Für ein gutes neues Jahr:

Ein Derbysieg zum Jahresabschluss für die SCL Tigers

In einem zuletzt spektakulären Spiel mit zwei Wenden setzen sich die SCL Tigers gegen den Kantonsrivalen SC Bern verdient mit 4:3 durch. Sie übergeben damit die rote Laterne an die Hauptstädter, die zum ersten mal seit ihrem Wiederaufstieg am grünen Tisch den letzten Rang belegen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier freut sich Anthony Huguenin (Mitte) mit Ben Maxwell (links) und Julian Schmutz über den Siegtreffer. Bild: ZVG.

 

Die rote Laterne - in früheren Zeiten zeigte sie, an einem Haus angebracht, dem interessierten Freier ein Bordell an. Selbstredend, dass es in der Stadt Bern deutlich mehr Häuser dieser Art gab und gibt, als in beschaulichen Emmental. Eine rote Laterne wurde jedoch auch am Ende eines Zuges angebracht, um eben dessen Ende anzuzeigen. Nach mir kommt keiner mehr, wird man die Aussage des letzten Wagons eines kurzen oder auch langen Eisenbahnzuges richterweise wohl deuten. Wie jetzt - zum Jahreswechsel - der SC Bern. Nach den Hauptstädtern kommt zum Abschluss des Jahres 2020 - keiner mehr. Sie sind das Schlusslicht des National League - Zuges. Die rote Laterne eben. Und es gibt durchaus Beobachter*innen die sagen, beim SCB herrsche ein "Puff", was mit Bordell zu übersetzen ist. Auch dies korrespondiert mit der roten Laterne.

Sechs mal versuchten die Langnauer zuletzt erfolglos, die rote Laterne an die jeweils spielfreien Stadtberner abzutreten. Doch alle diese Spiele endeten mit Niederlagen. Doch im siebten Anlauf, im Derby gegen eben diese Berner, die man so gerne hinter sich lassen wollte, klappte es endlich. Was die letzten drei Spiele (1:4 gegen die ZSC Lions, 2:4 und 1:5 jeweils auswärts gegen den EV Zug) nur ungenügend wiedergaben: die SCL Tigers haben zuletzt deutliche Fortschritte gemacht. Der EVZ und der ZSC sind Spitzenteams mit einem Potential, gegen welches die Langnauer im Normalfall, also dann, wenn diese Gegner mit der notwendigen Ernsthaftigkeit auftreten, nicht ankommen. Aber gegen diesen SCB hätten die Leistungen aus den erwähnten drei Spielen durchaus zum Sieg reichen können.

Bemerkenswert, wie die Langnauer in dieser Partie gegen die Bären Rückschläge verkrafteten, weg steckten und sich dabei mit einen Vollerfolg belohnten. Dies ist - zumal nach eben diesen sechs Neiderlagen in Serie - aller Ehren wert und zeigt, dass diese Mannschaft lebt. Dass sie aus ihren Möglichkeiten versucht, das Beste herauszuholen, und dass ihr dies zuweilen auch gelingt. Es zeigt aber auch, dass diese Mannschaft sich entwickelt, dass die jungen Spieler wie Keijo Weibel, Rihards Melnalksnis, Patrick Petrini und Stefan Rüegsegger sich prächtig entwickeln. Und nicht zu vergessen: Mit Joel Salzgeber und Bastian Guggenheim sind, bzw waren inzwischen zwei weitere junge Langnauer Cracks an der U20-Weltmeisterschaft beschäftigt. Sie werden allerdings nach der vierten Niederlag im vierten Spiel ohne Punktgewinn und des verpassten Minimalzieles vorzeitig aus Kanada zurückkehren. In der vergangenen Nacht verloren sie auch gegen Deutschland mit 4:5.

Aber zurück zum Spiel der SCL Tigers gegen den SC Bern. In der 44. und 45. Minute schien die Partie, welche die Langnauer nach dem frühen Führungstreffer von Julian Schmutz, - er hämmerte die Scheibe trotz bester Sicht für Torhüter Philip Wüthrich unhaltbar in dessen Maschen - innerhalb von lediglich 45 Sekunden auf die Seite der Berner zu kippen. Julian Schmutz sass bereits auf der Strafbank und eine Strafe gegen Federico Lardi war angezeigt, die Berner agierten also ohne Torhüter mit sechs Feldspielern gegen vier Langnauer, als die Scheibe zum freistehenden Vincent Praplan fand, der keine Mühe hatte, auszugleichen. Die Strafe gegen Julian Schmutz war damit beendet, aber diejenige gegen Lardi begann nach diesem Treffer erst zu laufen. Das Powerplay der Berner lief erneut gut, und es war Thierry Bader, der die Berner erstmals in Führung schiessen konnte (45.). Er beihelt im Getümmel vor dem Langnauer Tor die Übersicht und netzte ein.

Wir kennen das: Bereits gegen die ZSC Lions und den EV Zug kassierten die Langnauer in den ersten beiden Dritteln keinen Gegentreffer und verloren dann die Partie innerhalb kurzer Zeit doch noch. So etwas kann sich einbrennen. So etwas hat psychologische Folgen. Eine derartige, sich wiederholende Entwicklung von Spielen ist äusserst schwierig zu verkraften. Doch die Mannschaft von Coach Rikard Franzén ist mental offenbar stark genug, um mit solchen Tiefschlägen umzugehen, wenn es der Gegner erlaubt. Der andere Schmutz, Flavio, er ist mit Julian weder verwandt noch verschwägert, tauchte nach seiner Lancierung durch Toms Andersons alleine vor Philip Wüthrich auf und liess diesem keine Chance. Ausgleich (48.). 

Der nächste Tiefschlag für die SCL Tigers folgte allerdings auf dem Fuss. In der 51. Minute liefen die Langnauer nach einem Fehler in der Mittelzone in einen Konter, den Jan Neuenschwander erfolgreich abschloss. War es das nun? Doch noch der Sieg für die Berner?

Nein! Kaum eine Minute später hämmerte Alexei Dostoinov ein Zuspiel von Samuel Ernis sehenswert in die Berner Kiste. Erfreulich, dass der russisch-schweizerische Doppelbürger offenbar immer besser zu seiner Form findet und somit nach einer eher durchzogenen Phase zu einem der wertvollsten Spieler in den Reihen der Emmentaler zurück findet. Dostoinov ist ein begnadeter Techniker, der, wenn es ihm läuft, auch ein Dirfferenzmacher sein kann. Seine Formkurve zeigte zuletzt stark nach oben.

Das Sahnehäubchen war aber Anthony Huguenin vorbehalten. Ein von einem Berner zur "Flanke" abgelenktes Zuspiel von Ben Maxwell verwertete der Weitgereiste, aber bereits seine vierte Saison im Emmental spielende Chaux-de-Fonier 93 Sekunden vor Ende der Partie gekonnt zum Siegtreffer. 

Der SC Bern ist mit dieser Niederlage so etwas wie der Aufbaugegner für die SCL Tigers. Am 14. November realisierten die Emmentaler auswärts in Bern ihren ersten Vollerfolg der Saison. Zuvor hatten die Tiger erst einen Sieg in der Verlängerung (gegen Ambri) eingefahren. Diesmal beendeten die Langnauer eine sechs Spiele anhaltende Negativserie ohne Punktgewinn mit einem Vollerfolg gegen die Hauptstädter. Die SCL Tigers stehen also gegen den grossen Kantonsrivalen noch ohne Punktverlust da.

SCL Tigers - SC Bern 4:3 (1:0, 0:0, 3:3)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Lemelin/Fluri, Obwegeser/Burgy. Tore: 6. J. Schmutz (Huguenin, Erni) 1:0. 44. (43.41) Praplan (Jeffrey, Blum, Ausschluss J. Schmutz, Strafe gegen Lardi angezeigt) 1:1. 45. (44.26) Bader (Brithen, Andersson, Ausschluss Lardi) 1:2. 48. F. Schmutz (Andersons, Lardi) 2:2. 51. (50.17) Neuenschwander (Bader) 2:3. 52. (51.15) Dostoinov (Erni) 3:3. 59 (58.27) Huguenin (Maxwell) 4:4. Strafen: 9-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 7-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Sterchi, Bandencheck) gegen den SC Bern.

SCL Tigers: Punnenovs; Blaser, Leeger; Grossniklaus, Erni; Huguenin, Lardi; Bircher; Andersons, Melnalksnis, Weibel; Nilsson, Maxwell, Earl; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Dostoinov, Petrini, P. Berger; Rüegsegger.

SC Bern: Wüthrich; Burren, andersson; Zryd, Untersander; Blum, Elsener; Fuchs; Moser, Brithén, Olofsson; Pestoni, Jeffrey, Praplan; Bader, Neuenschwander, Sterchi; Sopa, Burkhalter, A. Berger.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Kuonen, Neukom, Schilt, Diem, Glauser (alle verletzt), Salzgeber, Guggenheim (U20-WM), In-Albon (Partnerteam), Zaetta (überzählig). SC Bern ohne Ruefenacht (verletzt), B. Gerber, Henauer, Scherwey, C. Gerber, Thiry, Sciaroni, Heim, J.Gerber (alle krank). 58.57: Timeout SC Bern. SC Bern ab 58.57 ohne Torhüter.