Es tut sich was in Langnau:

Ein Meister für die Tiger, ein „Zauberzwerg“ für Kloten?

Erik Thorell war mit Zug Meister. Nun steht der Schwede in Langnau ganz oben auf der Liste. Ian Derungs (22) ist der beste Schweizer Torschütze in der Geschichte der zweithöchsten Liga. Steigt Kloten auf, wird er ein Thema.

News • • von Klaus Zaugg

Die Gewährsleute aus Prag fragen, ob Erik Thorell tatsächlich eine Offerte aus der Schweiz haben. Der mannschaftsdienliche Schwede ist ein Schlüsselspieler bei Sparta Prag (46 Spiele/19 Tore/30 Assists) und hat soeben um zwei Jahre verlängert. Aber mit einer Ausstiegs-Option für die Schweiz.

Er kennt unsere Liga aus zwei Saisons mit Zug (2019/20, 2020/21). Er feierte mit den Zuger den Titel, war im Team beliebt, hatte aber kein Glück: Verletzungen (u.a. ein Sturz mit dem Fahrrad) bremsten seine Produktion (72 Spiele/16 Tore/27 Assists). Sportchef Reto Kläy stellt ihm trotzdem ein sehr gutes Zeugnis aus: Ein vielseitiger, kompletter Stürmer, taktisch diszipliniert, hohe Spielintelligenz, mannschaftsdienlich und im Team beliebt. Einer der eine Mannschaft stabilisiere und seine Mitspieler besser mache. 

Eigentlich das, was in Langnau hinten Sportchef Marc Eichmann zur Komplettierung der Offensive sucht. Drei Stürmer (Harri Pesonen, Alexandre Grenier, Aleksi Saarela) und einen Verteidiger (Vili Saarijärvi) hat er für nächste Saison bereits unter Vertrag. Und tatsächlich, er bestätigt: „Ja, wir sind an Erik Thorell interessiert.“ Man suche als Ergänzung für die Offensive einen vielseitigen ausländischen Stürmer, der auch taktische Aufgaben (Defensive, Boxplay) umsetzen könne.

Erkundigungen in Prag liefern die Antwort, warum der Transfer noch nicht gemacht ist und noch scheitern könnte: Über die Vertragsdauer (ein Jahr) sei man sich einig. Über das Salär noch nicht. Die Differenz sei allerdings überbrückbar. Es gehe höchstens um 20 000 Franken.

Da nun schon Langnau ein Thema ist, kann die Frage nicht ausbleiben: Besteht ein Interesse an Ian Derungs? Der 22jährige Stürmer hat diese Saison in Thurgau in 45 Partien schon sagenhafte 33 Tore erzielt. Eigentlich müsste die ganze Liga den „Zauberzwerg“ (174 cm) jagen. Endlich, endlich ein junger Schweizer, der das Tor trifft. Ein cooler Kunstschütze, der immer wieder in entscheidenden Phasen trifft wie soeben den Siegestreffer beim 2:1-Sieg gegen Olten. Er kann bis sieben Tage nach dem letzten Saisonspiel bei Thurgau aus dem Vertrag aussteigen und in die höchste Liga wechseln. Der perfekte Transfer für ein Hockeyunternehmen wie Langnau, das wenig Geld hat und dafür einem jungen Spieler die Möglichkeit bieten kann, in der höchsten Liga Fuss zu fassen. Bei Ian Derungs geht es nicht um Geld. Sondern erst einmal um eine Chance in der höchsten Liga.

Aber Langnau ist nicht mehr interessiert. Der umsichtige, kluge Sportchef Marc Eichmann sagt, man habe das Dossier Ian Derungs sehr wohl geprüft. Aber die eigenen jungen Spieler (Salzgeber, Weibel) seien wichtiger. Und man wisse halt nicht, ob sich Ian Derungs auch in der höchsten Liga durchsetzen könne. Man müsste ihm wohl eine offensive Rolle im ersten oder zweiten Sturm geben. Nun ja, warum denn nicht? Warum nicht neben einem Ausländer? Aber dafür hat Langnaus Sportchef kein Musikgehör.

Auch Zugs smarter Sportchef Reto Kläy hat beim Thema Ian Derungs kein Musikgehör: Man habe eigene junge Spieler, denen man eine Chance geben wolle, und auch er gibt zu bedenken, dass für den jungen Kunstschützen wohl nur eine offensive Rolle in Frage komme, die man ihm wahrscheinlich nicht geben könne.

Eine recht interessante Sichtweise: Einerseits werden die Sportchefs nicht müde zu klagen, es gebe zu wenig Spieler für eine 14er-Liga. Weshalb nächste Saison, sollte es einen Aufsteiger geben, sogar sechs Ausländer erlaubt sind. Also lieber die Mannschaft mit einem Slowaken, Kanadier, Norweger, Finnen oder Schweden ergänzen als einen jungen Schweizer, der nicht halb so viel kostet wie ein angeblich „billiger“ Ausländer und der die meistgesuchte Qualität eines Stürmers hat: Er trifft ins Tor. Und kein Schelm, wer die Frage stellt: Werden die eigenen Jungen besser, wenn sie „Artenschutz“ geniessen und vom Konkurrenzkampf um die Plätze im Team verschont werden?

Und so kommt es, dass Kloten im Falle eines Aufstieges sehr gute Chancen hat, Ian Derungs zu bekommen. Oder andersherum: Steigen die Zürcher auf, könnte es sehr wohl sein, dass Ian Derungs bei Kloten auf die höchste Liga losgelassen wird.