Hischier - Show gegen Langnauer Rumpf-Truppe

Klar, nach einer Niederlage kann man nie zufrieden sein. Egal, wie diese zustande kommt. Und klar, es ist die fünfte Niederlage im fünften Spiel unter dem neuen Coach der Langnauer. Aber wenn man die Absenzenliste der Emmentaler betrachtet, muss man das Spiel nicht unbedingt gesehen haben um zu wissen, wer es gewonnen hat. Es konnte nur einen Sieger geben.

Unter diesen Voraussetzungen ist es mehr als achtbar, wie sich die SCL Tigers in Biel aus der Affäre gezogen haben. Tim Mathys und Yanick von Bergen, beide mit Jahrgang 2004, kamen zu ihrer Feuertaufe in der National League, ohne zuvor auch nur ein einziges Spiel im Erwachsenen-Eishockey gespielt zu haben. Also auch nicht in der Swiss League oder der MySports League. Cédric Aeschbach, Oskars Lapinskis und Rihard Melnalksnis sind ebenfalls Nachwuchsspieler, die unter normalen Umständen auch in Langnau noch keine Stammspieler wären. Wegen der Personalnot wurde Nolan Diem kurzerhand zum Verteidiger umfunktioniert. Immerhin konnten die Langnauer diesmal wenigstens mit zwei Ausländern (Pesonen und Grenier) auflaufen. Biel indes spielte mit fünf. Der EHCB ist eine von zwei Mannschaften, die wegen eines Spielers in der NHL einen Ausländer mehr einsetzen dürfen. 

Für die Bieler ging es nach drei Niederlagen darum, endlich wieder auf die Siegesstrasse zurückzukehren. Da erwies sich die Partie gegen den dezimierten Gegner als ausgezeichnete Gelegenheit, Von den Langnauern wiederum erwartete unter diesen Umständen niemand den Sieg. Entsprechend spielten sie ohne Sieges- und Erwartungsdruck einigermassen frei von der Leber weg. Und sie machten ihre Sache durchaus gut. Sie agierten diszipliniert und kämpferisch, aber auch mit einer Prise Frechheit gegen den haushohen Favoriten, und boten diesem lange Zeit, oft auch mit etwas Glück, Paroli. Es entwickelte sich eine Partie, die fast ein wenig an den Spengler Cup erinnerte. Zwar geht es um etwas, aber nicht um so viel, dass unter grosssem Druck und mit taktischen Fesseln gespielt wird. Und so entwickeln sich zuweilen attraktive Spiele. Die Zuschauer brauchten jedenfalls ihr Kommen nicht zu bereuen. Zweimal glichen die Langnauer die Führung der Bieler wieder aus, wobei vor allem der Treffer zum 2:2, erzielt durch Kay Schweri, zuvor von Yannick Blaser sehenswert vorbereitet wurde. Apropos Yannick Blaser: Er ist einfach ein Vorbild. Selbst in der letzten Minute beim hoffnungslosenen Spielstand von 3:7 und bei Unterzahl seiner Mannschaft, wirft er sich noch in einen gegnerischen Schuss. Solche Vorbilder brauchen die Nachwuchskräfte. Dann nämlich profitieren sie auch von solchen Spielen.

In der 34. Minute kassieren dann die Gäste innerhalb von lediglich 19 Sekunden zwei Tore, wobei vor allem das Gegentor zum 2:4 unglücklich fiel. Torhüter Robert Mayer, von seiner Corona-Erkrankung genesen, wollte die Scheibe via Bande hinter dem Tor durch passen, spielte diese jedoch zu steil, so dass sie wieder vor dem Tor landete. Beim Zurückeilen lenkte er dann das Spielobjekt gleich selbst über die Torlinie. 

Sehenswert dann der Bieler Treffer zum 3:5. nachdem Flavio Schmutz mit einem Ablenker eines Schusses von Samuel Erni die Tiger nochmals auf ein Tor herangebracht hatte. Der dreifache Torschütze Luca Hischier (er traf 1:0, 4:2 und zum 6:3) glänzte diesmal als Vorbereiter. Von hinter dem Tor lupfte er die Scheibe über das Gehäuse, wo sie von Toni Rajala direkt verwertet wurde. Die Schiedsrichter kontrollierten noch, ob alles mit rechten Dingen zugegangen war. Es schien nicht ganz sicher, ob allenfalls ein zu hoher Stock im Spiel gewesen sein könnte. Aber sie befanden, es sei alles in Ordnung. Es wäre auch zu schade gewesen um diesen Treffer.

EHC Biel - SCL Tigers 7:3 (1:1, 4:2, 2:0)

Tissot Arena Biel, 4'852 Zuschauer. SR: Lemelin/Ruprecht, Altmann/Urfer. Tore: 4. Hischier (Haas) 1:0. 16. Diem 1:1. 29. Haas (Lööv) 2:1. 31. Schweri (Blaser) 2:2. 34. (33.29) Schläpfer (Korpiskoski) 3:2. 34. (33.48) Hischier 4:2. 35. (34.28) Schmutz (Erni) 4:3. 39. Rajala (Hischier) 5:3. 46. (46.00) Hischier 6:3. 48. Brunner (Rajala, Sallinen, Ausschlüsse Diem, Pesonen) 7:3. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen den EHC Biel, 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

EHC Biel: van Pottelberghe; Lööv, Stampfli; Grossmann, Yakovenko; Forster, Delémont; Christen; Rajala, Haas, Hischier; Künzle, Cunti, Brunner; Kessler, Sallinen, Hügli; Tanner, Froidevaux, Korpikoski; Schläpfer.

SCL Tigers: Mayer; Grossniklaus, Blaser; Erni, Diem; Leeger, Aeschbach; Mathys; Pesonen, Grenier, Schweri; Weibel, Schmutz, Petrini; Sturny, Berger, Schärz; Lapinskis, Melnalksnis, von Bergen.

Bemerkungen: Biel ohne Rathgeb, Fey, Kohler (alle verletzt), Hofer, Schneeberger, Karaffa (alle krank). SCL Tigers ohne Punnenovs, Zaetta, Stettler, Hugenin, Zryd, Elsener, Saarela, Langenegger (alle verletzt), Guggenheim, Schilt, Olofsson, Loosli, Salzgeber (alle krank). 46. Pfostenschuss Tanner. 57. Schweri (SCL) scheitert mit Penalty.