Die Zeiten ändern sich - ein wenig:

Ein Erfolg für die SCL Tigers - Alexandre Grenier bleibt

Die Spieler, ihre Berater und die Sportchefs sind lernfähig. Alexandre Grenier (30) wird seinen Vertrag in Langnau um zwei Jahre verlängern. Bei einer angemessenen Lohnerhöhung.

News • • von Klaus Zaugg

Früher liessen sich Sportchefs bei Vertragsverlängerungen die Hosen herunterlassen. Es genügte, das Gerücht zu streuen, Lugano, die ZSC Lions, Lausanne, der SCB oder Zug seien interessiert – und schon stieg der Preis.

Inzwischen lernen die Sportchefs, die Hosen anzubehalten. Ein Beispiel für den neuen Trend ist Alexandre Grenier, drittbester Skorer der Liga. Nach einigem Hin- und Her haben sich die Parteien auf eine vernünftige Lösung geeignet: Der Kanadier wird um zwei Jahre bis 2024 verlängern. Unabhängig davon, ob Trainer Jason O`Leary bleibt oder nicht.

Der Weg zu dieser Lösung ist bemerkenswert. Die Grossen mit den vollen „Transfer-Kriegskassen“ – der SCB, die ZSC Lions, Lausanne, Lugano oder Zug – waren nicht am Kanadier interessiert. Das mag vielerlei Gründe haben: das Alter, der „Schwefelgeruch“ seiner DEL-Vergangenheit, der Umstand, dass die Langnauer auch mit ihm nicht über den zweitletzten Platz hinauskommen, die Vorliebe für skandinavische Ausländer oder grosse Namen mit NHL-Vergangenheit.

Der entscheidende Punkt aber ist ein anderer: die Sportchefs der noch ernsthaft interessierten Klubs – zuletzt Servettes Marc Gautschi, Gottérons Christian Dubé und Langnaus Marc Eichmann – bildeten eine „Transfer-Einheitsfront“: keiner der drei war bereit, um drei Jahre zu verlängern und eine bestimmte Salärlimite zu überschreiten. Christian Dubé hatte sich ja bereits bei Chris DiDomenico nicht auf ein „Wettbieten“ eingelassen und den Kanadier zum SCB ziehen lassen.

Warum nach einer angemessenen Lohnerhöhung zum praktisch gleichen Salär den Klub wechseln? Warum nicht dort bleiben, wo man sich wohl fühlt? Kommt dazu: In Langnau ist Alexandre Grenier allseits als Leitwolf respektiert. Es macht also sehr wohl Sinn, im Emmental zu verlängern.

Der Optimist interpretiert diese Vorgänge als Zeichen einer erfreulichen neuen Vernunft der Spieler, der Sportchefs und ihrer Berater. Kommt dazu: Im Falle eines Aufsteigers kommt es nächste Saison zu einer „Ausländerschwemme“: Statt vier werden dann sechs Ausländer erlaubt sein. Wie viel Geld werden die Klubs nach zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren noch haben, um in ausländisches Personal zu investieren? Da ist eine Verlängerung zur rechten Zeit und guten, vernünftigen Bedingungen für beide Parteien von Vorteil: Der Spieler hat einen angemessenen Lohn bei einem trotz sportlicher Magersucht seriösen, stabilen Hockey-Unternehmen, das dafür bekannt ist, die Löhne pünktlich zu zahlen. Und der Klub einen Ausländer, der zu den besten der Liga gehört und in der Mannschaft integriert ist.

Das Risiko, für nächste Saison bei sechs Ausländern gleich mehrere „Nieten“ zu verpflichten, die dann unter Kostenfolge ausgewechselt werden müssen, ist gross. Es sind ja jetzt schon nicht alle Sportchefs dazu in der Lage, vier wirklich gute ausländische Spieler zu rekrutieren: In Bern genügt beispielsweise aktuell bloss einer von sechs höheren Ansprüchen. Obwohl es nicht an Geld mangelt.

Zwei weiterer Jahre für Alexandre Grenier: Ein Akt der Vernunft des Spielers, des Sportchefs und eben auch des Agenten. Somit hat Marc Eichmann schon einen schönen Teil seiner Hausaufgaben gemacht: Er hat für nächste Saison bereits vier gute Ausländer unter Vertrag: Die Stürmer Harri Pesonen, Alexandre Grenier und Aleksi Saarela sowie Verteidiger Vili Saarijärvi. Und mit Luca Boltshauser ist auch die Position der Nummer 1 im Tor vorzüglich besetzt.