Nach dem überfälligen Trainerwechsel:

Liniger, Schläpfer oder ein anderer? - Wer wird nächste Saison Coach in Langnau

Die Geduld hat endlich ein Ende gefunden. Die Verantwortlichen der SCL Tigers trennen sich von Jason O'Leary und installieren Ives Sarault als Not-Trainer. Doch wer coacht nächste Saison? Im Emmental steht noch extrem viel Arbeit bevor.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Jason O'Leary war nicht der Richtige. So viel ist klar. Ebenso klar muss aber sein, dass es nicht nur am Trainer liegt, dass die SCL Tigers derzeit auf dem absolut enttäuschenden 12. Rang liegen. Zwar gelang es O'Leary nie, der Mannschaft sein System aufzudrücken oder die Spieler weiter zu entwickeln. Vor allem aber Letzteres dürfte zuweilen recht schwierig gewesen sein. Fast am schlimmsten ist aber der Umstand, dass es O'Leary nie gelang, aus seinen Jungs eine verschworene Truppe zu formen. Der Zusammenhalt, der für eine bezüglich Potential beschränkte Mannschaft zum Erfolg unerlässlich ist, fehlte weitgehend. Auf jeden Fall muss sich Sportchef Marc Eichmann vor allem auch selbst hinterfragen. Ohne Not hat er zum Ende der letzten Saison Rikard Franzén keine weitere Chance für das Coaching der Emmentaler gegeben, obwohl dieser seine Sache gemessen am zur Verfügung stehenden Kader gut gelöst hat. Nach solchen Entscheiden, wenn sie dann in die Hose gehen, muss man sich als Verantwortlicher schon gewisse Fragen gefallen lassen. Denn für die Emmentaler wird die Saison 2021/22 als verlorene Saison in die Geschichte eingehen.

Kader muss besser werden

Erstmals überhaupt in ihrer Geschichte hatben die SCL Tigers vier Ausländer unter Vertrag, die so richtig rock(t)en, wobei deren Performance in den letzten Partien ebenfalls zu wünschen übrig liess. Ein grosser Erfolg für Marc Eichmann, dass Harri Pesonen, Aleksi Saarela und Alexandre Grenier auch nächste Saison für die Langnauer auflaufen werden. Zudem soll auch der finnische Verteidiger Vili Saarijärvi zu den Emmentalern stossen, was allerdings noch nicht bestätigt wurde. In der nächsten Saison werden fünf, oder sofern Olten, Kloten oder Visp aufsteigen, sogar sechs Ausländer erlaubt sein. Die Aufgabe, den Anschluss an das Mittelfeld der National League herstellen zu können, wird also nicht kleiner. Zudem könnte, wenn es zu Beginn der Saison schlecht läuft, bald einmal die Angst vor dem Abstieg hinzu kommen. Wirtschaftlich wird sich dieser Umstand als Segen herausstellen. Gerade in Langnau, wo das Publikum solidarisch diesen Kampf gegen den Absturz immer wieder mitträgt. Sportlich könnte dies hingegen ins Verderben führen, denn nach einem Aufstieg von Olten oder Kloten wird die Swiss League nicht mehr die Selbe sein und viel von ihrer Attraktivität verloren haben.

Um sportlich und wirtschaftlich überleben zu können müssen die SCL Tigers in ihrer Strategie offensiver werden als bisher. Sie werden in ihre Mannschaft investieren müssen. Es reicht nicht, sich einfach nur auf gute Ausländer zu verlassen. In der aktuellen Saison sind die Tiger an der Qualität ihrer Spieler mit Schweizer Lizenz gescheitert. Für mehr Erfolg wird es unumgänglich sein, den einen oder anderen geschickten Transfer eines Schweizer Spielers nach Langnau zu orchestrieren. Das muss kein Topshot sein. Aber es dürfen auch keine weiterer Mitläufer sein. In dieser Saison spielten in Langnau zu viele Mitläufer.

Die Wahl des Trainers

Verwaltungsratspräsident Peter Jakob soll sich einen Schweizer Trainer wünschen, kann man der Presse entnehmen. Der Name Michael Liniger wurde mehrfach erwähnt. In Fankreisen hat man auch ein Auge auf Kevin Schläpfer geworfen. Im Oberaargau ist auch noch ein schier Unbekannter namens Arno Del Curto wohnhaft, der zwar, wie er immer wieder sagt, in seinem Leben nicht mehr Trainer sein will, der aber in seinem Leben schon viel gesagt hat, was er hinterher wieder über den Haufen geworfen hat. Vor Jahren, als er noch Trainer in Davos war, hat er im Rahmen eines Mitagessens mit einem Journalisten und dessen Begleiter gesagt, es würde ihn schon mal reizen, die SCL Tigers oder den HC Ambri Piotta zu trainieren. Aber wir konzentrieren uns auf die naheliegenden Lösungen und schauen, was denn für Michael Liniger und was für Kevin Schläpfer spricht.

Michael Liniger

Er ist Langnauer, 42 Jahre alt und ehemaliger NLA-Profi. In seiner Karriere hat er in der höchsten Spielklasse für den HC Ambri-Piotta, die SCL Tigers und den EHC Kloten (damals noch Kloten Flyers) gespielt. In Langnau war er in den Saisons 2005/06 und 06/07 Captain und auch in Kloten war er einer der Leader. Seit der Saison 2017/18 ist er in der Organisation der ZSC Lions tätig und führt dort in der dritten Saison die GCK Lions. Er leistet auf dieser Stufe hervorragende Arbeit.

Dass er Langnauer ist (der ehemalige TK-Chef des SC Langnau und pensionierte Sekundarlehrer Max Liniger ist sein Vater), könnte ihm am Anfang zum Vorteil gereichen. Doch aufgepasst. Alfred Bohren kann ein Lied davon singen, was einem Langnauer Trainer in Langnau passieren kann, wenn die Resultate nicht stimmen. Als Headcoach der SCL Tigers in die Saison 2002/03 gestartet, war für ihn bereits nach wenigen Spielen Schluss. Dabei hatten die Emmentaler eigentlich immer gut gespielt, aber meistens knapp verloren. Und obwohl Bohren Mitglied der Meistermannschaft von 1976 war, geriet er früher als alle andern Coaches in Langnau in die Kritik. Man verzieh ihm die Niederlagen nicht. Es war, wie es häufig ist mit dem Propheten im eigenen Land. Dieses Umstandes muss man sich auch bei Michael Liniger bewusst sein. Zumal Liniger auf höchster Stufe ein Neuling und somit ein Lehrling ist. Auch dies ein Umstand, der ihn zu Beginn umso sympathischer macht, aber bei Misserfolg umso schneller ins Gegenteil schlagen kann.

Kevin Schläpfer

Schade, hat Kevin Schläpfer das Job-Angebot der damaligen Kloten Flyers nicht kritischer hinterfragt, bevor er es angenommen hat. Es war sein zweiter Fehlentscheid in seiner Karriere als Coach in der höchsten Liga der Schweiz. Sein erster war, dass er in Biel sein Amt nicht niedergelegt hat, als er wegen hartnäckiger Komplikationen nach einer Operation an seinem Knie nicht mehr aufs Eis konnte. Als "Krücken-General" konnte er seine Magie weder auf dem Eis noch an der Bande entfalten und wurde schliesslich entlassen. Auf das Abenteuer Kloten liess er sich ein, weil er unbedingt wieder ein Engagement als Coach wollte. Aber er passte nicht zu diesem Klub. Als Baselbieter ohne jegliche Vergangenheit in Zürich und zudem ohne die Unterstützung eines oder zwei von ihm ausgewählten Assistenten war er am Schluefweg von Anbeginn auf verlorenem Posten.

Aber Schläpfer hat in Biel bewiesen, was er leisten kann, wenn er gesund ist und wenn eine Organisation hinter ihm steht. Er ist ein ausgezeichneter Motivator und versteht es, aus einer Mannschaft eine verschworene Einheit zu bilden. Ausserdem ist er ein ausgezeichneter Verkäufer seines Arbeitgebers. Schläpfer sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit nach Langnau schaut. Schläpfer ist gut für die Sponsoren. Jede Wette, dass allein die Präsenz Schläpfers in Langnau für einen Schub bei den Sposoren sorgen wird, wenn die Marketingabteilung gut arbeitet. Schläpfer ist 1998 mit dem damaligen SC Langnau in die höchste Spielklasse aufgestiegen und war einer der besten Freunde des leider viel zu früh verstorbenen Wale Gerber.

Schläpfer geniesst sehr viele Sympathien in Langnau. Viele würden ihn als Trainer herzlich willkommen heissen. Er passt ausgezeichnet nach Langnau, daran hindert ihn nicht einmal sein "Baseldiitsch". Sein einziger Makel: Bei Misserfolg droht ihm das Gleiche wie Michael Liniger, wenn auch nicht aus dem gleichen Grund: Denn dann holt ihn sein gescheitertes Engagement in Kloten ein.

Vorerst Ives Sarault

Interessant wird auch sein, was nun unter Ives Sarault passiert. Ein Trainer, der nur drei Monate bleibt und der möglicherweise die Lizenz hat, die Peitsche auszupacken und ganz sicher die Härte, dies auch zu tun. Eventuell unterhält uns die bisher so verkorkste Saison ja doch noch ein wenig.