4:2 gegen den EHC Biel

Zum Abschluss ein Sieg und drei Premieren

Die SCL Tigers bezwingen den EHC Biel mit 4:2 und tanken für die kommenden Aufgaben etwas Moral. Die nun folgende Klassierungsrunde - sofern sie denn stattfindet - wird zur spannendsten der Geschichte. Alle vier Teams sind gefährdet.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die Partie fand vor leeren Rängen statt. Geisterspiel nennt man solche Partien, die so eingentlich niemand will. Bild: Marcel Bieri.

 

Von seinen letzten acht Partien hatten die SCL Tigers lediglich eine einzige gewonnen und in dieser Zeit nur gerade gerade mal drei Punkte gewonnen. Am 18. Februar bezwangen die Langnauer auswärts den HC Genf-Servette nach Penaltyschiessen, und am vergangenen Freitag verloren sie in Zug ebenfalls nach Penaltys. Diese negative Serie liess das Team von Heinz Ehlers von einem Playoff-Rang auf den 11. Rang in der Tabelle abrutschen, immerhin aber noch punktgleich mit den 10-klassierten Ambri. Der letzte Vollerfolg datiert vom 31. Januar. Es war ein Heimerfolg gegen den EHC Biel, den Gegner von gestern.

Auf der gut besetzten Journalistentribüne schien an diesem Abend aber etwas bedeutend mehr zu interessieren. Das Spiel zwischen den SCL Tigers und dem EHC Biel war gerade zu Ende, die Langnauer hatten es mit 4:2 gewonnen, der Weg in die Kabinen für die Interviews war noch nie so frei. Viele der Journalisten blieben aber vorerst einmal sitzen, schauten auf die Bilder in ihren Notbooks und wollten wissen, was denn in Lugano (wo der HC Ambri-Piotta gastierte) und in Lausanne (wo der SC Bern um die Playoffs kämpfte) gerade ablief. Vor dem Spiel waren sich viele einig: Das Geilste wäre, wenn Ambri den HC Lugano schlagen würde und der SC Bern trotzdem nicht imstande sein würde, davon zu profitieren. Denn dies würde sozusagen die Höchststrafe für die Berner bedeuten. Und genau so ist es ja dann auch gekommen.

Aber trotzdem wollen wir die Partie in Langnau nicht vergessen, die von Premieren geradezu "gesegnet" war. diesen wollen wir uns gleich etwas widmen.

1.) Nun hat also auch Langnau sein erstes Geisterspiel der Geschichte. Dabei wird offensichtlich, wie viel "heimeliger" es in der Ilfishalle ist als andernorts. Die Spielstätte in Langnau strahl deutlich mehr Wärme, Heimatgefühl und Seele aus als beispielsweise die Bossard Arena in Zug und wohl die meisten anderen Eispaläste der National League. Mithalten können in dieser Disziplin wohl nur Davos und Ambri, wobei die Valascia aus anderen Gründen ausser Rang und Traktanden fällt. «Es war schon sehr speziell, so zu spielen. Doch ich finde den Entscheid des Bundesrates richtig. die Gesundheit geht vor», gab Captain Pascal Berger zu Protokoll. Und Alexei Dostoinov meinte: «Ohne Fans im Stadion ist auch das Niveau im Spiel nicht ganz so hoch. Es fehlen einfach die Emotionen und die Reaktionen von den Rängen. Die Fans sind ein wichtiger Teil des Spiels, und wir spielen ja letztendlich für sie.» Auf der Journalistentribüne meinte einer: «Eishockey ohne Zuschauer ist wie ein Porno ohne Ton.». Worauf ein anderer entgegnete: «Gut, dass du nicht gesagt hast, ohne Sex.»

2.) Damiano Ciaccio mit erstem Sieg. Was hat der Mann leiden müssen. Elf (11) Einsätze hatte Ciaccio zuvor als erster Torhüter der Langnauer bestritten, elf Mal ging er als Verlierer vom Eis. Es schien, als könnten die Tiger mit Ciaccio im Tor einfach nicht mehr gewinnen. Dabei war doch Ciaccio in der letzten Saison noch unser Playoff-Held, und massgeblich dafür verantwortlich, dass die SCL Tigers zum zweiten Mal nach 2011 die Playoffs bestreiten durften. Und nun dies, Dabei sind auch seine statistischen Werte nicht eben berauschend. Mit dem Druck von Ivars Punnenovs scheint Ciaccio nicht richtig klar zu kommen. Was allerdings mit dem Druck an und für sich nichts zu tun hat. Jüngst war Punnenovs verletzt, die ganze Last hatte Ciaccio zu schultern. Und siehe da, der Torhüter funktionierte ausgezeichnet. Plötzlich war Ciaccio der Rückhalt, den die Langnauer brauchten. Und auch wenn es voerst nicht gelang, die starken Leistungen des 31-jährigen in Siege umzumünzen, so lag dies definitiv nicht an ihm, sondern am Unvermögen seiner Vorderleute. Denn Ciaccio gab der Mannschaft als Vertreter des verletzten Punnenovs in jeder Partie eine Siegchance. Gestern in der Partie gegen den EHC Biel war es nach einer erneut starken Leistung des Jurassieres endlich so weit. Sein erster Saisonsieg wurde Tatsache. Vor der Partie wurde bekannt, dass Ivars Punnenovs nach seiner leichten Gehirnerschütterung erstmals wieder auf dem Eis war und künftig wieder für Einsätze bereit sein würde. Ciaccio wird den verein nach der Saison verlassen und sich dem HC Ambri-Piotta anschliessen, und dort gemeinsam mit Benjamin Conz, dem Langnauer Playoff-Held von 2011, das Torhüter-Duo bilden. Beide Langnauer Playoff-Goalies spielen also in der kommenden Saison in der Leventina.

3.) Endlich auch Alexei Dostoinov mit erstem Tor der Saison. Der Schweizer mit russischen Wurzeln ist der talentierteste Spieler mit Schweizer Lizenz in der Mannschaft der SCL Tigers. Doch in dieser Saison absolvierte er erst 21 Partien und erst die letzten drei Spiele war er wirklich gesund. Auswärts gegen Lausanne kam er nach einer langen Pause wegen einer Gehirnerschütterung zur Spielmitte erstmals wieder zum Einsatz und man erkannt sofort: Das ist wieder der "alte" Dosti, der vor Spielfreude sprüht, der auch den Puck halten kann und der seine Wirkung hat. Dostoinov ist unter normalen Umständen für die 1. Sturmlinie gesetzt. Wenn er fehlt oder nicht seine volle Leistung erbringen kann, fehlt viel. Was er drauf hat, bewies er bei seinem Tor zur 2:1 - Führung der Langnauer in der 40. Minute. Trotz arger Bedrängnis realisierte er diesen Treffer auf sehenswerte Art und Weise. Es war sein erster Treffer (nebst sechs Assists) in dieser Saison. «Ich bin froh, dass es doch noch geklappt hat. Diese statistische Null hätte mir nicht gefallen».

In dieser Partie, in welcher die SCL Tigers nie in Rückstand geraten, werden die Weichen erst in den letzten 10 Minuten durch zwei Tore von Eero Elo auf Sieg gestellt. In der 51. Minute läuft ein Langnauer Konter über Ben Maxwell, der in die Mitte zieht und Damien Riat stehen lässt. Sein Abschluss pariert Elein Paupe im Bieler Tor, doch er kann die Scheibe nicht kontrollieren und lässt sie genau auf den Stock von Eero Elo abprallen. Dieser muss nur noch einschieben.

Die endgültige Entscheidung fällt wiederum durch Eero Elo. Federico Lardi leitet den Angriff ein und legt dann auf Maxwell ab. Der bringt die Scheibe vors Tor, wo Lardi nachstochert und so bleibt der Puck auf der rechten Seite liegen. Eero Elo hat als einziger die Übersicht und muss nur noch einschieben. Es ist die Entscheidung in einer Partie, die mehrheitlich durch den EHC Biel dominiert wurde, der das Spiel aber lediglich zwei Mal im Überzahlspiel wieder ausgleichen kann, bei Fünf gegen Fünf jedoch im Abschluss sündigt oder eben am hervorragend disponierten Damiano Ciaccio, der lediglich in der Anfangsphase die eine oder andere Unsicherheit zeigt, scheitert. Bemerkenswert auch die Leistung von Ben Maxwell, der an allen Langnauer Toren beteiligt ist, das erste Tor der Partie erzielt er selbst (19.) und lässt sich bei allen weiteren einen Assist gutschreiben. Gestohlen ist dieser Sieg trotz mehrheitlicher Bieler Dominanz aber nicht. Denn auch die Tiger hatten weitere Möglichkeiten. In den Spezialsituationen hatten sie jedoch klar das Nachsehen. Der EHCB machte aus drei kleinen Langnauer Strafen zwei Tore. Die Langnauer hatten ebenso lange Gelegenheit, in Überzahl zu skoren. Doch hier bleib der Erfolg aus.

Im Hinblick auf den Ligaerhalt sind diese drei Punkte äusserst wichtig. Denn neben den SCL Tigers haben auch der HC Ambri-Piotta und die Lakers aus Rapperswil ihre Partien gewonnen. Lediglich der SC Bern, der Vierte im Bunde, muss mit einem Negativerlebnis in die entscheidende Phase der Meisterschaft antreten.

Die Berner haben zwar fünf Punkte Vorsprung auf Ambri und auf Langnau. Doch erstmals, seit es die Platzierungsrunde gibt, ist ein Grosser, der diese bestreiten muss, noch nicht vor dem Abstieg sicher. Verleiren die Berner zum Beispiel ihr erstes Spiel, so brennt in der Hauptstadt bereits der Baum. Und zwar lichterloh. Gesetzt für den Playout-Final sind einzig und allein die Rapperswil-Jona Lakers. Aber auch sie zeigten zuletzt starke Aufwärtstendenz. Für Spannung ist also in dieser Klassierungsrunde gesorgt. Sicher fühlen kann sich keine Mannschaft.

 

SCL Tigers - EHC Biel 4:2 (1:0, 1:1, 2:1)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Dipietro/Urban, Progin/Ambrosetti. Tore: 19. Maxwell (Dostoinov) 1:0. 35. Rajala (Pouliot, Ausschluss Cadonau) 1:1. 40. Dostoinov (Maxwell) 2:1. 46. Brunner (Pouliot, Rajala, Ausschluss Huguenin) 2:2. 51. Elo (Maxwell) 3:2. 56. Elo (Lardi, Maxwell) 4:2. Strafen: je 3-mal zwei Minuten.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Lardi, Erni; Blaser, Schilt; Huguenin, Cadonau; Dostoinov, Maxwell, Elo; Pesonen, Diem, Berger; Sturny, Earl, Schmutz; Andersons, In-Albon, Kuonen.

EHC Biel: Paupe; Salmela, Ulmer; Forster, Rathgeb; Kreis, Fey; Sataric; Rajala, Pouliot, Hügli; Fuchs, Nussbaumer, Riat; Künzle, Gustafsson, Brunner; Kohler, Tanner, Schneider.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs (rekonvaleszent), DiDomenico, Gagnon, Neukom, Grossniklaus (alle überzählig), Melnalksnis, Rüegsegger, Bircher (Partnerteams). Biel ohne Lüthi, Cunti, Ullstöm, Neuenschwander, Moser, Wüest (alle verletzt), Tschantré (abwesend). Biel ab 56.19 ohne Torhüter.