Trotz naivem Punktverlust:

Dritter Sieg in Serie für die Tiger

Die SCL Tigers bezwingen den HC Lugano bereits zum zweiten Mal in dieser Saison und feiern damit ihren dritten Erfolg in Folge. Doch durch zwei Gegentore in der Schlussminute lassen sie sich auf naive Weise noch einen Punkt abknöpfen. Die Partie bot insgesamt beste Unterhaltung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Alexandre Grenier beschäftigt Lugano-Hüter Davide Fadani.

 

Auf die Ausländer in Diensten der SCL Tigers war bereits die ganze Saison Verlass. Dies war auch gegen den HC Lugano nicht anders. Denn auch diesmal kamen von ihnen wieder drei Tore und acht Assists (Harri Pesonen: 2 Tore + 1 Assist, Jesper Olofsson 1 Tor + 3 Assists, Alexandre Grenier und Aleksi Saarela je 2 Assists). Und auch Anthony Huguenin liess sich erneut nicht lumpen. Er steuerte gleich zwei Tore (beide in wichtigen Momenten jeweils kurz vor Drittelsende) und den zweiten Assist zum siegbringenden Treffer von Harri Pesonen zum Sieg der Emmentaler bei. Dass die Tiger jedoch nun den bereits dritten Erfolg in Serie feiern konnten, liegt an der Steigerung der übrigen Mitspieler. Denn ohne diese wären die Emmentaler immer noch exakt dort, wo sie sich vor dieser aktuellen, nun drei Siege umfassenden Serie befunden haben. Am Ende der Tabelle. 

Die Steigerung einiger Akteure ist in der Tat frappant. Und doch zeigen sie zuweilen noch Ansätze ihrer früheren Leistungen. So geraten einige von ihnen zuweilen völlig unnötigerweise unter Stress. Anders ist der Ausschluss wegen Spielverzögerung von Samuel Erni eine Minute vor Spielende nicht zu erklären, der hinter dem Tor doch völlig unbedrängt hätte klären oder sogar gepflegt passen können. Statt dessen hebt er die Scheibe ins Netz über der Plexiglasscheibe. Der Ausschluss gab den Tessinern nochmals die Hoffnung zurück, welche sie zuvor eigenlich bereits gänzlich verloren zu haben schienen. Libor Hudacek gelang mit seinen beiden Treffern (59.01 und 59.39) in der letzten Minute innerhalb von lediglich 38 Sekunden der nicht mehr erwartete Ausgleich. Zuvor rannte seine Mannschaft ebenso pausenlos wie unermüdlich und erfolglos an. Irgendwie kam man auf Langnauer Seite gar nie richtig ins Zittern. So gut hatten die Tiger ihren Gegner im Griff. Und so gut wehrte Robert Mayer im Tor der Einheimischen alles ab, was trotzdem zu ihm durchdrang. Bis eben diese ominöse letzte Minute begann.

Oder liess sich die Mannschaft eventuell durch die bereits feiernden Fans ablenken? Fans wollen Siege feiern. Bisher gab es ja in dieser Hinsicht bei Heimspielen lediglich wenige Gelegenheiten. Allerdings msste man sich gegen Teams wie den HC Lugano halt schon bewusst sein, dass eine Partie eben 60 reguläre Minuten dauert, und es deshalb auch unterbewusst ein falsches Signal an die Spieler - die eigenen und die gegnerischen - sendet, wenn man bereits Minuten vor Spielschluss mit dem Feiern beginnt. Der HC Lugano ist nicht der HC Ajoie, der Spielstand war auch nicht 9:3, sondern lediglich 5:3. Eine Mannschaft, der wir zumindest Aussenseiterchancen auf den Titel attestieren müssen, ist auch jederzeit in der Lage, einen Zweitore-Rückstand noch aufzuholen. Bemerkenswert aber, dass die Tiger den Sieg in der Verlängerung dann trotzdem nach hause brachten. Harri Pesonen mit seinem zweiten Treffer schloss seinen Gegenstoss - wie es schien - in aller Ruhe gleich selber ab (63.).

Dabei hatte es doch gar nicht gut angefangen. Bereits nach etwas mehr als vier Minuten lagen die Lutanesi mit zwei Toren im Vorsprung. Nach gut drei Minuten nutzte Calvin Thürkauf eine Strafe gegen Jules Sturny zur Führung, und lediglich 64 Sekunden später ging es der Langnauer Hintermannschaft bei einem Lugano-Konter, den Troy Josephs erfolgreich abschloss, etwas zu schnell. Es dauerte danach bis zur 14. Minute, bis auch die Tiger durch Falvio Schmutz zu ihrem ersten Treffer kamen. Harri Pesonen in Überzahl (19.) und Antony Huguenin (20.) von der blauen Linie brachten die Einheimischen noch vor der ersten Pause in Front.

Das Mitteldrittel wurde danach von den Luganesi dominiert. Wobei die Jungs von Coach Jason O'Leary mit Fortdauer des Abschnitts zuweilen arg zu leiden hatten. Trotzdem war in der 30. Minute vorerst Jesper Olofsson erfolgreich. Er schloss einen Konter über Alexandre Grenier und Tim Grossniklaus erfolgreich ab. Als dann aber Troy Josephs in der 37. Minute mit seinem zweiten Treffer den Anschluss realisierte, hatten die Einheimischen eine Zeitlang nichts mehr zu lachen. Eine zurecht ausgesprochene Strafe gegen Mirco Müller 54 Sekunden vor Drittelsende rettete sie jedoch gleich in zweifacher Hinsicht. Einerseits war der Druck der Luganesi damit gebrochen, und andererseits baute Anthony Huguenin mit einem Kracher von der blauen Linie eine Sekunde vor Drittelsende das Skore zugunsten seiner Mannschaft wider aus.

 

SCL Tigers - HC Lugano 6:5 n.V. (3:2, 1:1, 0:2)

Ilfishalle, 4'698 Zuschauer. SR: Tscherrig/Borga, Burgi/Huguet. Tore: 4. Thürkauf (Arcobello, Boedker, Ausschluss Sturny) 0:1. 5. Josephs (Fazzini, Thürkauf) 0:2. 14. Schmutz (Grenier, Olofsson) 1:2. 19. Pesonen (Olofsson, Saarela, Ausschluss Fadani) 2:2. 20. (19.48) Huguenin (Schwery, Schilt) 3:2. 30. Olofsson (Grenier, Grossniklaus) 4:2. 37. Josephs (Alatalo, Arcobello, Auschluss Petrini) 4:3. 40. (39.59) Huguenin (Olofsson, Pesonen, Ausschluss Müller) 5:3. 60: (59.01) Hudacek (Alatalo, Fazzini, Ausschluss Erni). 60. (59.39) Hudacek (Alatalo, Fazzini) 5:5. 63. (62.56) Pesonen (Saarela, Huguenin) 6:5. Strafen: 6-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten gegen Lugano.

SCL Tigers: Mayer; Erni, Blaser; Schilt, Huguenin; Grossniklaus, Elsener; Aeschbach; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Saarela, Schweri; Weibel, Salzgeber, Berger; Sturny, Diem, Petrini; Langenegger.

HC Lugano: Fadani; Müller, Nodari; Wolf, Alatalo; Chiesa, Villa; Näser; Boedker, Arcobello, Hudacek; Josephs, Thürkauf, Fazzini; Morini, Herburger, Bertaggia; Stoffel, Walker, Traber; Vedova.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Leeger, Zryd, Loosli (alle verletzt), Guggenheim (krank), Melnalksnis (Partnerteam). Lugano ohne Schlegel, Carr, Guerra, Fatton, Loeffel (alle verletzt), Riva (krank). 36. Pfostenschuss Fazzini. 58.51: Timeout Lugano. Lugano von 58.22 bis 59.01 und von 59.23 bis 59.39 ohne Torhüter.