Wenn nicht jetzt, wann dann?

SCL Tigers reif für Devos/Hazen – Experiment?

An der Ligaversammlung von Mitte Juni werden die Vertreter der Klubs beschliessen, dass es keinen Absteiger aus der National League geben wird. Damit könnte die grosse Stunde des Ajoie-Duos Devos/Hazen schlagen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Bild: HC Ajoie, Mairicette Schnyder

 

Ihre Skorerwerte sind schlicht beeindruckend. Philip-Michaël Devos (29) realisierte in der Saison 2019/20 in 44 Partien 98 Punkte (30 Tore, 68 Assists, = 2,23 Punkte pro Spiel), sein gleichaltriger Sturmparten Jonathan Hazen brachte es in 38 Spielen auf 83 Punkte (39 Tore, 44 Assists = 2,18 Punkte pro Spiel).

Doch dies ist längst nicht alles. Dass die beiden auch gegen Klubs aus der National League punkten können, bewiesen sie bei Ajoies Durchmarsch zum Cupsieg in diesem Frühjahr. Hintereinander schalteten die Pruntruter den HC Lausanne, die ZSC Lions, den EHC Biel und den HC Davos aus. Dabei realisierte Devos 3 Tore, 9 Assists und damit 12 Punkte, und Hazen 5 Tore, 8 Assists und somit 13 Punkte.

Trotzdem scheinen alle Sportchefs der Liga Bedenken zu haben, einen der beiden oder gleich beide zu engagieren. Was, wenn sie nicht gut genug sind für die National League? Auch Sportchefs haben einen Ruf zu verlieren.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die Vertreter der Klubs aus den beiden obersten Ligen anlässlich ihrer Versammlung von Mitte Juni wegen der Folgen des Corona-Virus beschliessen, dass es in der Saison 2020/21 keinen Absteiger aus der National League geben wird. Dies müsste doch eigentlich die Türen für die beiden kanadischen Überflieger aus der Ajoie öffnen.

SCL Tigers müssten Interesse haben

Derzeit laufen wir wegen der Corona-Pandemie alle etwas entschleunigt. Dies ist auch in Langnau so. Doch ganz in den Schoss legen dürfen wir alle die Hände nicht. Weil die Transferaktivitäten bei der Konkurrenz zwar nicht auf Hochtouren, aber immerhin mit gedrosselten Motoren laufen, dürfen auch die Verantwortlichen der SCL Tigers nicht untätig bleiben.

Das Langnauer Eishockey-Unternehmen braucht einen neuen Sportchef, einen neuen Coach und mindestens noch zwei ausländische Arbeitnehmer. Führt der Weg von Devos und Hazen demnächst ins Emmental? Mit Chris DiDomenico haben die Tiger bereits einmal ein ähnliches Experiment gewagt.

Doch gerade weil nicht klar ist, wer künftig für den Sport verantwortlich sein und wer die Mannschaft trainieren wird, scheint es geradezu fahrlässig zu sein, sich jetzt für zwei neue Ausländer aus der Swiss League zu entscheiden.

Aber die beiden wären wohl günstig zu haben. Falls kein anderer Klub mitbietet, sogar sehr günstig. Die SCL Tigers sollten sich zudem nicht dazu verleiten lassen, wegen dieser ganz speziellen Situation die sportlichen Zügel ganz schleifen zu lassen und allenfalls mit nur zwei oder drei Ausländern antreten zu wollen. Denn fehlt die Perspektive Playoffs voll und ganz, werden zwar Kosten gespart. Aber Sponsoren werden unter diesen Voraussetzungen auch kaum einsteigen.

Ganz anders könnte es sein, wenn das Experiment Devos/Hazen gewagt wird. Denn gerade ihre überragenden Skorerwerte und die absolut erstaunlichen Leistungen gegen die Vertreter der National League im Cup lassen Sponsorenherzen höher schlagen. Da wäre für Gewinnung von Sponsoren viel wichtige Erwartungshaltung vorhanden.

Das Risiko für diejenigen, die später hinstehen müssten, wenn das Experiment mit den beiden Swiss League – Kanadiern schief geht, wären äusserst gering. Denn sie könnten argumentieren, sich in schwierigen Zeiten für eine kostengünstige Lösung entschieden zu haben und es zudem hätte keine Abstiegsgefahr bestanden.

Die SCL Tigers haben einst Chris DiDomenico aus Italien geholt. Seine Skorerwerte waren ähnlich. Die Liga, aus der er geholt wurde, entspricht in etwa der Swiss League. Der Kanadier hat voll eingeschlagen. Die SCL Tigers hätten auch zwei von dieser Sorte gut gebrauchen können. Die Chance, dass auch das Experiment Devos/Hazen gelingen könnte, ist durchaus vorhanden.

Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen sind beide 29 Jahre alt und damit im besten Alter. Sie haben eine Ausstiegsklausel in ihren Verträgen, der es ihnen erlaubt, bei einem Angebot aus der National League bis Ende April den HC Ajoie zu verlassen.