Nach dem Sieg in Fribourg:
Wenn sich die verbesserte Mentalität auszahlt
Die stark verbesserte Langnauer Mentalität hat sich nun erstmals wieder ausbezahlt. Nachdem die Tiger gegen Genf und Davos trotz guter Leistungen noch ohne Punkte blieben, klappte es nun gegen Gottéron. Das ist kein Zufall.
Zugegeben, es hätte auch ganz anders herauskommen können. Niemand hätte etwas sagen können, wenn die Partie in Fribourg nach dem Startdrittel zugunsten der Heimmannschaft entschieden gewesen wäre. Zwar agierten die Tiger defensiv gut, aber insgesamt waren sie viel zu passiv, was bei einer offensiv so potenten Mannschaft wie den Fribourgern ins Auge gehen kann und mehrheitlich wohl auch ins Auge gehen würde. Denn die Chancen der Gastgeber waren vorhanden, aber derzeit hat das Team von Cristian Dubé den Tritt noch nicht ganz gefunden. Die Effizienz lässt bei Gottéron noch zu wünschen übrig. Die SCL Tigers, welche die Partie richtigerweise vorsichtig begonnen haben, müssen künftig bei aller Vorsicht ihre Gegner auch in deren Defensive etwas mehr beschäftigen.
Und doch: Gerade Gegner wie Gottéron, welche unüblich schwach in die Meisterschaft gestartet sind, müssen sich ja selbst beweisen. Für solche Mannschaften muss gegen einen Gegner vom Schluss der Tabelle unbedingt ein Sieg her. Denn das sind - so scheint es - die idealen Aufbaugegner. Weil man selbst - zwar mit viel Talent gesegnet - noch weit hinter den erwartungen zurückliegt, wird ein Gegner wie Langnau trotz dessen Tabellenlage keinesfalls unterschätzt. Umso erstaunlicher, dass die Tiger gerade in Fribourg, wo sie seit 2019 nicht mehr gewinnen konnten, zwei Punkte holten. Nachdem man sich wegen der schon fast desaströsen Phase mit den Niederlagen gegen Ajoie (1:4), Biel (1:6) und Rapperswil (0:4) berechtigte Sorge machte, ob die Mannschaft von Thierry Paterlini überhaupt National League - tauglich ist, sieht dies inzwischen ganz anders aus. Die Auftritte gegen Genf (2:4) und Davos (1:3) zeigten ein stark verändertes Langnau und deuteten an, dass es mit solchen Leistungen eine Frage der Zeit (von kurzer Zeit) ist, wann sich dies auch in Punkten auszahlen wird. In Fribourg wurde dies nun Tatsache. Dies hat durchaus seine Logik.
Es gibt zwei Sichtweisen, die beide ihre Berechtigung haben. Es ist an der Mannschaft, zu zeigen, welche mehr zutrifft. Die erste Sichtweise ist, dass die SCL Tigers bezüglich Talent weder mit der Spitze noch dem Mittelfeld der National League mithalten kann und es deshalb ganz normal ist, dass die Mannschaft ihre Spiele mehrheitlich verliert. Nicht von ungefähr wurden die Langnauer im Vorfeld der Meisterschaft in den Prognosen der Experten oftmals auf den letzten Platz gesetzt. Die vielen Niederlagen bereits in der Vorbereitung und jetzt auch in der Meisterschaft bestätigen diese These.
Die zweite Sichtweise ist jedoch auch nicht zu vernachlässigen. Sie besagt, dass auch in Langnau alle Spieler Eishockey spielen können. Sie tun dies allesamt von Kindesbeinen an. Die Unterschiede in Sachen Talen liegen bei den meisten im kleinen Prozentbereich, sind jedoch über eine ganze Meisterschaft entscheidend. Nicht aber in einzelnen Spielen. Zumindest nicht jedesmal. Mit einer diszipliniert und leidenschaftlich gespielten, durchdachten defensiven Taktik und mit einem guten Torhüter kann eine talentierte gegnerische Mannschaft zur Verzweiflung gebracht werden. Dann gilt es, die eine oder andere eigene gute Tormöglichkeit zu nutzen und sich damit die Punkte zu krallen. Langnau ist keineswegs chancenlos.
Das wird nicht immer gelingen. Aber mit Leistungen wie in den letzten drei Partien muss es das eine oder andere Mal klappen. Das hat viel mit einer intakten Mentalität zu tun, die auch dann nicht verloren gehen darf, wenn das Team ein paar mal hintereinander verliert. Zuletzt stimmte diese. Langnau ist durchaus in der Lage, die Kellermeisterschaft zu gewinnen und sich vorzeitig den Ligaerhalt sichern. Aber es wird ein harter Kampf. Denn für Kloten und Ajoie gilt genau das Gleiche.
Und noch etwas: Thierry Paterlini scheint ein guter Coach zu sein. Er hat es geschafft, die Mannschaft aufzufangen und auf den rechten Weg zu führen. Sie dankt es ihm mit guten Leistungen. Hoffen wir, dass es die Zuschauer der Mannschaft auch danken. Es ist höchste Zeit für die erste Fünf zuvorderst bei der Zuschauerzahl. Das ist gut für das Spiel neben dem Eis. Dieses Spiel wird nicht von den Spielern geführt, ist aber für die Organisation genau so wichtig. Vergessen wir das nicht!