Die SCL Tigers und ihr runder Tisch:

So lief das Gespräch mit den Fans

Die SCL Tigers luden ausgewählte Fans zum runden Tisch zwecks Aussprache zur geplanten Liga-Reform. Dabei entstand eine angeregte Diskussion über rund drei Stunden hinweg. Erlebten wir die Geburtsstunde der neuen SCL Tigers?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Verwaltungsratspräsident Peter Jakob, Geschäftsführer Simon Laager und Sportchef Marc Eichmann luden eine kleine Gruppe ausgewählter Fans, zu denen ich die Ehre hatte zu gehören, zu einem runden Tisch. Thema sollte die geplante Ligareform sein, welche unter anderen den Auf-/Abstieg, die Anzahl der Ausländer sowie das «financial Fairplay» neu regeln soll. Zugegeben – ich war etwas skeptisch, denn ich war mir nicht sicher, ob es denn bei diesem runden Tisch überhaupt eine Diskussion geben, und falls ja, ob diese denn überhaupt etwas bringen würde. Und siehe da: Der Tisch war gar nicht rund. Es waren sogar mehrere Tische, und sie wurden zu einem Viereck zusammengestellt. Aber damit hat es sich schon mit dem, was nicht ganz aufging. Denn ansonsten entwickelte sich ein überaus erfreulicher Anlass. Von Beginn weg entwickelte sich eine angeregte Diskussion. Und zwar eine der angenehmen Sorte, bei welcher sich die Protagonisten aussprechen liessen, und bei welcher man einander zuhörte. Die Politiker in der Fernsehsendung «Arena» könnten sich ein Beispiel nehmen an uns allen.

Selbstverständlich erreichten wir nicht überall eine Einigung. Das wäre bei einem solchen Gespräch etwas gar viel verlangt. Wir Fans wollen keine Abschaffung des Auf- und Abstiegs. Es wurde deutlich, dass auf Seiten der Fans dieser sportliche Wettbewerb schmerzlich vermisst würde. Es wurde darauf hingewiesen, dass bei frühzeitiger Tendenz zum Verpassen der Playoffs unter gleichzeitiger Aussetzung oder Abschaffung des Auf- und Abstiegs deutlich weniger Zuschauer den Weg in die Ilfishalle finden würden. Es wurde vermutet, dass die finanziellen Einbussen mehrere hunderttausend Franken betragen könnten. Auf jeden Fall, so wurde argumentiert, sei damit die durch die Reform angestrebte Planungssicherheit nicht gegeben.

Genau diese Planungssicherheit möchte aber Peter Jakob erreichen. «Ich will unter keinen Umständen in die Swiss League», liess er verlauten. Aber gleichzeitig möchte er weder seinen Trainer unter Druck oder gar absetzen müssen, nur weil man Gefahr laufe, die sportlichen Ziele zu verfehlen, noch wolle er mitten in der Saison für mehrere hunderttausend Franken zusätzliche Ausländer aus demselben Grund verpflichten müssen.

«Die Sicherheit und Zeit, die wir nun und auch nach der momentanen Krise gewinnen, ist für die Positionierung und Entwicklung eines ambitionierten Ausbildungsclub überlebenswichtig», schaltet sich Simon Laager ein und hält fest, dass er die SCL Tigers – anders es als die Medien in letzter Zeit immer wieder taten – nicht mehr mit den Lakers vergangener Tage verglichen haben möchte. «Wir haben Ambitionen. Wir wollen etwas erreichen. Wir geben uns mit den letzten Rängen nicht zufrieden.» Worauf ein vorlauter Fan monierte, dass man ja dann mit dem Abstieg gar nichts mehr zu tun habe und diesen deshalb gar nicht abschaffen müsse.

Die Ausländerregelung

Hier ging es um verschiedene Sichtweisen. Die Vertreter der SCL Tigers machten klar, dass sie nicht beabsichtigen, acht oder noch mehr Ausländer einzusetzen. Vielmehr möchten sie davon profitieren, dass bei dieser Regelung Schweizer Spieler frei werden, die sie dann zu akzeptablen Preisen engagieren könnten. Und sie wollen sich ganz klar als ambitionierter Ausbildungverein positionieren. Als von Seiten der Fans der Einwand kam, dass ein gewisser sportlicher Erfolg dann trotzdem vorhanden sein müsse, weil sonst das Publikum mürrisch werde und nicht mehr in der Ilfishalle erscheine, erwinderte Peter Jakob: «Wir sind derzeit daran, unsere neue Strategie zu entwerfen. Das Projekt ist bereits weit gediehen.» Und dann liess Jakob den entscheidenden Satz folgen: «Ihr sollt uns an unseren Taten messen».

Die heikle Frage an den Sportchef

Trotzdem: Wir drängten Sportchef Marc Eichmann in die Enge, indem wir ihm folgende Frage stellten: «Wenn Sie im Schweizer Eishockey der Alleinherrscher wären, aber auch die alleinige Verantwortung übernehmen müssten, Sie also für die National League, die Swiss League und den Verband mit sämtlichen Nationalmannschaften entscheiden müssten, würden Sie dann die in dieser Ligareform angedachten Entscheide für richtig halten und genauso fällen?»

Dazu muss man anfügen, dass sich sowohl die National League wie auch die Swiss League vom Verband abgespalten haben und sich künftig selbst vermarkten, was beinahe selbstredend für den Verband und die Nationalmannschaften unabsehbare Folgen haben wird.

Wir müssen uns Marc Eichmanns Situation vorstellen. Seine beiden Chefs sitzen mit am Tisch und verteidigen die Ligareform. Marc Eichmann zögert, zögert weiter, überlegt, wie er aus dieser Sache heraus kommt. Aber dann siegt sein ehrliches Herz und er sagt:

«Nein!»

Und nach einer Pause von vielleicht drei, vier Sekunden:

«Diese Frage sollten Sie eigentlich nicht mir stellen.»

Die Frage war tatsächlich etwas unfair. Eigentlich hätten wir diese Ligadirektor Denis Vaucher stellen müssen, und uns danach nicht mit der erstbesten Antwort zufriedengeben sollen, sondern nachhaken. Marc Eichmann ist bei den SCL Tigers angestellt und muss sich um seinen Klub in der National League kümmern. Die Swiss League interessiert ihn eigentlich nur, wenn es darum geht, Spieler zu scouten, die für die SCL Tigers eine Rolle spielen könnten. Er musste also mit einer derartigen Frage nicht rechnen. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass er sie ehrlich beantwortete. Das heisst aber auch, dass die Fans mit ihrer Meinung nicht ganz falsch liegen.

Peter Jakob relativiert dann auch: «Wir müssen realistisch sein. Wir können von Langnau aus keine Sportpolitik machen. Wir schauen, dass wir in der höchsten Liga mitspielen dürfen und tun dies nach den Regeln, die uns vorgegeben werden.» Und er fügt gleich an mit einem Schmunzeln: «Ich führe eine vergleichsweise kleine Firma und bin in meiner Branche, im Emmental und auch in Vietnam recht gut vernetzt. Aber ich verfüge nicht über die Kontakte wie ein Marc Lüthi vom SCB, ein Peter Zahner von den ZSC Lions, eines Gaudenz Domenig vom HC Davos oder der Mategazzas aus Lugano.

Das wird wohl stimmen, denn nur Peter Jakob kann den Wert seiner Kontakte bestimmen. Aber Peter Jakob verfügt über eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Sowohl bei der eigenen SCL Tigers – Fanbasis wie auch im Schweizer Eishockey. Er sollte sich öfters zu Wort melden.

Vergangenheit und Tradition

Zum Schluss sprachen wir auch noch über die Vergangenheit und die Tradition des SC Langnau und der SCL Tigers. Von Seiten der Fans war man sich einig, dass vermehrt darauf Wert gelegt werden sollte. Zur Sprache kamen dabei auch der Name des Vereins (SCL Tigers oder SC Langnau) wie auch seine Geschichte. Dabei lauschten die Vertreter der SCL Tigers sehr genau den Worten der Fans. Und sie liessen durchblicken, dass die Tradition künftig im Marketing des Vereins eine etwas grössere Rolle spielen könnte.

Fazit: Wenn sich die SCL Tigers tatsächlich auf den Weg machen, ein abitionierter Ausbildungsklub zu werden, wenn sie dies durchziehen, egal, ob nun vier, acht oder zehn Ausländer erlaubt sind, und egal, ob künftig ein Abstieg ausgeschlossen, nur noch erschwert oder unverändert möglich ist, dann erlebten wir an diesem runden Tisch die Geburtsstunde der neuen SCL Tigers.

An den Ansichten der Fans hinsichtlich der Ligareform hat sich nichts geändert. Aber die Vertrauensbasis zwischen der Führung der SCL Tigers und den Fans wurde zweifellos ein weiteres Mal gestärkt.