Persönliche Antwort an den Journalisten Tobias Granwehr

Wie man vielleicht weiss, war ich bis Ende Juni des letzten Jahres Präsident des «Fanclub SCL Tigers», einer der grössten, wenn nicht sogar der grösste Fanclub im Schweizerischen Eishockey. Es ist ganz normal, dass man auch als ehemaliger Präsident ab und an Anfragen erhält, sich zu äussern. Sei es, weil tatsächlich die Meinung noch interessiert, oder sei es nur, weil jemand nicht mitbekommen hat, dass ich inzwischen zurückgetreten bin.

Heute erreicht mich die Anfrage von Tobias Granwehr, seines Zeichens Redaktor Ressort Region bei der «Berner Zeitung» und «Der Bund». Seiner E-Mail ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob diese nun an mich als Person gerichtet ist, oder ob ich – fälschlicherweise – noch als Präsident des Fanclubs gemeint bin. Die Mail geht aber auch an die Info-Adresse der Fanszene Langnau (loser Verbund aller Fanclubs der SCL Tigers) sowie an den Fandelegierten. Darin steht:

Guten Tag

Ich habe Fragen zu einem der Hauptsponsoren der SCL Tigers. Es geht um die Firma B&T AG, die vor einigen Jahren Waffen in die Ukraine geliefert hat. Es ist möglich, dass Waffen des Thuner Unternehmens im aktuellen Konflikt zum Einsatz kommen.

Mich interessiert die Meinung der Fanszene der SCL Tigers zu diesem Sponsor? Finden Sie es in Ordnung, dass eine Firma, die nachweislich Waffen in die Ukraine und auch nach Russland geliefert hat, zu den Hauptsponsoren der SCL Tigers zählt? Wäre es gerade jetzt nicht an der Zeit, sich von dieser Firma zu distanzieren?

Gerne hätte ich dazu eine Stellungnahme der Fanszene der SCL Tigers. Kann ich heute jemand von Ihnen erreichen? Oder können Sie mich bitte kontaktieren?

Ich danke Ihnen im Voraus bestens für Ihre Bemühungen und Ihre Rückmeldung.

Freundliche Grüsse

Tobias Granwehr

Ich erlaube mir, an Herrn Granwehr eine Antwort zu richten. Es handelt sich damit um «meine persönliche Antwort»: Ich schreibe also nicht im Namen der SCL Tigers oder einer Fan-Vereinigung, sondern lediglich in meinem eigenen Namen.

Lieber Herr Granwehr

Ich, als Fan der SCL Tigers, stehe zu hundert Prozent hinter jedem Sponsor «unseres» Eishockey-Unternehmens. Und ich empfehle diese Haltung allen Anhänger:innen. Genauso, wie ohne Fans kein Spitzen-Eishockey möglich ist, geht dies auch nicht ohne Sponsoren.

Wir alle leiden mit der Ukraine. Was dort abgeht, beschäftigt uns sehr. Es macht uns schlaflos. Es bereitet uns Angst. Menschen sterben. Andere sind auf der Flucht. Die Ukraine kämpft um ihre Freiheit. Sie kämpft um das gleiche Recht, wie wir Schweizer hoffentlich auch kämpfen würden, wenn uns eine fremde Macht überfiele.

Ob im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine auch Waffen aus der Schweiz zum Einsatz kommen, wissen wir nicht. Wer aber glaubt, ein solcher Krieg werde mit ein paar Sturmgewehren und Maschinenpistolen gewonnen, irrt sich. Die schweren russischen Waffen, die Panzer und die Bomber kommen alle sicher nicht aus der Schweiz.

Also hören Sie bitte auf, lieber Herr Granwehr, liebe Journalisten von welchen Zeitungen und Internetportalen auch immer, aus irgendwelchen Mücken Elefanten machen zu wollen. Konzentrieren Sie sich doch auf das Wesentliche. Seit der Mensch existiert, stellt er Waffen her. Weil wir es können! Sie sind – dies sei zugegeben – die Hilfsmittel zum Töten. Aber sie sind nicht der Motivator.

Weshalb töten Menschen? Weshalb führen Menschen Krieg? Auf diese Fragen gibt es hunderte von Antworten. Dass wir Waffen haben, ist aber nicht die Antwort. Wir graben den Garten nicht deswegen um, weil wir eine Stechschaufel besitzen. Sondern weil wir uns einen Nutzen davon versprechen.

Der Einmarsch von Putin und seinen Truppen in die Ukraine ist ein Skandal und eine Tragödie. Die Frauen, Kinder und Männer in der Ukraine sind uns nicht egal. Wir denken an sie und leiden mit ihnen. Aber wir Fans der SCL Tigers lassen uns durch solche Anfragen oder durch entsprechende Presseberichte nicht verunsichern.

Freundliche Grüsse

Bruno Wüthrich