Erster Saisonsieg

SCL Tigers Kampfgeist spät belohnt

Die SCL Tigers feiern nur einen Tag nach dem Debakel in Genf ihren ersten Saisonsieg. Dabei erzielte die NHL-Verstärkung Erik Brännström 11 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung mit seinem ersten Treffer für die SCL Tigers das Siegestor.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier freut sich Erik Brännström (rechts) mit Tim Grossniklaus. Bild: Marcel Bieri

 

Das war wichtig! Nur noch wenigen Sekunden sind in der Verlängerung zu spielen. Die SCL Tigers spielen in Überzahl. Sie haben kurz zuvor dank ihres ersten Treffers in der noch jungen Saison in Überzahl die Partie noch ausgeglichen und sich in die Verlängerung gerettet. Sie wissen also jetzt, dass sie es können. Die Scheibe gelangt von Ben Maxwell via Robbie Earl zu Erik Brännström, der zieht von der blauen Linie herkommend in Richtung gegnerisches Tor, lässt sich nicht stoppen, zielt genau und trifft ebenso genau in die nähere obere Ecke des von Benjamin Conz gehüteten Ambri Tores. der erste Sieg der Langnauer ist Tatsache. sie wissen jetzt, dass sie auch in dieser Spielzeit siegen können. das ist gut für das Selbstvertrauen. Zumal, wenn man an die Klatsche vom Tag zuvor in Genf denkt.

Ohne jeden Zweifel kann man behaupten, dass die SCL Tigers in dieser noch jungen Saison das bisher mit Abstand schlechteste Team in den Spezialsituationen waren. Von 14 gegnerischen Strafen in den ersten drei Partien vermochte das Team von Rikard Franzén keine einzige zu nutzen. Aber die insgesamt 16 eigenen Strafen führten zu der viel zu hohen Anzahl von neun Gegentreffern. Daraus erkennt man unschwer, wo die Probleme bei den Langnauern bisher lagen. Und auch diesmal sollte eine der vier eigenen Strafen zu einem Gegentor führen. In der 36. Minute, Jules Sturny sass gerade wegen Hakens eine Zweiminuten-Strafe ab, liess man Michael Fora alle Zeit der Welt. Dieser zog völlig unbehelligt an der blauen Linie in die Mitte und zog ab. Gianluca Zaetta war die Sicht verdeckt, und so hatte er keine Abwehrchance. Aber so darf Fora nicht zum Schuss kommen. Trotzdem: Der erste Saisonsieg der Tiger hat damit zu tun, dass sie erstmals die Spezialsituationen für sich entschieden. Denn sowohl der späte Ausgleich durch Robbie Earl als eben auch - wie zuvor erwähnt - der Siegtreffer wurde bei nummerischer Überlegenheit erzielt. 

Ein weiterer Umstand ist erwähnenswert. Zwar ist die Saison noch jung. Doch nach der Partie gegen Biel haben die SCL Tigers gegen Ambri bereits zum zweiten Mal den späten Ausgleich noch erzielt, als sie kurz vor Schluss der Partie ohne torhüter, dafür aber mit einem Feldspieler mehr agiert haben. Also unter Maximaldruck. Dies spricht für die Moral der Mannschaft. Auch dies ist eine Stärke. Und es wird der Mannschaft helfen, auch künftig bei ähnlichen Situationen an sich zu glauben. Was man bereits zwei Mal fabriziert hat, ist auch weitere Male möglich.

Erik Brännström hat gestern gezeigt, wie viel wert er für die SCL Tigers sein kann. Bereits im Spiel von Donnerstag in Genf hat er seine Skills angedeutet, blieb aber noch ohne Punkte und kam nur ducht zwei Strafen auf das Matchblatt. Aber diesmal ermöglichte sein Schuss von der blauen Linie eine gute Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit den späten Ausgleich für die Langnauer durch Robbie Earl. Und sein Siegtreffer in der Verlängerung war ein Geniestreich. Wir freuen uns auf seine weiteren Auftritte.

Erfreulich auch, dass Robbie Earl gestern andeutete, dass auch mit ihm künftig wieder zu rechnen sein könnte. Der US-Amerikaner zeigte eine ansprechende Leistung und war deutlich präsenter als noch einen Tag zuvor in Genf. Er war denn sowohl am Ausgleich wie auch beim Siegtreffer beteiligt und liess sich zwei Skorerpunkte gutschreiben.

Und auch über Torhüter Gianluca Zaetta müssen wir sprechen. Der 20-jährige wurde in Langnau quasi ins kalte Wasser geworfen. In der Saison zuvor war er noch die Nummer zwei bei der Academy des EVZ. Geholt wurde er als Backup für Ivas Punnenovs. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass Zaetta - ausser bei einer Verletzung des lettischen Stammtorhüters, einmal zum Eisatz kommen würde. Zu wichtig ist mit diesem Kader ein guter Torhüter. Doch der Nachwuchsmann musste sofort ran. Er - und auch die Mannschaft - zahlten in den bisherigen Partien auch ein wenig den Tribut für seine Unerfahrenheit. Aber gegen den HC Ambri-Piotta hatte Zaetta sehr viel mit dem Sieg seiner Mannschaft zu tun. In dieser Partie zeigte er erstmals, dass er durchaus fähig ist, eine Mannschaft zum Sieg zu hexen. Das wird ihm, seiner Entwicklung und der ganzen Mannschaft gut tun.

Der Sieg der Langnauer war verdient. Denn auch wenn der Ausgleich erst spät fiel, waren die Tiger zuvor mehrmals ganz nahe dran. Larri Leeger, von Yannick blaser genial steil lanciert, scheiterte allein vor Ambri-Hüter Conz, Nolan Diem traf wenig später nur den Pfosten, und auch die verlängerung gehörte, trotz zwei Minuten Unterzahl, insgesamt ganz klar den Einheimischen. Insgesamt hat die ganze Mannschaft aber eine deutliche Reaktion gezeigt. Sie zeigte sich defensiv diszipliniert und offensiv aktiv. Die Partie war unterhaltsam, spannend und sehr kampfbetont. Schade, dass nur 2'005 Zuschauer anwesend waren. 2'800 wären erlaubt. Die Pandemie scheint viele von Matchbesuchen abzuhalten. Beide der bisherigen Heimspiele hätten mehr Zuschauer verdient gehabt. Beide Male gingen die Langnau-Fans hochzufrieden nachhause. 

Gerüchte um Benjamin Conz

Im Tor von Ambri stand mit Benjamin Conz Langnaus Playoff-Held Benjamin Conz. Der damals 19-jährige hexte die SCL Tigers völlig überraschend in ihre ersten Playoffs. Dies mit einer Mannschaft, die damals bei sämtlichen Experten im Vorfeld der Saison in die NLB geschrieben wurde; also für nicht NLA-tauglich empfunden wurde. Niemand traute dem jungen Hüter damals eine solche Leistung über die ganze Saison hinweg zu. Gegen seinen Willen, und auch gegen den Willen der damals Verantwortlichen der SCL Tigers wurde Conz dann wegtransferiert. Mit dem damaligen "Besitzer", dem von Chris McSorley geführten HC Genf-Servette konnte keine finanzielle Einigkeit gefunden werden. Conz' Vertrag in ambri läuft Ende Saison aus. Der heute 29-jährige würde gerne wieder ins Emmental zurückkehren. Er oder sein Agent werden wohl demnächst einen Anruf aus Langnau erhalten. 

SCL Tigers - HC Ambri-Piotta 3:2 n.V. (0:0, 1:2, 1:0)

Ilfishalle, 2'005 Zuschauer. SR: Urban/Hendry, Wolf/Betschard. Tore: 23. Andersons (Schilt, Kuonen) 1:0. 36. Fora 1:1. 38. Nättinen (Dal Pian) 1:2. 59. (58.56) Earl, Brännström, Sturny, Ausschluss Ambri / Teamstrafe). 65. (64.49) Brännström (Earl, Maxwell, Ausschluss D'Agostini) 3:2. Strafen: je 4-mal zwei Minuten.

SCL Tigers: Zaetta; Brännström, Glauser; Leeger, Glauser; Grossniklaus, Huguenin; Erni, Schilt; Dostoinov, Diem, Berger; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Weibel, Maxwell, Earl; Kuonen, Melnalksnis, Andersons.

HC Ambri-Piotta:  Conz; Ngoy, Fora; Fischer, Hächler; Pezzullo, Fohrler; Dotti; Horansky, Flynn, Kneubuehler; Zwerger, Müller, D'Agostini; Nättinen, Dal Pian, Grassi; Bianchi, Kostner, Trisconi; Rohrbach.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Salzgeber, Neukom (alle verletzt), Lardi, In-Albon, Guggenheim (alle überzählig), rüegsegger, Bircher (Partnerteams). Ambri ohne Dotti, Novotny, Goi, Incir (alle verletzt), Mazzolini (überzählig. 47. Pfostenschuss Diem. 58.03: Timeout SCL Tigers. Tigers ab 58.03 bis 58.56 ohne Torhüter. 62.21: Timeout Ambri.