Ein nicht einfacher Pflichtsieg:

Was wäre Langnau ohne «Dido»?

Die SCL Tigers bezwingen die Rapperswil-Jona Lakers mit 5:3. Dabei bekundeten die Langnauer ziemlich viel Mühe. Am Ende zählen die drei Punkte.

Spielbericht • • von Klaus Zaugg

Wer als «kleines» Team – und als solches werden die SCL Tigers ja ausserhalb des Emmentals immer noch taxiert – in die Playoffs kommen will, darf gegen die Lakers nicht verlieren. Mit einem 5:3 (1:1, 3:1, 1:1) haben die Langnauer die Pflicht erfüllt. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Zu den besonderen Qualitäten der Langnauer gehört die Fähigkeit, auf Niederlagen oder durchzogene Leistungen reagieren zu können. Chris DiDomenico ist für seine Leistung im Spiel vom Samstag im Hallenstadion (1:4) kritisiert worden. Er hat auf die im Grunde unfaire Kritik eindrücklich reagiert und nun das Spiel gegen die Lakers gerade rechtzeitig in die richtigen Bahnen gelenkt. Im ersten Powerplay hatten die Langnauer nämlich einen Shorthander kassiert – mit dem ersten Schuss auf das Tor von Damiano Ciaccio, der nach 197 Minuten und 48 Sekunden wieder einmal auf heimischem Eis einen Gegentreffer zulassen musste. Ruhig wurde es im Stadion. Am Samstag hatte Ambri gegen das Schlusslicht verloren und es schien fast, dass nun auch die SCL Tigers wertvolle Punkte einbüssen könnten.

Aber eben nur fast. Chris DiDomenico sorgte mit seinen zwei Treffern zum 1:0 und zum 2:1 (seine Saisontore 8 und 9) dafür, dass die Partie trotzdem in die richtigen Bahnen gelenkt wurde und schickte den Aufsteiger auf den Weg in die 30. Niederlage. «Dido» hat seine persönliche Durststrecke überwunden. Seinen letzten Treffer erzielte er am 17. November im Rahmen der 3:10-Niederlage in Fribourg (zum 3:3) Seither hat er 14 Assists gebucht – er ist eben mehr Spielmacher als Vollstrecker. Er ist sogar einer der besten Spielmacher der Liga. Und nach diesem «Pflichtsieg» dürfen wir sagen: Was wäre Langnau ohne «Dido»? Der Kanadier leistete nämlich im Schlussdrittel auch noch im Boxplay Schwerstarbeit.

«Pflichtsiege» einzufahren ist so schwierig wie einen Titanen zu bezwingen. Ein Erfolg gegen den statistisch zweitschwächsten Tabellenletzten seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (2005/06) ist für die Langnauer ganz einfach Pflicht. Nur noch Basel war 2007/08 miserabler als die Lakers. Das 5:3 ist glanzlose Pflicht. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Und erst noch mit einer Rarität garniert: Weil Harri Pesonen in der zweitletzten Minute regelwidrig daran gehindert wurde, den Puck ins leere, von Noel Bader (er ersetzte ab der 29. Minute Stammtorhüter Melvin Nyffeler) verlassene Tor zu schieben, wurde den Langnauer ein sog. «technisches Tor» zum 5:3 zugesprochen. Also ein Tor ohne dass der Puck im Tor war.

Ob knapp oder himmelhoch – es gibt so oder so nur drei Punkte für einen Sieg. Dass die Langnauer fähig sind, die Pflicht zu erfüllen, ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen für Stabilität und Reife: sie verloren zwar im letzten Drittel den Faden, aber nicht das Spiel. Und auch das sei erwähnt: die Lakers haben diese Saison noch nie ein Spiel verloren, in welchem sie drei Treffer erzielt hatten – es brauchte also schon etwas, um den Aufsteiger zu bodigen.

Eine Notiz am Rande: Gestern war Victor Östlund zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Langnau nicht Ersatztorhüter. Weil in Langenthal beide Goalies verletzt sind, hat Marco Bayer die Nummer zwei leihweise zum SC Langenthal abgegeben und als Nummer zwei sass Damian Stettler auf der Bank. «So ist allen geholfen. Victor Östlund kommt zu Spielpraxis und Langenthal hat einen Torhüter» begründete der Sportchef diesen vorübergehenden Transfer. Und machte zugleich klar, dass der Schwede mit Schweizer Lizenz in Langnau nicht zum Einsatz kommen wird. «Damiano Ciaccio gibt uns in jedem Spiel die Chance auf einen Sieg. Es gibt keinen Grund für einen Torhüterwechsel.»

Der 22. Januar ist übrigens ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der Langnauer Hockeykultur. Am 22. Januar 2011 sind die SCL Tigers nämlich mit einem 3:2 (1:1, 1:1, 1:0) in Rapperswil-Jona «grün» geworden und standen nach 44 Runden vorzeitig zum bisher ersten und einzigen Mal als NLA-Playoffteilnehmer fest. Damals genügten 70 Punkte, um sechs Runden vor Schluss definitiv in den Playoffs zu sein.

70 Punkte werden diese Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht reichen.

 

SCL Tigers - Rapperswil-Jona Lakers 5:3 (1:1, 3:1, 1:1)

Ilfishalle, 5'251 Zuschauer. SR: Stricker/Eichmann, Progin/Cattaneo. Tore: 3. DiDomenico 1:0. 8. Knelsen (Ausschluss Primeau!) 1:1. 23. DiDomenico 2:1. 25. Dostoinov 3:1. 29. P. Berger (Kuonen) 4:1. 37. Hüsler (S. Berger) 4:2. 44. Wellmann 4:3. 59. Pesonen (technisches Tor) 5:3. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Primeau, Check von hinten) gegen Rapperswil. Rapperswil von 54.28 bis 54.41, von 57.56 bis 58.18, von 58.37 bis 58.47 und ab 59.23 ohne Torhüter.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau; Kindschi; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, P. Berger, Kuonen; Neukom, Diem, DiDomenico; N. Berger, Randegger, Rüegsegger; Gerber.

Rapperswil: Nyffeler (ab 29. Bader); Maier, Hächler; Profico, Helbling; Schmuckli, Iglesias; S. Berger, Gurtner: Wellmann, Schlagenhauf, Clark; Spiller, Knelsen, Kristo; Casutt, Mason, Rizzello; Hüsler, Ness, Primeau.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Gustafsson, Johansson, Blaser, Nüssli, Peter (alle verletzt), Östlund (Farmteam), Melnalksnis (überzählig). Rapperswil ohne Mosimann, Schweri, Gilroy (alle verletzt), Gähler (krank), Lindemann (überzählig).