Waren es die Nerven?

Langnau vergeigt in Pruntrut die Pre-Playoffs

Weil die SCL Tigers beim HC Ajoie den Puck nicht im Tor unterbringen, verlieren sie die wichtige Partie mit 0:1. Damit schwinden die Chancen, noch an den Pre-Playoffs teilnehmen zu können, auf ein Minimum.

News • • von Bruno Wüthrich

Ärgerlich sind solche Niederlagen halt schon. Da erarbeiten sich die SCL Tigers in einer überraschend guten Saison die grosse Chance, sich in den Pre-Playoffs präsentieren zu dürfen, sind fünf Spiele vor Ende der Qualifikation noch voll dabei, und bringen dann beim Tabellenletzten den Puck nicht in die Kiste. Drei Mal scheitert Harri Pesonen in allerbester Position und war trotzdem der beste seiner Mannschaft, nach Torhüter Luca Boltshauser, denn immerhin entwickelte der Finne als Einziger Zug aufs Tor. "Kreisen und Stechen, wie eine Biene", so ungefähr beschrieb der ehemalige und 2016 verstorbene Box-Weltmeister Muhammad Ali seinen Kampfstil. Tatsächlich tänzelte der dreifache Weltmeister aller Klassen in seinen jungen Jahren jeweils um seine Gegner herum und landete seine Treffer blitzschnell, präzise und hart. Auch die SCL Tigers kreisten in Ajoie manchmal minutenlang. Aber sie vergassen zu stechen. Bis auf Harri. Aber der scheiterte eben.

Natürlich war es ein Handycap, dass nach Topscorer Mark Michaelis auch sein Nachfolger Alexi Saarela verletzt ausfiel. Doch auch Ajoie hatte wichtige Ausfälle zu beklagen. Unter anderen fehlten Devos und Hazen. Und doch hatten die Jurassier einen Vorteil. Sie konnten ohne Druck aufspielen. Die vorzeitige Rettung ist für sie längst nicht mehr möglich. Für sie ging es um die Vorbereitung auf die Playouts. Und da dürften eben die SCL Tigers längst der Wunschgegner sein. Zwei Mal gewann Ajoie in Langnau, nun auch in Pruntrut. Und natürlich will man sich im Hinblick auf die entscheidende Phase der Saison ein gutes Gefühl vermitteln. Deshalb riefen die Einheimischen gestern eine äusserst konzentrierte Leistung ab, agierten trotz dezimiertem Kader äusserst diszipliniert, abgeklärt und ruhig. Eben: sie hatten nichts zu verlieren. Bei Langnau war das anders.

Und doch fehlte bei den Emmentalern etwas. Es war nicht der Wille, es gut zu machen. Aber es fehlte die Entschlossenheit im gegnerischen Drittel, der direkte Zug aufs Tor. Mit ihrem Kreisen ohne zu stechen brachten sie den Gegner kaum je in Verlegenheit. Und dann fehlte halt auch Saarela, der auch mal einen Onetimer hätte anbringen können. Die Versuche, einen solchen anzubringen, scheiterten ohne ihn mehrmals kläglich. Torhüter Damiano Ciaccio brauchte keine übermenschliche Leistung zu erbringen, um die Null zu halten. Seine Vorderleute hatten die Situation fast immer gut im Griff. Gegen Harri Pesonen verteidigte er seinen Kasten aber tadellos.

Zum Versagen der Emmentaler im Jura kommt als Unglück noch hinzu, dass sämtliche Gegner um den Playoff-Strich gepunktet haben. Kloten und Ambri gewannen je einen Punkt, Lausanne und Lugano deren zwei. Die SCL Tigers müssten also, um die Pre-Playoffs noch zu erreichen, innerhalb von vier Spielen sechs Punkte aufholen und - was fast noch schwerer ist - drei Gegner überholen. Sechs Punkte müssen es deshalb sein, weil die Tiger gegen den bisher auf Rang 10 liegenden - übrigens sehr formstarken - HC Lausanne in den Direktbegegnungen die schlechtere Bilanz aufweisen.

Aber auch die vorzeitige Rettung ist schwieriger geworden. Dafür müssten die Langnauer Rang 12 erreichen. Auf diesem liegt derzeit der HC Ambri-Piotta. Dieser hat drei Punkte Vorsprung und zudem noch ein Spiel mehr zu bestreiten. Das dürfte also schwierig werden. Doch wer weiss: wenn da plötzlich die Nerven bei einem Gegner zu flattern beginnen wie gestern bei den Langnauern.

Ein Sieg mit drei Punkten heute Abend gegen den EHC Kloten wäre sehr hilfreich. Dann wäre man bis auf zwei Punkte an den Fliegern dran. Und dann wäre die vorzeitige Rettung zwar immer noch schwierig, aber immerhin nicht völlig unwahrscdheinlich.