Liebe Ligareformer, liebe Klubgeneräle,

Wollt Ihr Eure Kundschaft für dumm verkaufen?

Ein Bisschen Entgegenkommen. Ein Bisschen Einknicken. Ein Bisschen Zurückkrebsen. Und schon meint Ihr, Eure dumme Kundschaft sei zufriedengestellt, weil sie ja mit ihrem Protest «Erfolg» hatte. Nicht mit uns!

Blog • • von Bruno Wüthrich

In seinem heutigen Artikel auf Watson deckt Klaus Zaugg auf, was die Ligareformer und Klubgeneräle nun vorhaben.

Acht statt zehn Ausländer sollen es nun sein. Und erst noch schrittweise eingeführt. Wenn die Opposition einen derart «gewaltigen Erfolg» einfahren darf, so wird sie sicher zufrieden sein. Vielleicht wurde sogar von Beginn weg mit acht Ausländern geplant. Danach zehn kommuniziert, etwas Rabatt gewährt, und schon ist der Deal im Trockenen. So klappt es auf dem Bazar in Marokko oder in der Türkei. So klappt es auch im saisonalen Ausverkauf in der Textil- und Modebranche oder fast dauernd in der Unterhaltungselektronik. Selbst mit 70 Prozent Rabatt werden noch Gewinne geschrieben. Die Krämerseelen der Klubgeneräle wissen doch, wie so was geht.

Aber nicht mit uns, liebe Ligareformer und Klubgeneräle. Wir haben euch durchschaut. Die Forderung lautet weiterhin:

  • Nur vier Ausländer pro Mannschaft sind spielberechtigt. Der Status der Lizenzschweizer bleibt unangetastet.
  • Der Auf- und Abstieg zwischen den Ligen muss weiterhin möglich sein. Dass wegen der Coronakrise der Abstieg derzeit ausgesetzt wird, ist jedoch ok.
  • Wir wollen eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verband, der National League und der Swiss League. Starke Nationalmannschaften auf allen Nachwuchsstufen sowie eine ausgezeichnete Nachwuchsförderung müssen das Ziel sein.
  • Was Ihr mit dem Financial-Fairplay macht, ist uns egal. Wir wissen alle, dass dies nichts anderes als ein Papiertiger sein wird.

Lieber Peter Jakob

Ich habe Sie absichtlich im obigen Titel noch raus gehalten, weil ich Ihnen nicht unterstellen will, Ihre Kundschaft für dumm verkaufen zu wollen. Aber...

...wenn Sie den Aktionärsbindungsvertrag unterschreiben, werden Sie fortan nie mehr über die hohen Löhne jammern können. Denn erstens kosten billige Ausländer auch nicht weniger als billige Schweizer. Und zweitens werden Sie die Fan- und Sponsorenbasis Ihres Klubs kaum hinter sich wissen, wenn es darum geht, Defizite auszugleichen, die entstanden sind, weil Sie zehn (pardon acht) Ausländer bezahlen mussten.

...wenn Sie den Aktionärsbindungsvertrag unterzeichnen, wird Ihnen fortan kein Mensch mehr glauben, die SCL Tigers seien ein Ausbildungsklub. Eishockey ist ein sehr teurer Sport, bei welchem sich die Eltern quasi selbst aufgeben, um ihn ihrem Kind zu ermöglichen. Wenn nun die Möglichkeiten, Eishockey später mal zu ihrem Beruf machen zu können, wegen der neuen Ausländerregelung stark eingeschränkt werden, lohnt es sich für viele Eltern und ihre Kids nicht mehr, auf das Eishockey zu setzen. Dann sind im Fussball die Chancen einfach viel höher. Mit Ihrer Unterschrift unter den Aktionärsbindungsvertrag verraten Sie, lieber Herr Jakob, Ihre eigene Nachwuchsabteilung.

...wenn Sie den Aktionärsbindungsvertrag unterzeichnen, berauben Sie die Fanbasis der SCL Tigers um einen grossen Teil ihrer Identität. Ausländer werden kommen und gehen. Sie werden sich quasi die Türklinke in die Hand drücken. Man wird sich mit den Mannschaften nicht mehr in dem Rahmen identifizieren wie bisher. Wir sagen nicht, dass wir uns dann überhaupt nicht mehr identifizieren. Aber wenn es mit der Identifikation weniger wird, bedeutet dies, dass Teile der Basis plötzlich nicht mehr da sind, wenn es sie eigentlich brauchen würde.

Und jetzt verraten Sie uns bitte, weshalb wir ab Mitte Saison noch in die Ilfishalle pilgern sollen, wenn dann schon klar ist, dass die SCL Tigers die Playoffs nicht erreichen werden, der Abstieg abgeschafft ist, und für unsere Mannschaft zehn namenlose Ausländer auf dem Eis herumkurven.

Lieber Peter Jakob, Sie waren bisher immer die Stimme der Vernunft in dieser Liga. Bleiben Sie dies, bitte! Heulen Sie nicht aus falscher Solidarität mit den Wölfen.

Wir wissen: wenn Sie nichts tun, bleiben die vorhandenen Probleme bestehen. Aber wenn Sie das Falsche tun, werden sich Ihre Probleme vergrössern. Kein Unternehmer ändert seine Strategie gegen seine Kunden. Kein Unternehmer fällt Entscheide dieser Tragweite, ohne zu wissen, welche Zeiten auf ihn zukommen.

Ligadirektor Denis Vaucher sagt, die Welt werde nach Corona eine andere sein.

Dazu zwei Fragen:

  1. Woher will er das wissen?
  2. Wie wird sie denn sein?