SC Langenthal - SCL Tigers 5:4 n.V. (1:1, 1:3, 2:0)

Früh auf der Siegesstrasse. Sekunden vor Schluss abgebogen

Die SCL Tigers verlieren eine hoch-dramatische, spannende und weitgehend hochstehende Partie in Langenthal wegen eines Treffers von Jeff Campbell eine Sekunde vor Schluss der Verlängerung. Dabei hatten die Langenthaler die Partie erst sechs Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit mit einem Tor von Jeffrey Füglister ausgeglichen. Doch die Tiger hätten diese Partie niemals aus der Hand geben dürfen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Ciaccio 1

Mit einer Ausnahme starke Leistung von Tiger-Hüter Damiano Ciaccio. Doch beim schön heraus gespielten 1:1 durch Jeffrey Füglister war er machtlos. Bild: Susanne Bärtschi

 

Einen solchen Gegentreffer erhält kein Torhüter gerne. In der 54. Minute zog David Stämpfli, der 30 Sekunden vor Schluss des Mitteldrittels in Überzahl bereits den 2:4 Anschlusstreffer für den SC Langenthal erzielt hatte, von der Mittellinie ab. Tiger-Hüter Damiano Ciaccio unterschätzte diesen Schuss, und liess diesen via Stockhand und Lattenunterkante zum 3:4 passieren. Es war ein Schritt weiter in den Untergang der Langnauer in diesem Spiel. Doch es war nicht der Anfang. Aber alles der Reihe nach.

 

Über weite Strecken waren die SCL Tigers das bessere Team, welches zudem von je einem frühen Tor im ersten und im zweiten Drittel profitierte. Bis zur 33. Minute schossen Simon Sterchi nach genialer Vorarbeit von Adrian Gerber(2.), Thomas Nüssli nach einem schweren Fehler von Langenthals Marco Schüpbach, (21.), Sandro Moggi nach einem tollen Solo von Chris DiDomenico (28.) und Yves Müller (33.) nach Vorarbeit von Sandro Moggi die Emmentaler mit 4:1 in Front. Alles schien unter Kontrolle. Selbst als 30 Sekunden vor Ablauf des Mitteldrittels David Stämpfli im Powerplay den Anschlusstreffer zum 2:4 markierte, machte sich noch niemand beim Tigers-Anhang Sorgen. Dies schien auch vorerst im Schlussdrittel nicht nötig zu sein. Denn wie bereits zuvor im Mitteldrittel waren in den ersten Minuten die Langnauer am Drücker, und vergaben dabei mehrere hochprozentige Möglichkeiten. Stellvertretend in der 46. Minute, als Sven Lindemann die Entscheidung vor dem fast leeren Tor auf dem Stock hatte, aber es statt abzuschliessen vorzog, noch einen Pass zu spielen. Man hätte von einem hoch verdienten Sieg sprechen müssen. Doch es kam anders. Das Blackout von Ciaccio in der 54. Minute bedeutete, dass die Langenthaler nochmals eine Chance auf den Sieg erhielten, welche sie zuerst Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich, und eine Sekunde vor Ablauf der Verlängerung zum Sieg nutzten. Dabei kam ihnen entgegen, dass die Langnauer, die lange Zeit den sicheren Sieg vor Augen hatten, am Schluss nicht nur nicht mehr zulegen konnten. Sie nutzten auch weder die Strafe gegen Langenthals Füglister 2,16 Minuten vor Ablauf des dritten Drittels noch diejenige von Stefan Tschannen in der 62. Minute zur Siegsicherung. Weder gelang ihnen in dieser Zeit ein Tor, noch waren sie in den restlichen verbleibenden Sekunden im Stande, wenigstens das Resultat zu halten. Zum Schluss der regulären Spielzeit hätten sie nur noch 16 Sekunden gegen die wieder im Vollbestand spielenden Gastgeber aushalten müssen.

 

Martin Stettler war überzeugt: «So eine Partie habe ich noch nie erlebt.» Und der Captai meinte selbstkritisch: «Diesen Vorsprung hätten wir halten müssen. Wir hätten vor allem in der Schlussphase einfacher spielen müssen, und auch mal einen Puck einfach raus spedieren sollen. In dieser Hinsicht müssen wir einfach besser werden, wenn wir ein gutes Team sein wollen.»

 

Auch wenn es für die vielen angereisten Tiger-Fans ein schwacher Trost ist, so wollen wir nicht verschweigen, dass genau solche Partien, welche in den letzten Sekunden noch gekehrt werden, entscheidend zur Attraktivität dieses Sports beitragen. Dabei lebte dieses Spiel nicht nur von der Spannung und der Dramatik, sondern auch von vielen schönen und schnellen Spielzügen und jeder Menge Torchancen. Die Schorenhalle war nicht ganz ausverkauft, aber an diesem frühen Samstag Abend kamen über 4'000 Zuschauer. Sie werden, sofern sie können, alle wieder kommen, wenn diese beiden Mannschaften das nächste Mal gegeneinader antreten. Trotzdem müssen sich die SCL Tigers an der eigenen Nase nehmen. Am Schluss zählen die Punkte. Und da haben sie heute Abend auf unnötige, um nicht zu schreiben dumme Art und Weise zwei davon liegen gelassen. Steigerungspotential ist noch viel vorhanden. Unter anderem auch im Powerplay, wo erneut fünf Möglichkeiten nicht genutzt wurden.

 

 

Fans 11

Die Fankurve der Langnauer war besser gefüllt als die der Langenthaler. Tolle Stimmung! Bild: Susanne Bärtschi

 

 

SC Langenthal - SCL Tigers 5:4 n.V. (1:1, 1:3, 2:0)

 

Schorenhalle Langenthal, 4'108 Zuschauer. SR: Popovic, Gnemmi/Micheli. Tore: 2. Sterchi (A. Gerber) 0:1. 11. Füglister (Gemperli, Triulzi) 1:1. 21. Nüssli 1:2. 28. S. Moggi (DiDomenico, Bucher) 1:3. 32. Müller (S. Moggi, DiDomenico) 1:4. 40. Stämpfli (Campbell, Ausschluss Müller) 2:4. 54. Stämpfli 3:4. 60. (59.54) Füglister 4:4. 65. (64.59) Campbell (Tschannen) 5:4. Strafen: 5-mal zwei Minuten gegen Langenthal, 8-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

 

SC Langenthal: Eichmann; Schüpbach, Stämpfli; Welti, Fröhlicher; Minder Pienitz; Schnyder, Küng; Tschannen, Campbell, Kelly; Füglister, Gemperli, Triulzi; Carbis, Lüssy, Arnold; Hobi, Küng, Ranov.

 

SCL Tigers: Ciaccio; K. Lindemann, Hecquefeuille; Müller, Stettler; Ronchetti, Flückiger; Rüegg; S. Lindemann, C. Moggi, Nüssli; Haas, A. Gerber, Sterchi; Bucher, DiDomenico, S. Moggi; Wyss, Albrecht, T. Gerber; Schlapbach.

 

Bemerkungen: SC Langenthal ohne Schäublin, Schefer, Kämpf (alle verletzt), Kaufmann (abwesend). Marc Eichmann für 400. NL-Spiel geehrt. SCL Tigers ohne Rexha, Gustafsson, Bärtschi, Zryd (alle verletzt). 57.31 Timeout SC Langenthal. Langenthal von 57.31 bis 57.44 und ab 59.43 bis 59.54 ohne Torhüter. 61.09 Timeout SCL Tigers.