich trennen

Denkbar ist viel eher, dass sich die Wege von Grenier und O’Leary sowieso trennen werden. Der Kanadier wird mit seinem Agenten sprechen und – sofern nicht längst ein Entscheid gefallen ist – werden sie einen allfälligen Verbleib in Langnau in erster Linie von den Aussichten abhängig machen, welche den Spieler bei diesem Klub erwarten. Oder anders ausgedrückt: Um weiterhin in den hintersten Tabellenregionen herumzugurken, wird sich Grenier nicht weiter an die SCL Tigers binden. Denn für die Spieler ist - vor allem, wenn sie gut sind und die Wahl haben - ihr Beruf nicht einfach nur Broterwerb. Eishockey ist für sie Leidenschaft. Spieler wollen gewinnen. Ständiges Verlieren ist mit Frustration, schlechter Laune und wenig Lebensfreude verbunden. Der Sportchef muss also ihm wie auch seinem Agenten glaubhaft machen können, dass nun in die Mannschaft investiert wird, so dass ernsthaft die Playoffs in Angriff genommen werden können. Das heisst: Nur von den Playoffs zu sprechen und sie als eventuelles, entferntes Ziel zu formulieren, wird nicht mehr reichen. Künftig muss eine realistische Chance bestehen, diese wichtigste und für die spieler schönste Phase der Meisterschaft zu erreichen. Und zwar nicht nur bei besonders günstiger, aber leider sehr seltener Konstellation.

Grenier wird daran gelegen sein, dass in die Mannschaft investiert wird. Anders wird er nicht zu halten sein. Aber auf die Forderung, dass ein (in Langnau) bisher erfolgloser Coach durch alle Böden hindurch gehalten werden muss, wird der erfahrene Profi wohlweislich verzichten. Dies wäre ungefähr vergleichbar, wie von ihm als Rechtsschütze zu fordern, er müsse sich künftig steigern, aber ihm gleichzeitig nur noch Stöcke für Linksschützen zur Verfügung zu stellen. Dass ein Coach nach schlechten Resultaten gehen muss, ist in diesem Geschäft unvermeidbar. Zudem spricht eine Entlassung nicht in jedem Fall gegen einen Coach. Oft passen Coach, Mannschaft und Klub schlicht und ergreifend nicht zusammen. In Langenthal hat Jason O’Leary hervorragend gearbeitet. Der Titel in der Swiss League wird ihm niemand nehmen können.

Das wahrscheinlichste Szenario ist also, dass beide, Jason O’Leary (wenn der Sportchef bei ihm mit gleichen Ellen misst wie bei seinem Vorgänger Rikard Franzén) und Alexandre Grenier die SCL Tigers verlassen werden. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie beide gemeinsam zum gleichen Klub wechseln. Deshalb macht eine Verknüpfung mit dem Verbleib seines Coaches in Langnau für sein eigenes weiteres Engagement für Grenier nicht den geringsten Sinn. Es wäre zudem völlig unüblich.

Grenier und O’Leary waren gemeinsam in Iserlohn (je zwei Saisons) und sind dann gemeinsam zu den SCL Tigers gewechselt. In dieser Zeit kann durchaus eine Freundschaft entstanden sein. Aber es ist keine Schicksalsgemeinschaft. Immerhin spielte Grenier während seiner zweiten Saison in Iserlohn für 10 Spiele leihweise für den HC Lausanne.

Sportchef Marc Eichmann hat nur dann eine reelle Chance auf eine einigermassen konkurrenzfähige Mannschaft für die nächste Saison, wenn er sich von solchen Gedanken (ich bleibe, wenn du den weiterbeschäftigst) nicht beeinflussen lässt. Er muss seinen Weg gehen. Und solange Alexandre Grenier noch keine Unterschrift unter einen anderen Vertrag gesetzt hat, besteht für die SCL Tigers eine Chance auf seinen Verbleib.

Viel Arbeit für den Sportchef

Marc Eichmann wird einen neuen Coach, neue Torhüter, die eine oder andere Verstärkung bei den Spielern mit Schweizer Lizenz, und wohl auch drei (wenn Grenier bleibt) oder gar vier neue Ausländer brauchen. Das bedeutet jede Menge Arbeit. Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass neben Alexandre Grenier auch Yannick Blaser, Sebastian Schilt, Larri Leeger, Rihards Melnalksnis und Kay Schweri auslaufende Verträge haben. Bei den Ausländern haben Harri Pesonen und Aleksi Saarela verlängert. Aber falls Olten oder Kloten aufsteigen, sind nächste Saison sechs Ausländer erlaubt. Für alle Mannschaften!