Nach drei Pleiten in der Vorbereitung:

Langnau (noch?) weit davon entfernt, gut genug zu sein

1:3 gegen Kloten, 3:4 gegen Mannheim und 2:5 gegen Ambri - die SCL Tigers starten mit drei Testspiel-Pleiten in die neue Saison. Und bereits stellt sich die Frage, ob die Emmentaler wirklich gut genug sind für den Kampf gegen den Abstieg. Die vorläufige Antwort: Noch nicht.

News • • von Bruno Wüthrich

Man soll Vorbereitungsspiele nicht überbewerten. Diese Einstellung ist völlig richtig, denn die Testphase ist die Zeit, in welcher die Mannschaften sich finden müssen und auch, um Spielzüge nicht nur einzuüben, sondern auch auszuprobieren. Fragt man derzeit die Fans, so erhält man mehr oder weniger einhellig die Antwort, man habe es lieber, die Mannschaft würde jetzt noch verlieren als später in der Meisterschaft.

Nur eben - die SCL Tigers verloren von den letzten 20 Meisterschaftspartien deren 19 (!!!). Das heisst, die Mannschaft der letzten Saison war weit davon entfernt, gut genug zu sein, was auch die 30 Punkte Rückstand auf Rang 11 in drastischer Form aufzeigen. Das Fatale dabei ist, die Niederlagenserie hat jedem Einzelnen, der dabei war, gnadenlos aufgezeigt, dass es so ist. Das ist schlecht für das Selbstvertrauen. Die Sommerpause kann helfen, dieses wieder etwas aufzubauen. Aber nach einer solchen Saison ist ein eventuell partiell vorhandenes Selbstvertrauen ein zartes Pflänzchen, das mit Sorgfalt gehegt und gepflegt werden muss. Da wäre jeder einzelne Sieg hochwillkommen. Und sei es nur in einem Testspiel und um aufzuzeigen, dass man "es" kann, dass man diesmal besser war als der Gegner und dass der eingeschlagene Weg so falsch nicht sein kann.

19 Spieler (von 27, das sind gut 70 Prozent) der aktuellen Mannschaft waren letzte Saison bereits dabei. Sie sind sich also Niederlagen gewohnt. Fast will es scheinen, als müssten sie Schwierigkeiten haben, sich an den letzten Sieg zu erinnern (es war der 4:2 - Heimsieg vom 16.2.2022 gegen Gottéron / der vorletzte Sieg datiert vom 7.12.2021 [6:5 in Ambri]). Und bereits haben SCL Tigers wieder drei Mal verloren. Zwar sind es nur Testspiele. Aber es sind eben Niederlagen. Und sie sprechen die gleiche Sprache, wie die Niederlagen der letzten Saison. Und sie tragen nicht dazu bei, das zarte Pflänzchen Selbstvertrauen zu hegen und zu pflegen.

Die Sache mit den Saisonabonnementen

Wenn die Spitzenteams wie der EV Zug oder die ZSC Lions Vorbereitungsspiele verlieren, so kümmert dies tatsächlich niemand. Selbst dem Kassier dürfte dies völlig egal sein. Denn er weiss, die Erwartungshaltung der Fans und Sponsoren ist riesig und der Vorverkauf der Saisonanbonnemente wird ausgezeichnet oder zumindest im Rahmen des Budgets laufen.

Etwas weniger hoch dürfte die Erwartungshaltung bei den Fans der SCL Tigers sein. Traditionell verkaufen die Emmentaler ihre Abonnemente recht gut. Dies ist auch diesmal so. Und doch lief der Verkauf schon mal besser. Da wäre eine höhere Erwartungshaltung hilfreich. Der Verkauf von Saisonabonnementen hat u.a. auch mit der Erwartunghaltung derer zu tun, die sie kaufen.

Aber so gnädig die Fans in der Vorbereitung trotz Niederlagen immer sind, so wenig helfen die Pleiten, die Erwartungshaltung anzuheben. Der Vorverkauf der Abonnemente läuft immer noch. Aber die Mannschaft liefert derzeit noch keine guten Verkaufsargumente.

(Noch?) nicht gut genug

Nach den drei Niederlagen ist es deshalb höchste Zeit, dass die Mannschaft der SCL Tigers sich selbst, aber auch den Fans und Sponsoren zeigen, dass sie gut genug ist und dass durchaus etwas anderes von ihr erwartet werden darf als ständig nur Niederlagen. Ein Sieg gegen den SC Bern am kommenden Mittwoch anlässlich des Berner Cups wäre hilfreich. Oder anders ausgedrückt: Ein Sieg gegen die Berner müsste eigentlich Pflicht sein. Bzw. ist Pflicht!