Und so lief alles ab:

Jesper Olofsson: Der Deal des Jahres – in einer Woche gemacht

Der Abgang von Jesper Olofsson ist keine Frage des Geldes. Sondern der Schlauheit von Biels Sportchef Martin Steinegger. Er hat jetzt für nächste Saison ein Meisterteam. Und Kultgoalie Simon Rytz wechselt tatsächlich von Olten zu Biel. Und nicht nach Langnau!

News • • von Klaus Zaugg

Auf der Fahrt zum Spiel nach Zürich bekommt Langnaus Sportchef Marc Eichmann am späten Donnerstagnachmittag einen Anruf. Am Apparat Jesper Olofssons Agent. Der Vertrag mit Biel sei gemacht. Sorry.

Marc Eichmann fällt aus allen Wolken. Er ist als Neuling im Geschäft das Opfer seiner Gutgläubigkeit (polemisch: Naivität) geworden. Seine Strategie war folgende: Wir kontern jedes Angebot aus der Liga. So hat es der Verwaltungsrat bewilligt. Am Geld wird es in diesem Fall nicht liegen. Wenn Jesper Olofsson in die KHL oder in die NHL will, sind wir chancenlos. Aber jetzt investieren wir und zahlen so viel oder notfalls mehr als jeder anderer Klub aus der National League. Jawoll! Wir sind schliesslich im Valley hinten auch wer!

Hin und wieder erkundigt sich Marc Eichmann bei Jesper Olofsson. Er ist sich seiner Sache sicher. Die „Kriegskasse“ ist gefüllt. Der Schwede vertröstet ihn immer wieder: er wolle erst einmal den Spengler Cup spielen. Dann werde man sehen.

Und nun das: Heiliger Bimbam am 24. Dezember. Der Topskorer ist weg! Und er wechselt nicht in die KHL oder in die NHL. Er bleibt im Bernbiet. Wie konnte das passieren?

Dieser Deal ist in der minimalen Frist von einer Woche gemacht worden. Wahrlich, der Deal des Jahres. Und zwar so: Martin Steinegger telefoniert wegen eines anderen Spielers mit dem Agenten von Jesper Olofsson. Beiläufig fragt er auch nach dem Schweden. Der Agent entgegnet, alles sei noch offen. Ob Biel interessiert sei? Ja natürlich sei Biel interessiert. Aber Steinegger sagt auch gleich, man werde da finanziell kaum mithalten können. Der Agent fragt, wie viel Biel denn bieten könne? Und da kehrt Biels kluger Sportchef den Spiess um und sagt zum Agenten: nenn Du mir die Lohnsumme und die Bedingungen. Wenn wir einverstanden sind, dann wird nicht mehr diskutiert, nicht mehr bei anderen Teams hausiert und wir bestimmen, wann der Vertrag gemacht wird.

Der wohlbekannte Agent aus dem Zugerland schlägt ein. Okay. Machen wir so. Bespricht sich mit seinem Klienten. Nennt die Zahl und die Vertragsbedingungen. Und Martin Steinegger akzeptiert. Deal gemacht. Das ist die Erklärung, warum Langnaus Sportchef Marc Eichmann keine Chance hatte. Warum er seinem Topskorer nicht einmal ein Angebot machen konnte. Um Geld ist es also nicht gegangen. Frustration und Ärger in Langnaus Chefetage sind gross. Sehr gross. Sehr, sehr gross. Sehr, sehr, sehr gross.

Immer mehr zeichnet sich ab: die Meisterschaft der nächsten Saison werden die Ausländer entscheiden. Sechs dürfen es sein, falls es einen Aufsteiger gibt. Nun hat Biel bereits fünf unter Vertrag. Die Stürmer Jesper Olofsson, Jere Sallinen und Toni Rajala sowie die Verteidiger Alexander Jakovenko und Victor Lööv. Die sechste Ausländerlizenz kann später noch nach Bedarf eingelöst werden.

Gute ausländische Spieler gibt es zwar viele. Aber passen sie ins Team? Können sie sich in unserer Lauf- und Tempoliga durchsetzen? Und nicht zu vergessen: wie viel kosten sie? Passen sie in die Lohnhierarchie? Im Idealfall gelingt es, der Konkurrenz einen ausländischen Spieler auszuspannen, der sich in der National League bereits durchgesetzt hat. Wie Jesper Olofsson. Hilfreich ist auch, wenn nicht gleich drei oder vier neue Ausländer verpflichtet werden müssen. Wenn die ausländischen Spieler bereits diese Saison gut ins Team integriert sind. Wie im Fall von Biel: Vier Ausländer spielen bereits in Biel und der fünfte hat sich in der Liga bei Langnau etabliert.

Martin Steinegger ist der einzige Sportchef der Liga, der jetzt schon fünf gute Ausländer für nächste Saison unter Vertrag hat. Die Bieler werden – wenn sie nicht von Verletzungspech geplagt werden – nächste Saison keine Probleme mit dem ausländischen Personal haben. Das ist schon fast die halbe Miete. Die andere Hälfte der Miete sind, logisch, die Schweizer. Und auch da haben die Bieler alles richtig gemacht: zu den hohen Salärforderungen von Michael Hügli haben sie „Nein“ gesagt (er wechselt nach Lausanne) und dafür mit Tino Kessler verlängert. Mit Luca Christen haben sie einen der talentiertesten Schweizer Verteidiger (aus Langenthal) geholt und mit Yannick Rathgeb verlängert. Und das Problem der Nummer zwei hinter Joren van Pottelberghe ist auch gelöst: aus Olten kommt für ein Jahr Simon Rytz.

Biel hat bereits jetzt ein Meisterteam für die nächste Saison. Das heisst nicht, dass die Bieler zum ersten Mal seit 1983 Meister werden. Das heisst lediglich, dass sie eine Mannschaft haben, die, wenn alles passt, um den Titel spielen kann.

Marc Eichmann ist nicht zu beneiden. Auf ihn wartet ein weiteres hochheikles Geschäft: Alexandre Grenier, sein zweitbester Skorer, hat auch einen auslaufenden Vertrag. Der Kanadier hat den gleichen Agenten wie Jesper Olofsson. Und auch Alexandre Grenier hat Langnaus Sportchef versichert, er werde sich erst nach dem Spengler Cup entscheiden. Kommt dazu: Alexandre Grenier ist die wichtigste hockeytechnische Bezugsperson des Trainers. Aber Jason O’Leary muss spätestens Ende Saison gehen.