Nach der Rettung des EHC Kloten:

Wann zieht Hans-Ueli Lehmann den Schwanz ein?

Markige Worte des Kloten-Retters. Bis zu 40 Prozent will er seinen Spielern den Lohn kürzen oder die Türe weisen. Kann das Herr Lehmann überhaupt?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Um die Frage kurz zu beantworten: Er kann! Aber es wird teuer. Beim Büropersonal hat Lehmann keine Probleme. Diesem kann er mit einer im Vertrag festgelegten oder im Obligationenrecht geregelten Kündigungsfrist künden und danach neu verhandeln. Aber die Spieler und auch die Trainer haben Zeitverträge. Wann diese enden und wie viel sie kosten, steht im Vertrag und ist nur mit der Zustimmung des Spielers zu ändern, wobei beim Einen oder Andern auch der Agent noch ein Wörtchen mitzureden hat. Hans-Ulrich Lehmann kann also die Kürzungen nicht einfach diktieren.

Geschickt eingefädelt hat Lehmann jedoch die Trennungen vom Coachingstaff (Simpson/Muller) und von Peter Guggisberg. Alle drei wurden noch von den vorgängigen Besitzern ausbezahlt. Verhandelt beispielsweise Tigers-Sportchef Jörg Reber mit Guggisberg, so kann er davon ausgehen, dass dieser den Lohn für die kommende Saison schon erhalten hat.

Überhaupt ist die Entwicklung in Kloten gut für die Liga. Denn eines wird der neue Besitzer bestimmt nicht tun. Er wird die Löhne nicht mehr weiter nach oben treiben. Somit fällt zumindest ein Lohntreiber weg, was mit der Zeit auf die Löhne drücken wird. Gerade für Klubs wie die SCL Tigers ein erfreulicher Umstand.

Wer wird zustimmen?

Hans-Ulrich Lehmann hat grosse Hürden zu bewältigen. «Verdient einer künftig 300'000 statt 500'000 Franken, macht ihn das noch nicht zum Sozialhilfe-Empfänger. Er kassiert fürs Herumkurven noch immer viel zu viel», diktiert Lehmann den Journalisten ins Notitzbüchlein. «Verweist der Spieler auf den Markt, muss man die Eier haben und ihm zeigen, wo die Türe ist.» Mit solch markigen Worten versucht sich der neue Kloten-Eigner Respekt zu verschaffen. Damit kann er vielleicht bei den Spielern Eindruck schinden. Wohl kaum aber bei den Agenten, die viel zu ausgebufft sind, um dem «Markieren» des neuen Platzhirsches Spalier zu stehen. Agenten verdienen nämlich an den Spielerlöhnen mit. Sie haben also bei Lohnkürzungen ebenfalls Abstriche bei ihrem Einkommen zu erwarten. Lehmann braucht also nicht nur den Goodwill der Spieler, sondern auch der Agenten. Und diesen erreicht er nicht durch markige Worte, sondern durch geschickte Diplomatie (wenn überhaupt).

Es nützt Lehmann auch nichts, wenn er darauf verweist, dass kein Spieler gesagt habe, er würde zu den neuen Bedingungen nicht mehr für Kloten spielen. Unterschrieben ist noch nichts, und bis alle unterschrieben haben, fliesst noch viel Wasser die Flüsse und Bäche hinab.

Dabei ist aber gerade dies die grosse Herausforderung: Es muss Lehmann gelingen, alle Spieler von der Lohnreduktion zu überzeugen. Gelingt dies nur bei einem nicht, so ist in Kloten Feuer unter dem Dach. «Wieso ich und der nicht?», werden sich die Andern fragen. Und sie haben recht damit. Wenn schon solidarisch, dann alle solidarisch. Und zwar in gleichem Masse. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass sich die Klotener unter ihrem damaligen Flyer-Logo vor allem Spieler holten, die mit der prallen Lohntüte überzeugt wurden. Will heissen: die Solidarität beim Einen oder Andern könnte am Lohn hängen. Und jetzt soll dieser gekürzt werden. Es könnte sein, dass bei Kürzungen bis zu 40 Prozent die besten Spieler anderswo doch noch einen Vertrag erhalten könnten, der besser dotiert ist als ein eventueller neuer Kontrakt mit dem EHC Kloten. Dies bedeutet, dass der Spieler entweder einen Wechsel anstreben, oder aber auf dem bisherigen Vertrag mit seinem Arbeitgeber beharren könnte.

Überhaupt ist es schwierig, mit Spielern, die man unbedingt halten will, über drastische Lohnkürzungen zu diskutieren. Denn klar ist, dass auch der «vernünftige» EHC Kloten nicht auf sämtliche Schlüsselspieler verzichten kann. Werden jedoch nur die Löhne der Indianer gekürzt, ist die gesparte Summe gering, und das Defizit damit nicht aus der Welt geschafft.

Der Weg zur Rettung des EHC Kloten ist noch lang. Es ist absehbar, dass die Worte von Hans-Ulrich Lehmann bald nicht mehr so markig sein werden, wie sie es aktuell gerade sind. Das, was auf den Verträgen steht, kann er damit nämlich nicht weg radieren. Und dass der neue Arbeitgeber der Spieler 300 Millionen schwer ist, wissen zumindest die Agenten ganz genau. Ihnen ist deshalb auch klar, dass Lehmann auch die höheren Löhne problemlos zahlen kann.

Und doch: Mit dem neuen Eigentümer scheint der EHC Kloten auf den richtigen Weg abgebogen zu sein.