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Eklat vor Amtsantritt – Langnaus neuer Trainer bekommt Hausverbot

Ohne Abstieg Ruhe? Nicht in Langnau. Der neue Trainer Jason O’Leary sorgt schon vor seinem Amtsantritt für Wirbel - und der Bau eines zweiten Eisfeldes für rote Köpfe.

News • • von Klaus Zaugg

Seit dem 15. Februar ist Jason O’Leary (42) offiziell Langnaus Trainer für die nächste und übernächste Saison. Arbeitsbeginn: 1. Mai 2021.

Der fleissige Kanadier kümmert sich in der ihm eigenen Akribie schon jetzt intensiv um sein neues Team. Einer wie er überlässt nichts dem Zufall.

Erst sass er während der Spiele auf der Tribune. Am Samstag begab er sich dann nach der Partie gegen den SC Bern sogar in die heiligen Hallen der Tiger. In den Kabinengang. Um dort mit Spielern zu plaudern. Damit hat er eine Kontroverse und einen Eklat ausgelöst.

Trainer Rikard Franzén ist noch im Amt. Die auffällige Präsenz seines Nachfolgers wird als unschicklich empfunden. 

Langnaus Sportchef Marc Eichmann hat nun ein Machtwort gesprochen. Er bestätigt: „Ja, es stimmt, wir haben Jason für die restlichen zwei Partien angewiesen, nicht mehr ins Stadion zu kommen. Ich habe ihn auch die Weisung erteilt, bis Saisonende keine Interviews mehr zu geben. Wenn Sie ihn anrufen, dann wird er das Telefon nicht abnehmen.“ Also ein Haus- und Redeverbot? „So können Sie es nennen, wenn Sie wollen…“ Und da es dem Chronisten ferne liegt, irgendwo Öl ins Feuer zu giessen, hat er Jason O’Leary nicht angerufen, um in der Sache zu befragen.

Marc Eichmann sagt, Jason O’Leary habe sich korrekt verhalten und zuvor erkundigt, ob er ins Stadion kommen dürfe. „Wir haben das intern auch mit unserem Coaching-Team besprochen und niemand hatte etwas dagegen. Deshalb haben wir ihm grünes Licht gegeben.“

Nun sei die Sache aber etwas aus dem Ruder gelaufen. „Deshalb ist es besser, wenn sich Jason bis Saisonende nicht mehr im Stadion zeigt.“ Die SCL Tigers haben noch zwei Heimspiele auf dem Programm: Am Samstag gegen Zug und am Montag gegen die ZSC Lions. Den letzten Platz werden sie nicht mehr los.

Der Wirbel um den neuen Trainer mag eine Episode sein. Ums Eingemachte geht es bei der Kontroverse um den Bau eines zweiten überdachten Eisfeldes. Kostenpunkt: 15 Millionen.

Das Problem sind nicht primär die Baukosten. Für die kommt Präsident Peter Jakob auf. Es geht um die Betriebskosten, für die dann die SCL Tigers aufkommen müssen. Jahr für Jahr.

Weil jährliche Kosten in sechsstelliger Höhe befürchtet werden, gibt es interne Opposition. Hauptaktionär Karl Brügger will Kostenwahrheit. Ohne die stimmt er nicht zu. Präsident Peter Jakob droht mit Rücktritt, wenn im Sommer mit dem Bau nicht begonnen werden kann.

Nun hat sich der Verwaltungsrat darauf geeinigt, eine neutrale Expertise in Auftrag zu geben. Um herauszufinden, wie stark ein zweites überdachtes Eisfeld die Betriebsrechung der SCL Tigers jährlich wird.

Präsident Peter Jakob ist ein Visionär. Er hat vor zehn Jahren bereits 15 Millionen in den Umbau des Stadions investiert. Weitere 15 Millionen bewilligte damals das Langnauer Stimmvolk mit einer „DDR-Mehrheit“ von über 75 Prozent.

Das zweite Eisfeld soll nun die Zukunft der SCL Tigers als Ausbildungsclub sichern. Inzwischen bekommt Peter Jakob Unterstützung von der wohl grössten Hockey-Autorität im Dorf. Von Stanley Cup-Sieger Martin Gerber. Seit dem Abschluss seiner Karriere lebt er mit seiner Familie im Dorf.

Martin Gerbers Wort hat auch deshalb Gewicht, weil er sich stark für die Nachwuchsabteilung engagiert, ohne sein Mitwirken an die grosse Glocke zu hängen. Treu dem Motto: frage nicht, was die SCL Tigers für dich tun können. Frage, was du für die SCL Tigers tun kannst. Seine Aussage ist klar: „Wenn wir in Zukunft konkurrenzfähig bleiben wollen, dann brauchen wir ein zweites Eisfeld.“