Nach drei Mal Torumrandung und defensiven Mängeln:

SCL Tigers tauchen in Biel mit 1:4

Deutliche 1:4 - Niederlage der SCL Tigers in Biel. Doch mit etwas mehr Glück könnte das Resultat anders lauten. Drei mal trafen die Langnauer die Torumrandung. Doch vor allem rächten sich die defensiven Nachlässigkeiten.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Biels Gilian Kohler kann sich vor dem Langnauer Tor nicht durchsetzen. Bild: zfg

 

Bei einer Niederlage mit drei Toren Differenz, wobei kein Treffer ins leere Tor erzielt wurde, lässt sich im Normalfall nicht viel falsch interpretieren. Drei Tore Unterschied, das ist bereits allerhand. Wobei der erste und einzige Treffer der unterlegenen Mannschaft erst 3,15 Minuten vor Spielende beim Stande von 4:0 für den Platzklub fiel. Doch war die Sache wirklich so eindeutig?

Die Frage ist nicht so eindeutig zu beantworten. Denn wie in fast jeder Partie gab es auch diesmal ein paar Schlüsselszenen, bei denen man sich fragen kann: was wäre gewesen, wenn... - zum Beispiel wenn Julian Schmutz mit seiner herrlichen Direktabnahme in der 26. Minute nicht die Latte, sondern ins Tor getroffen hätte? Es wäre die zu diesem Zeitpunkt schnelle Antwort auf die zwei kurz aufeinanderfolgenden Treffer zur 2:0 Führung der Bieler durch Luca Cunti (23.) und Toni Rajala (25.) gewesen. Keine gar so wichtigen Schlüsselszenen waren die beiden anderen Treffer der Langnauer an die Torumrandung. Robbie Earls Pfostenschuss in der 41. Minute fiel beim Stande von 3:0 für die Bieler. Ein Treffer zu diesem frühen Zeitpunkt im Schlussdrittel hätte aber nochmal Hoffnung und Feuer in die Mannschaft der SCL Tigers bringen können. Definitiv kein Schlüsselmoment war Anthony Huguenins Pfostenschuss in der 50. Minute. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 4:0 für den EHCB. Da war das Spiel definitiv gelaufen. Aber, und dies wollen wir nicht unerwähnt lassen, in einer Partie, die mit drei Toren Unterschied verloren geht, drei Treffer an die Torumrandung zu beklagen, ist schon hart.

Definitiv um Schlüsselmomente handelte es sich aber bei den Szenen zu Beginn des zweiten Drittels. Zur Überraschung betrat nach der ersten Drittelspause nicht Ivars Punnenovs das Eis, um das Langnauer Tor zu hüten, sondern der junge Damian Stettler. Punnenovs beklagte offenbar Magen-Darmprobleme, und er war mit seiner Ausrüstung nach der Pause noch nicht wieder im Reinen. Als ausgerechnet in dieser Phase auch noch Robbie Earl wegen eines Stockhaltens auf die Strafbank musste, witterten die Gastgeber ihre Chance und nahmen das Langnauer Tor unter Dauerbeschuss. Stettler wehrte sich bravourös, hielt alles, was auf das Tor kam, bis Luca Cunti an der Torecke völlig frei angespielt wurde, und den jungen Hüter mit einer Klasse-Aktion zur erstmaligen Führung bezwingen konnte. So Klasse gemacht Cuntis Aktion auch war, er hätte nie und nimmer derart frei dort stehen dürfen. Da haben die Vorderleute ihren Torhüter sträflich im Stich gelassen. Es sollte an diesem Abend nicht das letzte Mal gewesen sein.

Denn auch beim dritten Treffer der Seeländer glänzten die Tiger eher durch Abwesenheit als durch Präsenz. So kam Fabio Hofer ebenso ungestört zum Assistieren wie Marc-Antoine Pouliot zum Skoren. Sogar gewundert haben dürfte sich Fabio Hofer in der 48. Minute: Völlig ungestört durfte er, von der Seite herkommend und die Scheibe führend, vor das Langnauer Tor spazieren und zur endgültigen Entscheidung skoren. 

Zu erwähnen ist zudem, dass auch die Bieler in der 32. Minute durch Fabio Hofer einen Pfsotenschuss zu beklagen hatten, und ihnen zudem wegen Offside ganz knapp, wenn auch völlig zurecht in der 35. Minute ein Tor durch Beat Forster aberkannt wurde. Auch bei diesem Tor konnte sich der Schütze in aller Ruhe die Ecke aussuchen.

Nach der defensiv untadeligen Leistung im siegreichen Spiel gegen den SC Bern folgte nun eine in diesem Bereich ungenügende Vorstellung in Biel. Auffällig auch: Gegen den SC Bern gewannen die SCL Tigers auch deshalb, weil sie das Spiel in den Spezialsituationen nicht verloren. Nicht überraschend konnten die Langnauer wiederum keine der gegnerischen Strafen ausnützen, wobei jedoch die meisten davon erst kurz vor Spielende, als alles längst entschieden war, ausgesprochen wurden. Der EHC Biel nützte jedoch zwei der fünf Langnauer Strafen aus.

Und der EHC Biel? Trotz dieses Sieges wurde offensichtlich, weshalb die Seeländer von ihren zuvor zehn Spielen lediglich deren drei gewinnen konnten. Nicht bei jedem Gegner erhalten sie derart viele Freiheiten wie gestern bei den SCL Tigers. Nicht gegen jeden Gegner haben sie gleich drei Mal Glück, dass dieser lediglich die Torumrandung trifft. Und nicht jeder Gegner bringt bei nummerischer Überlegenheit einfach keinen Treffer zustande. Beide Mannschaften werden sich steigern müssen, wollen sie in dieser Meisterschaft etwas reissen.

 

EHC Biel - SCL Tigers 4:1 (0:0, 3:0, 1:1)

Tissot Arena, keine Zuschauer. SR: Tscherrig/Mollard, Schlegel/Steenstra. Tore: 23. Cunti (Fuchs, Rathgeb, Ausschluss Earl) 1:0. 25. Rajala (Fuchs, Moser) 2:0. 38. Pouliot (Hofer, Nussbaumer, Ausschluss F. Schmutz) 3:0. 48. Hofer (Moser, Pouliot) 4:0. 57. F. Schmutz (Earl, Blaser) 4:1. Strafen: 7-mal zwei Minuten + 1-mal 5 Minuten (Brunner, Faustkampf) gegen den EHC Biel, 5-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

EHC Biel: van Pottelberghe; Moser, Kreis; Fey, Lindbohm; Forster, Rathgeb; Sartori, Schläpfer; Rajala, Pouliot, Fuchs; Künzle, Cunti, Brunner; Hügli, Nussbaumer, Hofer; Kessler, Gustafsson, Kohler.

SCL Tigers: Punnenovs (von 20.00 bis 22.13 Stettler); Brannströn, Blaser; Leeger, Glauser; Schilt, Grossniklaus; Lardi, Huguenin; Berger, Maxwell, Earl; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Neukom, Diem, Dostoinov; Kuonen, In-Albon, Andersons.

Bemerkungen: EHC Biel ohne Tanner, Lüthi, Ullström, Ulmer (alle verletzt). SCL Tigers ohne Salzgeber (verletzt), Zaetta, Erni (beide krank), Melnalksnis, Weibel, Petrini (alle überzählig), Rüegsegger, Bircher, Guggenheim (alle Partnerteams). 26. Lattenschuss Langnau (J. Schmutz). 32. Pfostenschuss Biel (Hofer), 35. Tor EHC Biel (Forster) wegen Offside aberkannt). 41. Pfostenschuss Langnau (Earl). 50. Pfostenschuss Langnau (Huguenin). SCL Tigers ab 58.43 ohne Torhüter.